Heftiger Schlagabtausch:Wider den Altomünsterer Geist

Heftiger Schlagabtausch: Hinter der schönen Fassade des Rathauses in Altomünster rumort es gewaltig. Bürgermeister Anton Kerle (CSU) und seine Fraktion fühlen sich von den Gemeinderäten der FWG hintergangen.

Hinter der schönen Fassade des Rathauses in Altomünster rumort es gewaltig. Bürgermeister Anton Kerle (CSU) und seine Fraktion fühlen sich von den Gemeinderäten der FWG hintergangen.

(Foto: Toni Heigl)

Der Gemeinderat hat eine sachliche Kooperation zur Maxime erklärt. Nun fällt die CSU über die FWG her, die Geheiminformationen rausgegeben haben soll

Von Horst Kramer, Altomünster

Ungewöhnlich heftige Worte im Altomünsterer Gemeinderat: Ungewöhnlich deshalb, weil sich das Gremium gerne eines besonderen "Altomünsterer Geistes" rühmt, bei dem das Gemeinwohl im Vordergrund stehen und Parteienzwist keine Rolle spielen soll. Martina Englmann (CSU) warf der Freien Wählergemeinschaft (FWG) sogar eine "Verletzung des Amtseids" vor. Ihr Fraktionskollege Josef Riedlberger zürnte: "Dieses Vorgehen ist ein No-Go!" Es ging wieder einmal um das Sanierungsprojekt "Schultreppe 4".

Das war geschehen: Anfang Februar hatte FWG-Rat Michael Reiter den Stand des Projekts auf der Jahreshauptversammlung seiner Gruppierung präsentiert - ein gezielter Affront gegen das Rathaus und Bürgermeister Anton Kerle (CSU). So jedenfalls sieht es seine Partei. Denn eigentlich wäre es die Aufgabe des Bürgermeisters gewesen, das neue Konzept der Öffentlichkeit vorzustellen. Von Gemeinderat Reiter fühlte sich Kerle schon einmal desavouiert. Im Oktober hatte die FWG das von Kerle favorisierte Umbaukonzept des 300 Jahre alten Gebäudes scheitern lassen. Aus Kostengründen: 2,85 Millionen Euro sollte die Sanierung kosten.

Der Bürgermeister hatte daraufhin eine überparteiliche Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, die in mehreren Sitzungen ein neues Nutzungskonzept entwickelte und dabei die Kosten um rund eine Million Euro senkte - wohl gegen den Widerstand des Münchner Architektenbüros, das die ursprünglichen Pläne erarbeitet hatte. Der aktuelle Auftritt Reiters bei der FWG-Veranstaltung wurde daher in Rathaus genau registriert. Nun entlud sich der Zorn der CSU im Gemeinderat. "Ihr habt nichtöffentliche Informationen an die Öffentlichkeit gebracht", herrschte Englmann die FWG-Räte an. Dabei sei der Eindruck entstanden, dass ausschließlich der FWG der Erfolg zu verdanken sei. Obwohl auch CSU-Mitglieder mitgewirkt hätten. Riedlberger ärgerte sich, dass er "aus der Zeitung" von den Resultaten erfahren musste, die auf der FWG-Versammlung präsentiert worden sind. Auch Kerle schlug mahnende Töne an: Das Verfahren sei Anfang Februar noch "in der Schwebe" gewesen, die vorzeitige Bekanntgabe der Zahlen hätte zu Schwierigkeiten mit den beteiligten Ämtern führen können.

FWG-Chef Hubert Güntner konterte kühl: "Das waren keine nichtöffentliche Sitzungen." Deren Ergebnisse seien nicht geheim. Zudem waren die Unterlagen nicht als "nichtöffentlich" gekennzeichnet, wie Güntner sagte. Der Thalhausener Markus Hagl, der in FWG-Kreisen als möglicher Bürgermeisterkandidat gehandelt wird, goss durch ein Lob weiteres Öl ins Feuer. Er hob die Verdienste des FWG-Rats und Architekten Josef (Josel) Obeser hervor: Dessen Kompetenz und Überzeugungskraft sei in den Diskussionen mit den Münchner Architekten entscheidend gewesen. "Danke, Josel!", beendete Hagl seine Eloge und klopfte demonstrativ Beifall. Die Mehrheit der CSU-Fraktion rührte ihre Hände indes nicht. Bürgermeister Kerle versuchte schließlich, eine Brücke zu schlagen: "Die Kompetenz des gesamten Arbeitskreises ist sehr hoch." Er sprach gar von einem "Modell für die Zukunft".

Unabhängig von dem Streit geht nun aber mit dem Sanierungsprojekt voran: Im Erdgeschoss der Schultreppe 4 kann der Kindergarten "Kleine Strolche" künftig eine zusätzliche Gruppe einrichten, mit einem Gruppenraum, einem Therapiezimmer, einem Intensivraum sowie ein Zimmer für das Kindergartenteam. Der Kindergarten ist in der gegenüberliegenden "Schultreppe 3" beheimatet. Im Obergeschoss erhält die Volkshochschule neue Räume, unter anderem für ihre Kleinkindergruppe "Kleine Mäuse". Zwei Mehrzweckräume stehen für Veranstaltungen zur Verfügung. Auf der Parkplatzseite entsteht ein einfacher mit Holz verkleideter Anbau für eine Stahltreppe und einen Lift. Der Ausbau des Obergeschosses fällt rudimentär aus: Dort sind nicht beheizte Flächen für ein Archiv und einen großen "Kreativraum" der Volkshochschule vorgesehen.

Die Gauben, die relativ neu sind, werden rückgebaut und dafür Dachfenster installiert. Amtsleiter Christian Richter plant mit Kosten von rund zwei Millionen Euro und Zuschüssen von 900 000 Euro, "konservativ gerechnet". Mit einer Fertigstellung sei frühestens im Sommer 2020 zu rechnen, so Richter. Bürgermeister Kerle hält das Jahr 2021 für wahrscheinlicher.

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