Hochwasserschutz:Die Zähmung des Gröbenbachs

Der Gröbenbach in Dachau läuft immer wieder über. Jetzt will die Stadt den Anwohnern helfen - doch das könnte dauern.

Petra Schafflik

Vollgelaufene Keller, überflutete Straßen, Sandsäcke an den Ufern: Dieses Hochwasser-Szenario haben die Landkreisbewohner in den letzten Jahren mehrfach erlebt. Eindrücklich in Erinnerung ist das Pfingsthochwasser 1999, das landesweit Schäden in Millionenhöhe verursacht hat. Und wer in der Nähe von Flussufern wohnt, kennt die regelmäßig wiederkehrende Sorge um steigende Pegelstände.

Hochwasserschutz: Gerade im Sommer wird die Feuerwehr immer wieder an den Gröbenbach gerufen, weil es dort Überschwemmungen gibt.

Gerade im Sommer wird die Feuerwehr immer wieder an den Gröbenbach gerufen, weil es dort Überschwemmungen gibt.

(Foto: Archivbild: Toni Heigl)

Um Hochwasserschäden künftig zu mindern, verpflichtet das Bayerische Wassergesetz die Wasserwirtschaftsämter, gefährdete Überschwemmungsgebiete zu ermitteln. Im Landkreis liegen bereits Ergebnisse für Amper, Glonn und Gröbenbach vor. Eine rechtliche Pflicht zu aktivem Hochwasserschutz für gefährdete Zonen folgt aus diesen Erhebungen nicht. Dennoch strebt die Stadt Dachau an, den häufig über die Ufer gehenden Gröbenbach künftig zu zähmen.

Schäden durch Überschwemmungen haben in den letzten Jahren in ganz Bayern zugenommen. Zum Teil, weil Flüsse immer öfter über die Ufer treten. Aber auch, weil in früher natürlichen Überschwemmungsgebieten heute mehr Menschen leben. Für ein künftiges Hochwasser-Risikomanagement werden deshalb gefährdete Areale erfasst.

Die Wasserwirtschaftsämter kartieren konkret Überschwemmungsgebiete entlang der Gewässern erster bis dritter Ordnung, im Landkreis sind dies Amper, Glonn, Gröbenbach und Würm. "Die Erfassung folgt mathematischen Berechnungen", erläutert Stefan Löwl, Leiter der Abteilung Umweltschutz im Landratsamt.

Mit Daten zur Gelände-Oberfläche und zu den Wassermengen eines sogenannten hundertjährigen Hochwassers werden die Flächen ermittelt, die statistisch im Zeitraum von hundert Jahren von Hochwasser betroffen sind. Diese Areale werden dann als Überschwemmungsgebiet eingestuft. "Ermessensspielraum gibt es nicht," betont Umweltschutzfachmann Löwl.

Für den Landkreis wurden zuletzt im Januar entsprechende Karten für die Amper veröffentlicht, Daten für Glonn und Gröbenbach liegen seit 2010 vor. Einzig die Kartierung der Würm sei beim Wasserwirtschaftsamt noch in Arbeit, erklärt Löwl.

Die veröffentlichten Karten enthalten keine großen Überraschungen. Denn die Wasserwirtschaftsämter verarbeiten keine Prognosen, sondern konkrete statistische Daten. In der Überschwemmungszone der Glonn liegt zum Beispiel das Sportgelände des TSV Indersdorf, das bereits 1994 einmal vollständig überflutet wurde. In Dachau werden die Flächen westlich des Gröbenbachs als hochwassergefährdet eingestuft.

Auf die Nachbarn angewiesen

Für die jetzt erfassten Areale gelten künftig besondere Vorgaben. Heizöltanks müssen zum Beispiel von einem Sachverständigen geprüft werden. Vor allem aber wird das Baurecht eingeschränkt. Jeder Bauantrag in einer Überschwemmungszone wird künftig gezielt geprüft, "im Einzelfall können Auflagen erteilt werden", sagt Löwl.

Die Veröffentlichung der kartierten Überschwemmungsgebiete zielt auch darauf ab, das Wissen um die Hochwassergefahr allgemein zugänglich zu machen. "Wer informiert ist, kann Eigenvorsorge treffen", betont Löwl. Durch bauliche Maßnahmen oder durch eine Versicherung zum Beispiel. Auf freiwilliger Basis, denn mit der Erfassung der Überschwemmungsgebiete wird aktiver Hochwasserschutz für Bürger keineswegs verpflichtend.

Auch Kommunen müssen nicht per Gesetz in Staudämme oder Schutzmauern investieren. Die Stadt Dachau nimmt die Festsetzung der Überschwemmungsgebiete dennoch zum Anlass, aktiv zu werden. Für den Gröbenbach, der allein im vorigen Jahr dreimal bedrohlich voll gelaufen ist, wird das Wasserwirtschaftsamt auf Initiative der Stadt ein Schutzkonzept erarbeiten.

Vermutlich zur Freude der Anwohner, die seit Jahren die Stadt zum Handeln auffordern. Schnelle Ergebnisse sind aber nicht zu erwarten. Denn erfolgreicher Hochwasserschutz für das innerstädtische Areal, das bis zum Unteren Markt und nach Dachau-Süd reicht, werde nur in Kooperation mit den Nachbargemeinden gelingen, erklärt Stadtbauamtsleiter Michael Simon.

Etwa durch Retentionsflächen im Süden der Stadt. Deshalb werden die Anwohner noch ein wenig Geduld aufbringen müssen. Bis ein funktionsfähiges Konzept steht, "kann es Jahre dauern", sagt Simon.

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