Hebertshausen:Ein fast perfektes Provisorium

Hebertshausen: Franziskuswerk-Geschäftsführer Markus Tolksdorf.

Franziskuswerk-Geschäftsführer Markus Tolksdorf.

(Foto: Niels P. Joergensen)

Der Standort für die Bamberger-Schule ist beschlossen. Das Franziskuswerk übernimmt die Trägerschaft

Von Petra Schafflik, Hebertshausen

Zumindest ein Provisorium ist nun in trockenen Tüchern: Die Elisabeth-Bamberger-Schule, die 60 Schüler mit sozial-emotionalen Störungen betreut, wird vom kommendem Schuljahr an in ein Container-Gebäude in Hebertshausen ziehen. Die Errichtung des provisorischen Schulpavillons gegenüber der örtlichen Volksschule hat der Gemeinderat mit großer Mehrheit gebilligt. Gegen die Schul-Ansiedlung stimmten vier Räte. Bürgermeister Richard Reischl (CSU) hatte auf einer Krisensitzung im Landratsamt im März bereits diesen Standort angeboten. Der von der Hilfsbereitschaft des Rathauschefs ein wenig überrumpelte Gemeinderat stellte sich nun mehrheitlich hinter diesen Vorschlag. "In dieser Notlage eine optimale Lösung", sagte SPD-Sprecherin Marianne Klaffki (SPD).

Die traditionsreiche Bamberger-Schule ist Ende 2015 in akute Schwierigkeiten geraten. Der Münchner Verein Kinderschutz sah sich aus wirtschaftlichen Gründen nicht mehr in der Lage, die Schule als Träger weiterzuführen. Und der Eigentümer des Schulgebäudes in Karlsfeld hatte den Pachtvertrag für die Unterrichtsräume schon gekündigt. Doch nun ist ein guter Übergang für die kurzfristig heimatlose Schule in Sicht. Das Franziskuswerk Schönbrunn hat großes Interesse, die Trägerschaft künftig zu übernehmen. Die notwendigen vertraglichen Regelungen stehen noch aus, wie Franziskuswerk-Geschäftsführer Markus Tolksdorf dem Hebertshausener Gemeinderat erklärte. Dennoch kümmert sich die Einrichtung schon engagiert um Lösungen. Der enge Terminplan lasse keine Verzögerung zu. Gebrauchte Pavillons wurden in Neufahrn bereits aufgetan. Nun muss dort der gerade laufende Schulhaus-Neubau rechtzeitig fertig werden, damit die 15 auf 55 Meter große, zweigeschossige Container-Anlage Mitte August abmontiert und nach Hebertshausen transportiert werden kann. "Wir stehen in den Startlöchern", sagte Andreas Simmnacher vom Franziskuswerk. Die Schule, die derzeit mit 17 Lehrkräften und weiteren Pädagogen in sieben Klassen 60 Schüler betreut, soll am neuen Standort sogar noch ausgebaut werden. Ein Klasse für Schüler der ersten und zweiten Jahrgangsstufe, die bisher nicht angeboten wird, soll zusätzlich eröffnen. Das erklärte Gertraud Martin vom Franziskuswerk, die sich um einen guten pädagogischen Übergang für die "ganz besondere Schülerschaft" kümmert.

Die provisorische Schule wird das Ortsbild von Hebertshausen nicht gerade verschönern, räumte Simmnacher ein. "Eben eine Interimslösung." Doch Hebertshausen wird vom Nachbarn auf Zeit durchaus auch profitieren. Für die örtliche Volksschule könnten sich sinnvolle Kooperationen ergeben, hofft Rathauschef Reischl. Große Chancen sieht auch Stefan Ruhsam (CSU), doch schließen sich seiner Ansicht nach ein Nebeneinander von Bamberger-Schule und Unterkunft für minderjährige Flüchtlinge aus. Und so ein Projekt für die Betreuung jugendlicher Asylsuchender ist bekanntlich direkt neben dem provisorischen Schulstandort geplant.

Wichtig war allen Gemeinderäten, dass die Übergangslösung auf fünf Jahre befristet ist. Denn Hebertshausen möchte das Areal auf lange Sicht für eigene Vorhaben nutzen. Tatsächlich gebe sich das Franziskuswerk nur ein Jahr Zeit, um ein passendes Grundstück für einen Neubau zu finden, sagte Geschäftsführer Tolksdorf. Der Fokus der Suche richtet sich auf Dachau. Zwar hat OB Florian Hartmann (SPD) schon erklärt, dass eine geeignete Fläche nicht zur Verfügung steht. "Aber es fällt schwer zu glauben, dass es in der großen Kreisstadt keine Grundstücke gibt", erklärte Bürgermeister Reischl. Die Zeit läuft: Sollte binnen Jahresfrist kein geeignetes Areal aufgetan sein, "geben wir die Trägerschaft zurück", erklärte Tolksdorf dezidiert. Allerdings sei er zuversichtlich, rechtzeitig eine passende Lösung zu finden. Zumindest auf fünf Jahre hat die Bamberger-Schule jetzt aber erst einmal einen sicheren Standort.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: