In Haimhausen blüht die Kultur nicht nur im Bereich der bildenden Kunst. Der ideenreiche und aktive Haimhauser Kulturkreis bietet auch der Musik ein Forum. Neues Projekt ist eine offene Bühne, auf der sich kunstschaffende Laien präsentieren, "ein Kleinkunstbrettl für Künstler aus Haimhausen und der Region", wie die Kulturkreis-Vorsitzende Marja-Leena Varpio zur Begrüßung der vielen Besucher in der Kulturkreiskneipe sagte. Das Projekt "Bühne frei" wird von Jonny Weismüller organisiert und hat schnell Fahrt aufgenommen. "Wir hatten gleich einige Anfragen und wünschen uns, dass noch mehr kommen", so Stimmbruch-Mitglied Weissmüller. Geplant ist, dass das Kleinkunstbrettl einmal im Jahr stattfindet.
Zwei singende Gitarristen und ein Damenchor gestalteten ein abwechslungsreiches Programm. Das Publikum war hingerissen. Alle Künstler leben in Haimhausen oder in der Nähe und sind im Dorf bekannt. Entsprechend anfeuernd und begeistert war der Applaus. Zugaben wurden hartnäckig gefordert. Marja-Leena Varpio stellte die Künstler vor ihrem Auftritt vor. Ulrich Sendler lebt im Inhauser Moss und ist im Hauptberuf Analyst, Ingenieur und Technologieberater im IT-Bereich. Er verfasste acht Fachbücher. Nebenberuflich tritt er auf heimischen Bühnen als Liedermacher auf, hat also Bühnenerfahrung. Er schreibt Songs im Stil von Wolf Biermann, Bob Dylan und Eric Clapton. Die Texte sind voller Poesie und handeln vom "Aufbrechen und Ankommen". Wie es sich für einen Liedermacher gehört, berichtet Sendler wie, warum und wo die Songs entstehen. Vor jedem Lied also eine kleine Geschichte, etwa über die erste gehörte Platte von Wolf Biermann 1967, die einen tiefen Eindruck hinterließ. Sendler widmete dem DDR-Kritiker das Lied "Mensch Wolf", das vom Vergessen handelt. Neben Vertonungen von Gedichten kaum bekannter Schriftsteller und Dichter wie Robert Frost und Berthold Viertel sang Sendler auch eigene, sehr schöne lyrische Liebeslieder und italienische Songs aus der Toskana.
Einen völlig anderen Stil pflegt das a-capella-singende Damenquartett "Time4Tunes". Die Sängerinnen stammen alle aus Haimhausen, arbeiten als Rhythmuslehrerin, Querflötistin, Heilpädagogin und Lehrerin. Sie wurden mit großem Hallo empfangen. Christiane Kaiser, mit tiefer Altstimme, Bettina Fuchs, Katrin Peters und Frauke Rost haben sich auf Songs im nostalgischen Barbershop-Stil spezialisiert. Mit viel Charme und Leidenschaft für die Musik sangen sie englische Popsongs und strickten eine kleine Geschichte um die verliebte "Mary Lou" und einen "Lazy Day", an dem geträumt wird: "Dream a Little Dream". Amüsant waren Trude Herrs unvergleichliches "Ich will keine Schokolade" und Abbas "Dancing Queen" mit einstudierter Choreografie. Der amerikanische Gitarrist Zane Charron beschloss den Abend mit wunderbarer Gitarrenmusik in atemberaubender Technik. Der Berufsmusiker Charron stammt aus Florida. Er lebt in Haimhausen, spricht fließend Deutsch und gibt Gitarrenunterricht. Ob ein Henry-Mancini-Medley mit der Erkennungsmelodie "Pink Panther", ein selbst geschriebener Ragtime oder ein überarbeitetes Bluegrass-Stück - Zane Charron spielte und sang in packender Professionalität. Differenziert und farbenreich demonstrierte er in akademischer Sauberkeit Raffinessen und Tricks, vom angerissenen Riff übers Fingerpicking bis zur rhythmischen Auffächerung, die gute Gitarrenmusik auszeichnen. Manchmal glaubte man, ein Orchester zu hören. Zudem ist Charron ein guter Entertainer. Seine Songs sind mit Geschichtchen verbrämt, von "Grandpa Jones", einem echten Hillbilly, vom Tierheim und der Schwierigkeit Bayerisch zu verstehen. Auch das beherrscht der Amerikaner: Bierfuizl und Hosenbiesler gingen ihm fehlerfrei von den Lippen.