Hebertshausen:Platz für Partys

Altes JUZ

Das alte Jugendzentrum in Hebertshausen wird im Sommer abgerissen.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Hebertshausener Gemeinderat kann sich nicht festlegen, wie viel Raum die Jugendlichen im neuen JUZ bekommen sollen. Der Nachwuchs ist enttäuscht, weil die Entscheidung vertagt wurde

Von Petra Schafflik, Hebertshausen

Das neue Kinderhaus kostet 4,7 Millionen Euro, abzüglich Fördermittel wird die Gemeinde eine Million Euro aus der Gemeindekasse aufbringen müssen. Dennoch treibt der Gemeinderat das Projekt energisch voran, niemand will Proteste wütender Eltern riskieren, wenn Betreuungsplätze fehlen. Ganz anders beim geplanten Jugendzentrum (JUZ): Ein neues JUZ würde je nach Ausführung und Konzept zwischen 360 000 und 600 000 Euro kosten. Mit Zuschüssen kann die Gemeinde nicht sicher kalkulieren, weil der Bayerische Jugendring Anträge nach Posteingang abarbeitet und halbwegs finanzstarke Gemeinden mit niedrigen Förderquoten bedient, die auch bei Null liegen können.

Obwohl sich der Gemeinderat einig ist, dass ein neues JUZ her muss, konnte man sich jetzt nicht auf eine Variante verständigen. Im Kern ging es um die Frage, wie großzügig das neue Jugendzentrum gestaltet werden soll. Erneut wurde auch der geplante Standort beim Sportheim in Frage gestellt. Schließlich einigte sich das Gremium, die Kosten auf maximal 400 000 Euro zu deckeln. Die Verwaltung soll bis Juni neue Planungen vorlegen.

Die Jugendlichen, die im Sitzungssaal die Debatte verfolgten, reagierten enttäuscht. Nachdem ihr bisheriges Domizil dem Kinderhaus-Neubau weichen muss und im Sommer abgebrochen wird, hätten sich die jungen Leute schon ein klares, zügiges Votum erhofft. Doch die Gemeinderäte debattierten lange um zwei Streitpunkte: Nachdem im Dorf jetzt die zentrale Ackerfläche gegenüber der Schule bebaut werden soll, könnte dort ein guter Standort fürs Jugendzentrum sein, meinten einige. "Die Jugendlichen gehören in den Ort", sagte Marianne Klaffki (SPD).

Beim beschlossenen Standort am Sportheim der Spielvereinigung Hebertshausen macht sich Klaffki Sorgen um die "gefühlte Sicherheit" vor allem für Mädchen. Wenn im Ortskern eine Unterkunft für minderjährige Flüchtlinge entsteht, daneben die Bamberger Schule sich übergangsweise niederlässt, könnte das ein idealer Standort fürs JUZ sein. Doch Bürgermeister Richard Reischl (CSU) wies darauf hin, dass sich Schule und auch Träger von Flüchtlingsunterkunft wie Bamberger Schule gegen ein JUZ in unmittelbarer Nähe ausgesprochen hätten. Auch würden Flüchtlinge wie Förderschule nur auf Zeit bleiben, "danach geht ein JUZ dort im Weg um und wir geben für eine erneute Verlagerung doppelt Geld aus". Zudem sei über die Ansiedlung der Bamberger Schule im Gemeinderat noch nicht entschieden worden, erinnerte Michael Vogl (CSU).

Für den beschlossenen Standort Sportheim plädierte energisch Eva-Maria Kutscherauer-Schall (FW). "Jugend ist laut und macht Dreck", sagte die Sozialpädagogin durchaus wohlmeinend. Den notwendigen Freiraum biete die Fläche am Ortsrand. "Dort sind die Jugendlichen wunderbar aufgehoben." Weitere Räte mahnten, die Standortdiskussion nicht neu zu entfachen. Bleibt die Frage nach dem Konzept. Geplant war, ein Haus mit zwei großzügigen Bereichen zu bauen, neben dem klassischen Jugendraum sollte ein Raum für Feste zur Verfügung stehen. Diese Variante, die als Passivhaus 600 000 Euro, in Holzständerbauweise 460 000 Euro kosten würde, erschien Simon Wallner (CSU) unnötig aufwendig. "Wir brauchen keine Doppelfunktion." Auch sein Fraktionskollege Clemens von Trebra plädierte für eine abgespeckte Ein-Raum-Version, die 350 000 Euro kosten würde. Für die Interessen der Jugend machten sich Kutscherauer-Schall und Michael Vogl (CSU) stark. "Wir müssen für Partys etwas zur Verfügung stellen." In der Gemeinde gebe es keinen einzigen Raum, wo junge Leute feiern könnten, sagte Thomas Göttler (FW). Gerade mit der Doppelnutzung werde das Jugendzentrum attraktiv, sagte auch Heinrich Schönwetter (SPD). "Wir investieren in die Zukunft", erinnerte die Jugendreferentin des Gemeinderats, Elke Fiedel (CSU). Dennoch mahnten mehrere Gemeinderäte, die Kosten stärker im Blick zu haben. Man einigte sich auf Vorschlag des Bürgermeisters auf einen Kostenrahmen von 350 000 bis 400 000 Euro. Die Verwaltung soll prüfen, wie viel JUZ für diesen Betrag zu haben ist. Nach Möglichkeit soll ein Gebäude mit Partybereich entstehen. Diesem Kompromiss folgte die Mehrheit, vier Gegenstimmen gab es quer durch die Fraktionen.

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