Haimhausen:Gefahr von oben

Haimhausen: Die Kirche St. Nikolaus ist mehr als 400 Jahre alt, das Gebälk ächzt entsprechend und kann die 4,5 Tonnen schweren Glocken nicht mehr tragen.

Die Kirche St. Nikolaus ist mehr als 400 Jahre alt, das Gebälk ächzt entsprechend und kann die 4,5 Tonnen schweren Glocken nicht mehr tragen.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Zugstangen aus dickem Stahl halten den hölzernen Dachstuhl von Sankt Nikolaus stabil. Die alte Kirche birgt viele seltsame Geheimnisse.

Von Rudi Kanamüller, Haimhausen

Seit mehr als 400 Jahren steht die Haimhauser Pfarrkirche Sankt Nikolaus nun schon an herausgehobener Stelle im Dorf. Während dieser Zeit hat das zweitgrößtes Gotteshaus im Landkreis Dachau gute und weniger gute Zeiten erlebt. Medizinisch betrachtet befindet sich Sankt Nikolaus derzeit auf der Intensivstation. Und einige Haimhauser hätten nichts dagegen gehabt, wenn die Kirche dem Erdboden gleich gemacht worden und durch einen modernen Kirchenbau ersetzt worden wäre. Aber die Kirche hat auch diese schwierige Phase überstanden, wenngleich innere physikalische Kräfte an dem Bauwerk arg zerrten und der hölzerne Dachstuhl die Kirchenwände auseinander zu schieben drohte. Diesen Kräften haben die Zimmerer einer Thüringer Spezialfirma nun Einhalt geboten. Zugstangen aus dickem Stahl halten die Konstruktion jetzt zusammen, die aus Sicht des Denkmalamtes erhalten werden muss, wie Pastoralreferent Bernhard Skrabal bei einer Ortsbesichtigung sagt.

Im Inneren der Kirche stützen seit sechs Jahren zahlreiche Metallstreben das Bauwerk, das nun schon seit Jahren einer Generalsanierung unterzogen wird. Und bei den Sanierungsarbeiten des teilweise verfaulten Dachstuhls sind die Arbeiter auf eine spätgotisches Bänderfries gestoßen, wie eine Begutachtung durch Bauexperten ergeben hat. Noch etwa ein Jahr werden die Arbeiten am Dachstuhl dauern.

Haimhausen: Pastoralreferent Bernhard Skrabal hofft, dass im Jahr 2017 das Patrozinium der Kirche Sankt Nikolaus im sanierten Gotteshaus gefeiert werden kann.

Pastoralreferent Bernhard Skrabal hofft, dass im Jahr 2017 das Patrozinium der Kirche Sankt Nikolaus im sanierten Gotteshaus gefeiert werden kann.

(Foto: Toni Heigl)

Eine weitere Baustelle innerhalb der Baustelle wird auch die Sanierung des Eisenglockenstuhls sein. Denn das Gewicht des etwa 4,5 Tonnen schweren Geläuts ist rund eine halbe Tonne schwerer, als es der eiserne Glockenstuhl erträgt. Es besteht die Gefahr, dass er zusammenbricht. Läuteten alle Glocken, wovon die schwerste allein 2400 Kilogramm wiegt, fing der Turm an zu schwingen.

Es gibt viele Fragen und Geheimnisse um Sankt Nikolaus. Nur einige wenige sind beantwortet oder gelüftet, wie zum Beispiel die Entstehung des alten aus dunklem Holz geschreinerten Sakristeikastens, der aus dem Jahr 1702 stammt. Oder die Stuckarbeiten im Inneren der Kirche, die vor dem 17. Jahrhundert entstanden sein müssen. Relativ einfach dagegen war das Datum des Stromschaltkastens in der Sakristei herauszufinden. Die Sakristei war nämlich eines der ersten Gebäude Haimhausens, welches von den Stromwerken Haniel mit elektrischer Energie versorgt wurde. Unbeantwortet aber ist nach wie vor die Frage, woher die unsortierten Skelette stammen, die man bei Arbeiten im Sakristeianbau gefunden hat.

Auswärts erledigt wird die Restaurierung der März-Kirchenorgel. Die Arbeiten wurden bei einem Orgelbaumeister in Hamburg in Auftrag gegeben, der sowohl die Orgelpfeifen wie auch das Gehäuse und den Spieltisch ausbessert. Erneuert wurden zudem drei Register. Die letzten Anpassungen, wie die Farbgebung, soll dann in der Kirche an Ort und Stelle durch einen Kirchenmaler geschehen.

Auf 3,9 Millionen Euro hat die Erzdiözese den Kostenrahmen vor sechs Jahren festgelegt. Ob er eingehalten werden kann, wird sich zeigen, wenn die Sanierungsarbeiten abgeschlossen sind. 380 000 Euro steuert dazu die politische Gemeinde Haimhausen bei, während die Pfarrei fünf Prozent der Bausumme und die Erzdiözese 85 Prozent übernehmen. Pastoralreferent Bernhard Skrabal jedenfalls hat einen besonderen Wunsch. Er hofft, dass spätestens im Jahr 2017 feierlich das Patrozinium von Sankt Nikolaus gefeiert werden kann - und so schnell nicht wieder eine Sanierung ansteht.

Die katholische Kirchengemeinde gehört zum Pfarrverband Fahrenzhausen- Haimhausen, der wiederum aus drei Pfarreien und einer Pfarrkuratie besteht. Der Pfarrverband selbst hat 5500 Mitglieder, wurde am 1. Oktober 2012 errichtet und wird für ein Jahr vom Ruhestandspriester Josip Cabraja betreut und geleitet.

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