Hilgertshausen/Tandern:Wieder mal das Vollmair-Haus

Gemeinderat entscheidet über weitere Voruntersuchungen zur Sanierung des denkmalgeschützten Gebäudes in Tandern

Von Benjamin Emonts, Hilgertshausen/Tandern

Ob das marode Vollmair-Haus im Ortszentrum von Tandern saniert wird, ist weiterhin offen. Vor einer endgültigen Abstimmung entscheidet der Gemeinderat der Ortschaften Hilgertshausen und Tandern am Montag, 20. April, zunächst darüber, ob an dem denkmalgeschützten Gebäude weitere Voruntersuchungen durchgeführt werden sollen. Die Regierung von Oberbayern und das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege machen sie zur Bedingung für eine finanzielle Förderung. Von ihr ist das ambitionierte Bauprojekt abhängig. "Wenn wir die Zuschüsse nicht bekommen, dann ist das Projekt für uns ohnehin nicht mehr finanzierbar", sagt Bürgermeister Hans Kornprobst.

Dass die Voruntersuchungen in der Gemeinderatssitzung beschlossen werden, davon ist Kornprobst überzeugt. Schließlich erlangt die Kommune nur dann Klarheit über die Höhe der Fördergelder, wenn sie auch die Bedingungen der staatlichen Stellen wie des Denkmalamts erfüllt. Einigkeit über die Notwendigkeit der Sanierung herrscht im Gemeinderat allerdings bei Weitem nicht. Harmonie ist im gegenseitigen Umgang der beiden Ortschaften ein Fremdwort, seit sie Ende der Siebzigerjahre widerwillig zu einer Gemeinde zusammen geschlossen wurden. An der Debatte um das Vollmair-Haus hat sich die seit Jahrzehnten bestehende Rivalität neu entzündet: Die Nachbarn beäugen sich seit jeher mit Argwohn. Die Hilgertshausener argumentieren, dass die Gemeinde besser Pflichtaufgaben erfüllen soll, statt ein marodes Haus zu renovieren: den Neubau eines Feuerwehrhauses, des Bauhofs oder des Kindergartens. Ganz generell zweifeln sie am Bedarf der Tanderner an einem öffentlichen Treffpunkt, wie sie ihn fordern. Der Vorbehalt lautet sinngemäß: Die Tanderner wollen sich da einen Luxus gönnen, den die Hilgertshausener mitfinanzieren müssen.

Der Verein Zukunft Tandern und die Mehrzahl der Bürger aus der Ortschaft kämpfen seit Jahren für die Renovierung. Das 200 Jahre alte, heruntergekommene Vollmair-Haus inmitten des Dorfes bezeichnen sie als einen "Schandfleck", der das Ortsbild nachhaltig störe. Dementsprechend fordern die Tanderner ein würdiges Zentrum für ihr Dorf: einen Treffpunkt für Jung und Alt, wie er eben in Tandern vielen Bürgern fehlt.

Der im Oktober 2013 gegründete Verein Zukunft Tandern hat der Gemeinde für das renovierte Gebäude ein ausführliches Nutzungskonzept vorgelegt. Demnach könnten im Ober- und Dachgeschoss durch Privatinvestoren Wohnungen erworben werden. Das Erdgeschoss würde in den Besitz der Gemeinde übergehen. Angedacht ist ein Büroraum, ein nicht-kommerzielles Bistro sowie ein etwa 100 Quadratmeter großer Versammlungsraum. Eine Machbarkeitsstudie, eine Entwurfsplanung und eine Kostenermittlung durch eine Architektin liegen der Gemeinde bereits vor. Ihr zufolge würde sich die gesamten Sanierungskosten auf etwa 2,1 Millionen Euro belaufen. Auf die Kommune entfiele für eine Übernahme des Erdgeschosses ein Anteil von 38 Prozent, was rund 800 000 Euro entspricht. Davon abgezogen würden allerdings noch die Fördergelder vom Staat. Bürgermeister Kornprobst beziffert die "Schmerzgrenze" der gemeindlichen Eigenleistung auf "250 bis 300 000 Euro".

Bislang aber liegen der Gemeinde keine gesicherten Zahlen über die Kosten des Bauprojekts vor. Klarheit über die Höhe der Fördergelder erhält die Gemeinde erst, wenn die Voruntersuchungen abgeschlossen sind. Für die gilt es am Montag nun, grünes Licht zu geben. Es wäre zumindest ein weiterer Schritt hin zu einem neuen Ortsbild Tanderns.

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