Haus für die Zukunft:Modern und heimelig

Haus für die Zukunft: Nach außen schottet sich die Kinderkrippe ab. Nach innen wird sie zu einem Hort der Ruhe.

Nach außen schottet sich die Kinderkrippe ab. Nach innen wird sie zu einem Hort der Ruhe.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Die Kinderkrippe von Bernhard Hartmann an der Friedensstraße und die teils sich widersprechenden Anforderungen

Von Leonie Sanke, Dachau

Ein dreieckiges Grundstück, begrenzt von einer viel befahrenen Straße, einer ICE-Strecke und einer Feuerwehrausfahrt ist nicht gerade prädestiniert für den Bau einer Kinderkrippe. Doch der Dachauer Architekt Bernhard Hartmann hat mit seinem Entwurf bewiesen, dass man sich auch auf diese, wie er es formuliert "städtebaulich schwierige Situation", einstellen kann. Auch deshalb wurde sein Gebäude für die diesjährigen Architektouren ausgewählt - für Hartmann "eine gewisse Auszeichnung".

Die Kinderkrippe Sankt Franziskus in der Friedenstraße in Dachau, deren einstöckiges Gebäude er entworfen hat, ist die erste Krippe in Dachau, für die eigens gebaut wurde. Doch bevor es soweit war, hatte der Architekt eine lange Planungsphase zu bewältigen. Das Grundstück, auf dem die Kinderkrippe heute steht, war ursprünglich vom Gleisdreieck dominiertes Brachland und stand dem Franziskuswerk aus Schönbrunn, das die Krippe betreibt, zu Beginn nur etwa zur Hälfte zur Verfügung. Dadurch musste in zwei Bauabschnitten geplant werden. "Die Schwierigkeit lag in der Frage: Plant man ein fertiges Gebäude oder eines, das erst mit der Erschließung des zweiten Grundstücks fertig ist?", erklärt Hartmann. Er entschied sich, beide Varianten zu verbinden. Dadurch entstand im Jahr 2013 der erste Teil der Krippe, der Platz für vier Gruppen bot und zu dem ein kleiner Garten gehörte. 2014 folgte dann der zweite Abschnitt. Seitdem finden insgesamt sechs Gruppen Platz, denen ein Mehrzweckraum sowie ein deutlich vergrößerter Garten zur Verfügung stehen. Hartmanns Strategie gegen die vielen Lärmquellen, die das Grundstück umgeben, war es, "das Gebäude auf die maximal möglichen Außengrenzen zu setzen" und die Gruppenräume sowie den Garten so abzuschirmen. Der Grundriss, der von den städtischen Grenzen definiert werde, weise dadurch die "Geste von zwei ausgebreiteten Armen" auf. Die Gruppen- und Ruheräume sind zum rückwärtigen Garten hin ausgerichtet, zu dem sie einen direkten Zugang haben, vom Lärm der Straße trennt sie ein Gangbereich. Die ICE-Strecke direkt hinter dem Garten ist durch die große Lärmschutzwand abgeschirmt - ein grauer, mit Graffiti beschmierter Koloss. "Auch diese Wand prägt den Charakter der Krippe. Hier ist eine künstlerische Gestaltung angedacht, da gibt es viele Möglichkeiten", so Hartmann.

Innen wie außen ist das Gebäude hauptsächlich in Grau und Grün gehalten, nur ein leuchtendes Orange setzt hier und da Akzente. Doch trotz der vielen grauen Sichtbeton-Wände wirkt es innen weder kalt noch trostlos. "Es war mir wichtig, keine bunte, sondern eine ruhige Kinderkrippe zu bauen. Durch die Spielzeuge und den Krippenalltag wird das Leben hier drin bunt genug", erläutert Hartmann sein Farbkonzept. Die Räume habe er außerdem möglichst offen gestalten wollen, weshalb außer zwischen den Gruppenräumen praktisch keine Trennwände zu finden seien. Dadurch wird aus den großzügigen Gängen eine zusätzliche Spielfläche für die Kleinen. Auch an der Gestaltung der Innenausstattung war Hartmann beteiligt. Für die Gruppen- und Personalräume entwarf er ein praktisches Aufbewahrungssystem sowie multifunktionale Hocker. "Die werden auch ganz schnell mal zur Eisenbahn."

Noch fehlen ein paar Details, bis Hartmanns Werk vollendet ist: "Die Terrasse soll noch mit Sonnensegeln überdacht werden, das wird bald passieren. Außerdem wurde ein Fassadenbewuchs angepflanzt, der aber erst wachsen muss." Doch auch mit dem bisherigen Stand des Gebäudes ist Simone Reinelt, Leiterin der Krippe, zufrieden. Es sei funktional und strahle etwas Heimeliges aus. Davon können sich Besucher am Samstag, 27. Juni, von 15 bis 16 Uhr und Sonntag, 28. Juni, von 11 bis 12 Uhr überzeugen.

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