Hausmaskottchen:Schwarze Katze bringt Freude

Jeden Tag erscheint am frühen Morgen das Tier im Infozentrum der KZ-Gedenkstätte - und bleibt den Tag über

Von Niels P. Jørgensen, Dachau

Es ist Viertel vor neun, das Thermometer zeigt zapfenkalte elf Grad minus, als eine schwarze Katze entlang der Pater-Roth-Straße vorbei am Buswartehäuschen quer über den Fußweg zur KZ-Gedenkstätte Dachau läuft, um sich direkt vor dem Eingang des Besucherzentrums nieder zu lassen. Leicht vorwurfsvoll maunzend beobachtet das gepflegte Tier mit dem glänzenden Fell, wie die ersten Besucher eintrudeln und gemeinsam mit ihm darauf warten, dass sich die automatische Schiebetür öffnet. Die Katze besucht seit vielleicht zwei Jahre die Gedenkstätte, Besucher wie Mitarbeiter freuen sich über den Gast, der wie aus dem Nichts auftaucht.

Weil es bis zur Öffnung aber doch noch etwas dauert, und der Platz auf der Metallplatte unmittelbar vor der Glastür doch ziemlich kalt ist, inspiziert die Katze ein paar Minuten lang erst einmal die umliegenden Büsche, tankt auf einem sonnigeren Plätzchen etwas Wärme und leckt sich die Pfoten. Dann ist es endlich so weit, eine Tür öffnet sich und blitzschnell huscht der schwarze Vierbeiner ins Foyer. Es ist nicht ganz sicher ob Felix, so nennen die Mitarbeiter im Besucherzentrum ihren Besucher, nun ein Kater oder eine Katze ist. Auf jeden Fall ist er oder sie morgens stets pünktlich und immer erster Gast im Haus.

Anscheinend genießt das Tier - von wegen Einzelgänger - den Trubel, denn es ruht vollkommen unbeeindruckt von den Besuchergruppen mitten auf dem Boden vor der Infotheke und verbringt dort am liebsten den ganzen Tag. "Manchmal hockt er auch auf unseren Stühlen, ich hab mich fast schon mal auf ihn draufgesetzt." Das ist leicht zu verstehen, denn nicht nur die Katze, auch die Stühle sind schwarz und bieten damit eine geradezu perfekte Tarnung. Natürlich weiß Felix längst, das die eine oder andere Kollegin in ihrem Schubfach ein Katzenleckerli vorrätig hat. Mit einem Sprung auf den Tresen macht er klar, dass er das jetzt gerne hätte.

Ab und zu begleitet Felix eine der Besuchergruppen ein Stück weit auf den Führungen. Ob das daran liegt, das er oder sie zwischendurch etwas Bewegung braucht, oder der jeweilige Referent selbst Leckereien in der Manteltasche mitführt, ist unklar. Bei so viel Zuwendung und Streicheleinheiten, die das Infozentrums-Maskottchen im Laufe eines Tages bekommt, wird verständlich warum Felix gar nicht gerne Feierabend macht, obwohl der letzte Audioguide eingesammelt ist. "Manchmal mussten wir ihn Abends sogar heraustragen." Übrigens: Felix hinterlässt seine Schlaf- und Ruheplätze im Infozentrum immer sauber - wo er oder sie die Nacht verbringt, weiß niemand.

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