Hansjörg Tschan:Allein gegen die etablierten Parteien

Bundestagskandidat

Hansjörg Tschan, 50, zog vor sieben Jahren mit seiner Familie von München nach Erdweg. Er spricht sich gegen Glyphosat und Gentechnik in der Landwirtschaft aus.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Der Bauingenieur Hansjörg Tschan ist ziemlich verärgert über die Politik in diesem Land. Der Wille des Bürgers, so klagt er, werde meist einfach übergegangen. Führende Politiker richteten sich lieber nach den Interessen von Lobbyisten, anstatt sich dem Wohl der Bürger zu verschreiben. Beispielsweise die Privatisierung von Autobahnen koste den Bürger auf lange Sicht nur Geld, während Versicherungen und Banken gewinnbringende Anlagemöglichkeiten verschafft würden. Als dann auch noch die Freihandelsabkommen TTIP und CETA "gegen den Willen der Bürger" durchgedrückt werden sollten, reichte es Tschan endgültig. Und er beschloss, als parteifreier Direktkandidat für den deutschen Bundestag zu kandidieren.

Seither ist der 50-Jährige viel herum gekommen in den Landkreisen Dachau und Fürstenfeldbruck, die seinen Stimmkreis bilden. Wer ohne Partei zu den Bundestagswahlen antreten will, muss 200 Unterschriften von wahlberechtigten Bürgern aus dem jeweiligen Stimmkreis sammeln. Das sei erstaunlich gut gelungen, erzählt Tschan. Auf der Straße sprach er die Leute einfach an und suchte die Unterhaltung. In insgesamt 25 Gemeinden in den beiden Landkreisen sammelte er so in wenigen Wochen 217 Unterschriften, davon 45 aus Dachau, 23 aus Fürstenfeldbruck und 28 aus seiner Heimatgemeinde Erdweg.

Die Reaktion seiner Mitbürger sei fast immer sehr positiv ausgefallen. Wie er selbst, seien viele Bürger zwar politisch interessiert, aber sehr unzufrieden mit den etablierten Parteien. Aus Protest eine extreme Randpartei zu wählen, komme für Tschan aber gar nicht in Frage. Deshalb trat er die Flucht nach vorne an und stellte sich selbst für die Wahl auf. Dass ihm tatsächlich der Einzug in den Bundestag über ein Direktmandat gelingen könnte, hält der Bauingenieur durchaus für realistisch. Anstatt die AfD zu wählen, so sagt er, "sollten Unzufriedene doch lieber mir die Stimme geben".

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