Heißer Wettbewerb:1000 Athleten kämpfen beim Karlsfelder Triathlon

Nach dem dramatischen Zwischenfall 2015 sah sich Lukasz Wojt in der "Pflicht, ein ordentliches Rennen abzuliefern". Das ist ihm gelungen.

Von Sarah Stemmler, Karlsfeld

Ein einzelner Schwimmer hat sich vom Hauptfeld abgesetzt und krault einsam durch den Karlsfelder See. Nach nur 18 Minuten rechnet noch keiner der Zuschauer am Ufer mit dem ersten Athleten. "Wer ist das denn? Der hat ja einen Wahnsinnsvorsprung!", ruft Stadionsprecher Udo Fesser, hin und her gerissen zwischen Be- und Entgeisterung. Es ist Lukasz Wojt, der bereits im vergangenen Jahr für Schlagzeilen sorgte. 2015 führte er ebenfalls das Feld an, brach aber kurz vor dem Ziel zusammen, Cheerleader halfen ihm auf die Beine. Obwohl er noch aus eigener Kraft über die Linie kroch, wurde er disqualifiziert, wegen unerlaubter Hilfeleistung durch Fremde. Als Wojt am Sonntag aus dem Karlsfelder See steigt, sieht es aus, als könnte er es dieses Jahr schaffen: Der Würzburger hat die anderen Athleten weit hinter sich gelassen, erst drei Minuten später kommt der nächste aus dem Wasser.

Immer schönes Wetter

Eilig haben es die Athleten auf dem Weg zur ihren Rädern, manch einer pellt sich noch im Laufen aus dem Schwimmdress. Neoprenanzüge sind wegen der hohen Wassertemperaturen verboten, der Karlsfelder See hat 24 Grad Celsius. Für die schlechteren Schwimmer ist das natürlich ein Nachteil, denn ein Neoprenanzug bringt Auftrieb und steigert die Geschwindigkeit. Dafür ist das Wetter umso schöner, der See glitzert in der Sonne, ein leichter Wind rauscht in den Bäumen am Ufer. Es scheint ein kosmisches Gesetz zu sein, dass beim Karlsfelder Triathlon die Sonne scheint: "Wir haben immer schönes Wetter. Fragen Sie uns nicht, wie wir das beeinflussen", sagt Dieter Asböck, Gesamtleiter der Veranstaltung, und lacht.

Allerdings ist es auch eine große Herausforderung für die Athleten, bei 30 Grad Celsius noch Höchstleistungen zu erbringen. Immerhin werden sie schnell wieder trocken, wenn sie sich direkt nach dem Schwimmdurchgang auf die Räder schwingen. Beim Radfahren müssen die Sportler vor allem eines beachten, und zwar dass die Radschuhe nicht an den Pedalen befestigt sein dürfen. Die Schuhe werden in der Wechselzone angezogen und dürfen erst dort wieder abgelegt werden, eine ungewöhnliche Regel. "Das gibt es nur hier in Karlsfeld", erklärt eine Helferin im Startbereich der Radler, "das führt oft zu Durcheinander." Auch heute missachtet ein Athlet die Vorschrift, er wird umgehend disqualifiziert. Dennoch entscheidet er sich, das Rennen zu beenden und nimmt sein Ausscheiden sportlich.

Hinter Lukasz Wojt kommt lange keiner

Um circa 10.20 Uhr werden im Zielbereich der Radfahrer die ersten Rufe laut: "Da kommt der erste!", "Ist er das?", "Der hat ja gar keine Konkurrenz!" Es ist wieder Lukasz Wojt, diesmal mit sechs Minuten Vorsprung auf die anderen Starter. "Ist ja langweilig", murmelt ein Zuschauer. "Fühlt der sich da vorne nicht einsam?"

Noch hat Wojt zehn Kilometer in der Mittagshitze vor sich, noch könnte er wie im Vorjahr am Laufen scheitern. Wenn man den Kommentaren der Zuschauer Glauben schenkt, ist die letzte Disziplin schließlich die härteste. "Du hast schon Schwimmen und Radfahren hinter dir, du meinst, du läufst wie auf Eiern." Am Rand der Laufstrecke stehen Helfer aufgereiht, Wasserbecher in den Händen. Die meisten Athleten entscheiden sich aber lieber für eine kleine Dusche, als etwas zu trinken.

Nach insgesamt 2:00:56 ist der Sieger dann wenig überraschend, Lukasz Wojt hat sich seinen Vorsprung nicht nehmen lassen. Diesmal hat er auch genügend Luft, um noch entspannt zu plaudern, und nein, langweilig habe er den Wettkampf nicht gefunden. Für ihn war es angenehm, so viel Platz zu haben, außerdem sah er es als seine "Pflicht, ein ordentliches Rennen abzuliefern", um den Eindruck von 2015 auszubügeln. Mit diesem souveränen Sieg ist ihm das zweifellos gelungen.

Platz 9 von 500 - damit kann man zufrieden sein

Ebenfalls einen Platz in den Top Ten hat Michael Pietzonka vom Triathlon Karlsfeld errungen. Der 27-jährige Dachauer ist so gut wie jedes Jahr in Karlsfeld dabei, es ist quasi sein "Heimrennen". Pietzonka trainiert fünf- bis sechsmal die Woche, bezeichnet den Sport aber trotzdem als Hobby. Schließlich arbeitet und studiert er, außerdem will er Familie und Freunde nicht vernachlässigen. Sein Ziel beim diesjährigen Triathlon war "so gut wie möglich" abzuschneiden, und bei 500 Athleten der Kurzdistanz kann man mit Platz neun durchaus zufrieden sein.

Insgesamt haben laut Veranstalter 1000 Teilnehmer den Wettbewerb bestritten, ebenso viele Zuschauer feuerten die Athleten an. Gesamtleiter Asböck spricht von einer gelungenen Veranstaltung, frei von Unfällen und Zusammenbrüchen. 200 Helfer haben sich um die Athleten gekümmert, alles auf Basis von ehrenamtlichem Engagement. Das Organisationsteam selbst besteht aus aktiven Triathleten, die, so Asböck, "das zurückgeben, was wir bei anderen Veranstaltungen erfahren". Dieses Prinzip geht nun schon zum 28. Mal auf, alle Athleten sind voll des Lobes für den Karlsfelder Triathlon. Es sei eine schöne, sehr gut organisierte Veranstaltung, besonders geschätzt wird die Radstrecke auf der gesperrten Bundesstraße 471. Das klingt, als stünde dem Karlsfelder Triathlon auch weiter eine sonnige Zukunft bevor.

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