Hebertshausen:Verlierer im Verkehrspoker

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Dachau will die Nordost-Umfahrung zur Not selbst bauen. Für Hebertshausen entstünde daraus ein ernsthaftes Problem.

Petra Schafflik und Helmut Zeller

In dem Verkehrspoker um die Nordost-Umgehung für Dachau hat Hebertshausen ein schlechtes Blatt in der Hand: So sieht das jedenfalls die kleine Nachbargemeinde selbst, nachdem das bayerische Innenministerium den Bau der Ostumgehung und die damit verknüpfte Hebertshausener Südumfahrung auf 2025 verschoben hat. Die Stadt Dachau erwägt nämlich, die sieben Kilometer lange und knapp 15 Millionen Euro teure Umgehungsstraße selbst zu bauen. Die Hebertshausener befürchten jetzt, ihre Gemeinde könnte durch die Dachauer Strategie abgehängt werden. Die Südumfahrung kostet fünf Millionen Euro. Geschäftsleiter Rudolf Grabl sagte im Gemeinderat: "Da bleiben locker zwei Millionen Eigenanteil." Und die kann sich Hebertshausen nicht leisten.

Hier zwischen Dachau und Hebertshausen - etwas weiter links - würden Hebertshausener und Dachauer Umfahrung zusammengeführt werden - sofern es noch etwas wird aus der Hebertshausener Umfahrung. Rechts befindet sich das Gewerbegebiet Schwarzer Graben.  (Foto: DAH)

Die Entscheidung der Dachauer wird Ende des Jahres fallen - aber jetzt schon ist klar: Hebertshausen könnte nicht mitziehen. Bürgermeister Michael Kreitmeir (FW) ist noch aus einem weiteren Grund auf die Dachauer nicht gut zu sprechen: Der Landkreis würde sich an der Dachauer Umfahrung finanziell beteiligen. Dann aber wären über die Kreisumlage alle Kommunen mit im Boot. Hebertshausen würde für die Ostumgehung des Nachbarn zahlen, ohne damit gleichzeitig die eigene Umfahrungsstraße voranzubringen. Außerdem, argumentiert Kreitmeir, handele es sich um den Ausbau einer Staatsstraße. "Ich sehe nicht ein, wieso die Gemeinde hier in Vorleistung gehen soll." Das hatte zunächst auch Dachaus Oberbürgermeister Peter Bürgel (CSU) so gesehen. Aber im April kam dann die böse Überraschung. Entgegen früheren Zusagen hatte das Innenministerium die Straßenbauprojekte, die Dachau und seinen Nachbarn vor dem Verkehrsinfarkt bewahren sollen, im Ausbauplan als nachrangig eingestuft. Im Klartext: Mit dem Bau der Südumfahrung Hebertshausen, die in die Ostumfahrung münden soll, ist frühestens 2025 zu rechnen. Der Münchner Verkehrsplaner Harald Kurzak hat indessen für 2015 Dachau, Karlsfeld, Hebertshausen und Umgebung den Verkehrskollaps prophezeit. Auf Dachauer Straßen waren 2005 schon 95 000 Kraftwagen unterwegs - diese Verkehrsbelastung steigt laut Experten bis 2015 um 31 Prozent.

Bürgel und seine Parteifreunde, Landrat Hansjörg Christmann und der Landtagsabgeordnete Bernhard Seidenath, intervenierten bei Innenminister Joachim Herrmann (CSU). In dem Gespräch am 19. April wurde die Lösung erörtert, die nun in der Hebertshausener Gemeinderatssitzung erhebliche Skepsis hervorrief. Demnach könnte Dachau in kommunaler Sonderbaulast die Straße bei einem Zuschuss von 80 Prozent selbst bauen. Die restlichen Kosten würde man sich mit dem Landkreis teilen. Weiter wurde mit dem Innenminister vereinbart, dass die Nordost-Umfahrung zusammen mit der Hebertshausener Umgehung jetzt schon geplant wird. "Schriftlich haben wir wieder nichts", monierte Gemeinderat Florian Zigldrum (CSU) mit Blick auf den geltenden Straßenausbauplan.

Besonders ärgerlich finden die Gemeinderäte, dass die Dachauer Straßen über Hebertshausener Gemeindeflächen führen. "Wir sollen Nord- und Ostumgehung mittragen, aber unsere Südumgehung wird ausgestrichen, das kann nicht sein", schimpfte Martin Gasteiger (FW). Die Forderung der Hebertshausener: Das Junktim zwischen Ostumgehung und Südumfahrung dürfe keinesfalls aufgegeben werden. Beide müssten im Ausbauplan in die Dringlichkeitsstufe 1 hochgestuft werden.

© SZ vom 26.09.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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