Hebertshausen:Starke Quote

In Hebertshausen kandidieren zwei Frauen gegen einen Mann.

Von Petra Schafflik

Hebertshausen: Altes Dorf und moderne Neubausiedlung dicht beieinander: Hebertshausen versteht sich als Zuzugsgemeinde. Bezahlbarer Wohnraum sowie Begegnungsräume für Jung und Alt sind daher Wahlkampfthemen.

Altes Dorf und moderne Neubausiedlung dicht beieinander: Hebertshausen versteht sich als Zuzugsgemeinde. Bezahlbarer Wohnraum sowie Begegnungsräume für Jung und Alt sind daher Wahlkampfthemen.

(Foto: DAH)

Mit großem Interesse verfolgen die Bürger in Hebertshausen diesmal den Kommunalwahlkampf. Denn Bürgermeister Michael Kreitmeir (Freier Bürgerblock) tritt nach zwölf Amtsjahren nicht mehr an, der Chefsessel im Rathaus der 5500-Einwohner-Gemeinde wird also auf jeden Fall neu besetzt. Um die Nachfolge des Amtsinhabers konkurrieren Regierungsbeamtin Marianne Klaffki (SPD), Sozialpädagogin Eva-Maria Kutscherauer-Schall (FBB) und Richard Reischl (CSU), Fachlehrer für Elektrotechnik. Hebertshausen ist damit die einzige Gemeinde im Landkreis, in der es eine Frau an die Spitze des Rathauses schaffen könnte. Nirgendwo sonst treten Frauen als Kandidatinnen für das Bürgermeisteramt an, in Hebertshausen aber wollen es gleich zwei Bewerberinnen wissen.

Wer auch immer die Wahl gewinnt, wird mit Hebertshausen eine solide Gemeinde übernehmen. Weil sich die nördlich an Dachau grenzende Kommune seit jeher als Zuzugsgemeinde definiert, lag in der Amtszeit von Michael Kreitmeir das Augenmerk auf moderatem Wachstum und der Erweiterung der Infrastruktur. Dazu zählen der Bau von Kläranlage und Feuerwehrhaus, Kanalausbau, Straßen- und Brückenprojekte. Neben Bauland wurde ein Gewerbegebiet entwickelt, zudem in den Bereich Kinderbetreuung und Jugendarbeit investiert. Dennoch bleiben für den neuen Bürgermeister oder die neue Bürgermeisterin viele Aufgaben. Im Kern wird es in Hebertshausen wie überall im Landkreis darum gehen, den erwarteten Strukturwandel zu gestalten. Ziel wird es sein, bei dem absehbaren Bevölkerungswachstum "die Gemeinde lebenswert zu erhalten". So formulierte das Leitmotiv künftiger Kommunalpolitik der in Hebertshausen lebende Bezirksheimatpfleger Norbert Göttler, der am Sonntag im Sportheim die Podiumsdiskussion der drei Kandidaten moderiert hat. Konkret bedeutet das für Hebertshausen zum Beispiel, dass die Kapazitäten in der Kinderbetreuung weiter ausgebaut, eine weitere Krippe errichtet werden muss. Außerdem gilt es in allen Kitas, die Betreuungszeiten einheitlich und am Bedarf der Eltern orientiert zu gestalten. In die Jugendarbeit muss weiterhin investiert werden. Unstrittig ist auch, dass die Mittelschule im Ort erhalten werden soll. Damit dieser Schulstandort angesichts rückläufiger Schülerzahlen eine Zukunft hat, wird die Gemeinde Geld in die Hand nehmen und vor alle auch innovative Konzepte entwickeln müssen.

Angesichts des demografischen Wandels sollen die Senioren stärker als bisher in den Blickpunkt rücken. Wie bei den übrigen Kernthemen sind sich auch da die Bürgermeisterkandidaten einig. Nur über das Wie gibt es unterschiedliche Ideen: Begegnungsräume für Jung und Alt möchte Marianne Klaffki (SPD) in einem künftigen Bürgerzentrum schaffen und einen Seniorenbeirat einrichten. Eva-Maria Kutscherauer-Schall (FBB) setzt auf die Gründung einer Nachbarschaftshilfe, um ältere Hebertshausener zu unterstützen. Ein Gebäude für Betreutes Wohnen nach dem Vorbild von Haimhausen will Richard Reischl in Kooperation mit der landkreiseigenen Kreiswohnbau errichten.

Einigkeit herrscht auch in der Zielsetzung, in Hebertshausen Standorte für mittelständisches Gewerbe zu entwickeln und weiterhin Zuzug zu ermöglichen. Dabei soll nach den Vorstellungen von Marianne Klaffki (SPD) und Eva-Maria Kutscherauer-Schall (FBB) bezahlbarer Wohnraum in Kooperation mit der Kreiswohnungsbaugesellschaft geschaffen werden. Und Richard Reischl (CSU) fordert, im Dorfkern über Nachverdichtung nachzudenken.

Was den Straßenverkehr angeht, wollen alle drei Kandidaten noch einmal ordentlich Druck machen, dass die geplante Ortsumfahrung doch früher angepackt wird. Denn Hebertshausen leidet enorm unter dem Durchgangsverkehr der Berufspendler. Von einer Umgehungsstraße erhofft man sich eine deutliche Verbesserung der Situation.

Die Grundthemen künftiger Gemeindepolitik sind bei den drei Kandidaten unumstritten, einzig in der Setzung der Schwerpunkte ergeben sich unterschiedliche Akzente. Das darf nicht verwundern, haben doch alle drei bereits seit zwölf Jahren als Gemeinderäte die Entwicklung von Hebertshausen aktiv mitgestaltet und auch mit verantwortet. Einig sind sich die Kandidaten auch in ihrem Ziel, die Bürger künftig detaillierter zu informieren und häufiger mit entscheiden lassen - Stichwort Bürgerbeteiligung und Transparenz.

Wem nun die Hebertshausener für die nächsten Jahre ihre Gemeinde anvertrauen werden, ist offen. Alle drei Kandidaten haben den Wahlkampf mit enormem Engagement geführt, haben neben den üblichen Informationsständen und Veranstaltungen auch bei unzähligen Hausbesuchen direkte Gespräche mit den Bürgern geführt. Trotz dieses persönlichen Einsatzes ist es fraglich, ob schon am Wahlsonntag ein neuer Bürgermeister oder eine neue Bürgermeisterin feststeht. Auch wenn sich der amtierende Bürgermeister Michael Kreitmeir 2002 gegen ebenfalls zwei Mitbewerber sofort im ersten Wahlgang mit 57 Prozent Zustimmung durchgesetzt hat, gilt diesmal eine Stichwahl als wahrscheinlich.

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