Dachau Agil:Von Bürgern für Bürger

Peter Felbermeier, der Vorsitzende von Dachau Agil, verfolgt mit dem Regionalentwicklungsverein die Idee einer umfassenden interkommunalen Zusammenarbeit.

Von Wolfgang Eitler, Haimhausen

Im Jahr 2022 will der Vorsitzende von Dachau Agil, Peter Felbermeier (CSU), über den Verein für regionale Entwicklung des Landkreises sagen können: "Alle Gemeinden haben von ihm profitiert." Tatsächlich alle 17? Bekanntlich hat sich die Große Kreisstadt trotz zahlreicher Gespräche des Haimhausener Bürgermeisters mit Fraktionen des Stadtrats nicht zu einer Mitgliedschaft durchringen können. Die Bedenken rühren bekanntlich noch aus Zeiten her, als die Vorläuferorganisation von Agil (Kompetenzagentur) gerade die Stadt viel Geld kostete. Dabei wünscht sich Felbermeier dringend, dass sich die Stadt Dachau an dem Verein beteiligt. Ihm geht es nicht ums Geld, also um die Beträge von 75 Cent pro Bürger, sondern um die Idee: "Es ist eine rein emotionale Geschichte."

Emotional deswegen, weil eine Beteiligung aller 17 Gemeinden an Dachau Agil ein Signal der Geschlossenheit und auch der Gemeinsamkeit setzen würde. Dabei denkt Felbermeier im Gespräch mit der SZ vor allem an die Bürger, die sich noch intensiver, als es bisher geschehen ist, an der Arbeit des Vereins beteiligen sollen.

Den Anstoß zur Gründung von Dachau Agil gab die Europäische Union

Um dieses Anliegen zu verstehen, ist ein kurzer Rückblick in die Geschichte von Dachau Agil nötig. Vor etwa zehn Jahren gründete ein Großteil der Dachauer Kommunen gemeinsam mit den wichtigen sozialen und kulturellen Organisationen den Verein (Dachau-Amper-Glonn-Ilm-Land). Anstoß dazu gab die Europäische Union, die ständig ein Programm für die Entwicklung des ländlichen Raums auflegt. Kommunen können von ihr Zuschüsse erhalten, wenn sie Projekte präsentieren, für die sich gleichzeitig lokale Träger anbieten. Beispielsweise haben mehrere Gemeinden des Landkreises Jugendplätze geschaffen, deren Angebote sich ergänzen. Dazu gibt es eine App, die mittlerweile so erfolgreich ist, dass Jugendliche bis aus Baden-Württemberg zur Halfpipe in Markt Indersdorf oder zum Sandparcours in Weichs anreisen. Die Bilder im Internet dokumentieren die Resonanz.

Dachau-Agil

Die Jugendplätze von Dachau-Agil in Haimhausen, Hilgertshausen-Tandern, Indersdorf und Weichs (Foto) werden überregional im Internet gelobt.

(Foto: Dachau Agil)

Die Europäische Union gewährte von 2007 bis 2014 1,3 Millionen Euro. Den gleichen Betrag mussten die Träger der jeweiligen Projekte aufbringen. Für die zweite, eben erst von Brüssel genehmigte Förderperiode bis 2022, sind es 1,1 Millionen Euro. Dazu kommen 400 000 Euro für gemeinsame Vorhaben mit anderen Landkreisen, die ebenfalls Zuschüsse aus der Europäischen Union erhalten. Der gesamte Umfang liegt also bei drei Millionen Euro. Dazu kommt noch der jährliche Mitgliedsbeitrag von 75 Cent pro Einwohner.

Bürger wurden zu Laienforschern

Die erste sogenannte Förderperiode noch unter dem Gründungsvorsitzenden und Initiator Heinz Eichinger, dem ehemaligen SPD-Bürgermeister von Vierkirchen, war durch einige, wie Felbermeier sagt, "Leuchtturmprojekte" gekennzeichnet. Die Geschichtswerkstatt war für ihn ein solches. Bürger wurden zu Laienforschern, denen es gelang, die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg eindrucksvoll in zahlreichen Ausstellungen und in einer Monografie zu dokumentieren und auch zu erzählen.

Dachau Agil: Peter Felbermeier ist Vorsitzender von Dachau-Agil.

Peter Felbermeier ist Vorsitzender von Dachau-Agil.

(Foto: Toni Heigl)

Agil unterstützte den Museumsverein in Markt Indersdorf beim Aufbau des Chorherrenmuseums zur Geschichte der Augustinermönche im Kloster. Es sind alles Projekte gewesen, die aus dem Kreis von Bürgern entstanden waren und gemeinsam mit Agil realisiert wurden. Deswegen plädiert Vorsitzender Felbermeier für einen Verein, der von Bürgern für Bürger tätig ist. Sie können durchaus eigennützig im Sinne ihrer jeweiligen Gemeinde denken. Aber in einem zweiten Schritt würde er gerne erleben, dass sie sich landkreisweit engagieren.

So wie bei der Bürgerbeteiligung mit dem Titel "Dorf und Metropole", die für Felbermeier einen Durchbruch in der Diskussion um regionale Entwicklung überhaupt darstellt. Denn jetzt beginnen die Verhandlungen mit der Landeshauptstadt München darüber, wie der Siedlungsdruck bewältigt werden kann. Der Landkreis Dachau hat ein klares Konzept, das ausschließlich die Standorte an den S-Bahnen ausbauen will, um den sonstigen ländlichen Raum und dessen dörfliche Struktur zu erhalten.

Die zweite EU-Förderperiode für Projekte nimmt sich dagegen bescheidener aus. Ein Ausbau des Huttermuseums beispielsweise, ein Räuber-Kneißl-Weg oder zusätzliche Jugendplätze, wie sie jetzt Röhrmoos und Hebertshausen anstreben, haben nicht mehr die frühere überregionale Strahlkraft. Aber Felbermeier ist diese Richtung recht. Denn der Verein soll sich als "Impulsgeber" profilieren, der möglichst alle Gemeinden erfasst. Felbermeier will dabei weg von einer finanziell nachweisbaren Erfolgsstatistik hin zu dem eigentlichen Anliegen von Dachau Agil, der interkommunalen Bürgerbeteiligung. Deshalb sagt er: "Es geht mir um Impulse, die nicht monetär messbar sind." Mit anderen Worten, um das Gefühl und das Erlebnis von Gemeinsamkeit im Landkreis. Deswegen hätte Felbermeier gerne Dachau als Mitglied dabei. Ideen und Mitwirkung sind also erwünscht (www.dachau-agil.de).

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