Humanitäre Hilfe:Betten für die Palliativstation

Dachauer Kreisverband des Bayerischen Roten Kreuzes will Geräte für Kinderheim in der Ukraine spenden

Von Christiane Bracht, Dachau

Der Kreisverband Dachau des Bayerischen Roten Kreuzes will seine Hilfe in der Ukraine ausweiten. Seit 26 Jahren hat der Verband eine stabile Partnerschaft mit dem ukrainischen Rotkreuzverband in Iwano Frankiwsk in den Vorkarpaten. 1,3 Millionen Menschen leben in diesem Landstrich. Drei Mal ist die BRK-Auslandshilfe heuer bereits dorthin gefahren, um Hilfsgüter in die Region zu bringen. Fünf Tage waren der Leiter der BRK-Auslandshilfe, Peter Sedlmair, und sein langjähriger Helfer Peter Tartler mit dem Laster unterwegs, um die Leute in dieser Region mit Spenden zu beliefern. Bei ihrem Aufenthalt haben sich die beiden auch ein Kinderheim angeschaut, in dem 24 kleine Kinder vom Baby bis zum Vierjährigen untergebracht sind. "Wir möchten dieses Heim unbedingt in die Liste unserer Hilfsprojekte aufnehmen", erklärt Sedlmair nach der Rückkehr aus Iwano Frankiwsk. Grund ist die Palliativstation, die an das Heim angeschlossen ist und die offenbar dringend Geräte braucht.

Humanitäre Hilfe: Der Sozialverband plant, die medico-sozialen Einrichtungen künftig stärker zu fördern.

Der Sozialverband plant, die medico-sozialen Einrichtungen künftig stärker zu fördern.

(Foto: oh)

Außerdem plant der Sozialverband, die medico-sozialen Einrichtungen künftig stärker zu fördern, sagt der stellvertretende Vorsitzende des Kreisverbands Dachau, Hans Ramsteiner. Seit Krieg in der Ost-Ukraine herrscht, seien die staatlichen Mittel für sie stark reduziert oder ganz gestrichen worden. Dem BRK-Kreisverband schwebt vor, zehn Krankenschwestern für diese Zentren, die vor allem für Senioren ein wichtiger Anker sind, zu finanzieren. Tagsüber werden dort 15 bis 20 ältere Leute betreut. Es gibt Mittagessen, und außerdem machen die Schwestern Hausbesuche in dem sehr ländlichen Gebiet, um sicherzustellen, dass die Senioren ihre Medikamente bekommen, dass Verbände gewechselt werden und um ihnen zur Hand zu gehen. Etwa 20 000 Euro würde das kosten, erklärt Ramsteiner. Im Kinderheim geht es vor allem darum, die Palliativstation zu unterstützen. Darin liegen derzeit fünf schwer kranke oder schwerstbehinderte Kinder, die von Ärzten, Schwestern und Erziehern, aber auch von ihren Eltern versorgt werden. Die Station braucht dringend Krankenhausbetten mit Gittern und Griffen zum Hochziehen. Das haben Sedlmair und Tartler bei ihrem Besuch festgestellt. Aber es fehlt wohl auch noch an anderen Dingen. Die Kleinkinder im Heim stammen indes alle von Eltern, die nicht für sie sorgen können, sei es wegen Alkohol- oder Drogenabhängigkeit oder weil sie im Gefängnis sitzen. Die meisten kehren nach einiger Zeit wieder nach Hause zurück, die übrigen werden an Pflegefamilien vermittelt. Mehr als 100 Krankenschwestern, Erzieher, Logopäden und Heilerzieher, aber auch Küchenpersonal und Putzfrauen arbeiten in der Einrichtung. Von außen macht das Heim zwar einen renovierungsbedürftigen Eindruck, aber Sedlmair und Tartler waren begeistert vom vertrauensvollen und herzlichen Umgang innen.

Humanitäre Hilfe: Der dritte Hilfstransport in diesem Jahr führte Peter Sedlmair in ein Kinderheim in Iwano Frankiwsk.

Der dritte Hilfstransport in diesem Jahr führte Peter Sedlmair in ein Kinderheim in Iwano Frankiwsk.

(Foto: oh)

Die Hilfe für die Ukraine ist der Schwerpunkt der Tätigkeit der Dachauer Auslandshilfe. "Die Zusammenarbeit ist einfach exzellent ausgebaut", erklärt Ramsteiner. Klar gibt es auch dort sehr reiche Leute und Prachtbauten, aber vor allem auf dem Land lebten auch viele sehr arme Menschen, erklärt Sedlmair, der jedes Jahr dorthin fährt, um eine der drei oder vier Hilfslieferungen in die Karpaten zu bringen. "Die Leute wohnen meist in einfachen Holzhäusern mit einem Brunnen und einem Plumpsklo im Garten", erzählt er. "Man sieht auch noch Pferdefuhrwerke auf der Straße." Ein bisschen erinnere das Land an die Zeit bei uns nach dem Krieg, aber mit sehr modernen Elementen dazwischen. Der Mindestlohn in der Ukraine liege bei etwa 100 Euro im Monat, dabei sei Heizen genauso teuer wie bei uns. Man kann sich also vorstellen, dass vor allem die ärmeren Menschen im Winter im Kalten sitzen.

Humanitäre Hilfe: Die Hilfe für die Ukraine ist der Schwerpunkt der Tätigkeit der Dachauer Auslandshilfe.

Die Hilfe für die Ukraine ist der Schwerpunkt der Tätigkeit der Dachauer Auslandshilfe.

(Foto: oh)

Seit Beginn der Hilfstransporte vor 26 Jahren haben sich die Projekte verändert, sagt Sedlmair. Einige Einrichtungen sind inzwischen so gut ausgestattet, dass sie keine Hilfe mehr nötig haben. Das BRK mache immer wieder Kontrollen. Wenn sich dabei herausstellt, dass die Mittel nicht dort ankommen, wo sie hin sollen, beende man die Hilfe, sagt der Leiter der Auslandshilfe. Auf diese Weise werden aber auch Kapazitäten für neue Projekte wie die hier beschriebenen frei.

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