Haimhausen:Heimatliebe auf fränkische Art

Von Tamara Wenger, Haimhausen

Fitzgerald Kusz gilt als Pionier der fränkischen Mundartdichtung und als Meister der humorvollen Satire. Für das Haimhausener Publikum ist er kein Unbekannter: Sein Theaterstück mit dem Titel "Schweig, Bub" brachte der Kulturkreis im Jahr 2006 auf die Bühne. Umso größer war die Freude in Haimhausen, dass der gebürtige Nürnberger Kusz mit seinem neuen Programm "Der Vollmond über Nämberch", dessen Titel an seine Heimatstadt angelehnt ist, in die Kulturkreiskneipe kam. Der Franke trug eine reiche Auswahl seiner Mundart-Gedichte vor. Den musikalischen Part übernahm Pianist und Komponist Heinrich J. Hartl, der Fitzgerald Kuszs Lyrik teilweise vertonte.

Die bissigen Texte voller Ironie sollen zum Nachdenken anregen: über die Gesellschaft und ihre Konventionen, über das eigene Umfeld und über sich selbst. Inspiration für seine Themen - Liebe, Urlaub oder sein Beruf als Stückschreiber - die größtenteils dem Alltag entnommen sind, holt sich Kusz, wie er selbst erzählt, "zumeist in der Straßenbahn".

Heimat spielt eine große Rolle. Den "Vollmond über Nämberch" vergleicht er sinnbildlich mit einem Lebkuchen, dem Nürnberger Tiergarten verleiht er ein poetisches Denkmal. Tiefgang hat sein "Gossenhofen-Blues" über den neuen Nürnberger Stadtteil, der für seinen hohen Migrationsanteil bekannt ist. Ein türkisches Mädchen spaziert durch die Gassen, bis sie an einer Telefonzelle Halt macht. Warum? Mitten in einer Multikulti-Gesellschaft sind fremdenfeindliche Angriffe, wie die Aufschrift "Ausländer raus" an besagter Telefonzelle keine Seltenheit.

Der Autor bezieht nicht nur gegen Fremdenfeindlichkeit Stellung, : In seinem "vegetarischen Massaker", nimmt er "im Land von Bratwurst und Scheufele" den um sich greifenden Hype um die fleischlose Ernährung auf die Schippe. Tomaten kommen unters Messer, Karotten werden zerstückelt, der Salat unter dem Wasserhahn ertränkt: Zum Schluss lebt nur noch der Vegetarier.

In der Kürze liegt die Würze - für Kusz trifft der Leitspruch sicher zu. Der Mundart-Dichter offenbarte seine Vorliebe für japanische Haikus, die wohl kürzeste Gedichtform der Welt. Ob bewusst oder unbewusst, der Vortrag wirkte bisweilen improvisiert. Kusz sprang zwischen den Themen hin und her, die Auswahl seiner Gedichte schien keiner inneren Logik zu folgen. Dennoch ist seine Botschaft klar: mit seinen Versen zeigt er rigoros gesellschaftliche Schwächen auf, schärft den Blick für die Realität .

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