Haimhausen:Ehrenamt am Steuer

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Die Gemeinde Haimhausen lässt Konzeption und Umsetzbarkeit für einen Bürgerbus prüfen, der die Ortsteile verbinden und ans S-Bahn-Netz anknüpfen soll. Freiwillige sollen unentgeltlich fahren

Von Rudi Kanamüller, Haimhausen

In den Köpfen vieler Haimhausener fährt er schon: der neue Bürgerbus. Denn die Initiatoren des Projekts sind ihrem Ziel einen entscheidenden Schritt näher gekommen. Einstimmig hat der Haimhausener Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung beschlossen, die MVV-Consulting mit der "Konzeption und Prüfung der Umsetzbarkeit" eines Bürgerbusses zu beauftragen. Bürgermeister Peter Felbermeier (CSU), der sich zufrieden über die Entscheidung zeigte, bekräftigte allerdings, dass sich die Gemeinde dabei "nicht unter Zeitdruck" setzen lassen wolle. Denn was hier auf die Beine gestellt werden soll, "das ist schon sportlich". In die Arbeit der Experten des MVV sollen, neben den Ergebnissen der Bürgerbefragung, auch Überlegungen aus dem Gemeinderat einfließen. Etwa ob eine Verbindung zur U-Bahn nach Garching oder ins Schulzentrum Weihenstephan möglich sei.

Zunächst aber, so sieht es der Prüfauftrag vor, sind von der MVV Consulting folgende Arbeitsschritte geplant: Zuerst eine Analyse der Rahmenbedingungen (Strukturdaten, bestehende Angebote, Ergebnisse der Bürgerbefragung, Fahrgastnachfrage und Konzessionen). Ferner sollen mögliche Routenführungen ausgearbeitet und bis zu drei Fahrplan-Varianten aufgestellt und deren Umsetzbarkeit geprüft werden. Dies auch deshalb, weil der Bürgerbus "nicht in Konkurrenz zum bestehenden MVV-Angebot der Linien 725 und 693" betrieben werden darf. Die Gemeinde Haimhausen finanziert zur Zeit die vor Jahren zusätzlich eingeführte MVV-Linie 693 mit rund 90 000 Euro mit. Weil aber nur sehr wenige Bürger dieses MVV-Angebot nutzen, ist eine Finanzierung durch den Landkreis ausgeschlossen. Die Gemeinde: "Diese 90 000 Euro könnten durch die Einführung eines Bürgerbusses, der während der Schwachlastzeiten die Ortsteile und S-Bahn-Stationen miteinander verbindet und in regelmäßigem Takt fährt, zur Zufriedenheit unserer Bürger durch regelmäßige Fahrten besonders während der sogenannten Schwachlastzeit und am Wochenende besser angelegt sein." Eine Einführung des Bürgerbusses wäre für den Fahrplanwechsel im Dezember 2015 oder für den Sommerfahrplan 2016 denkbar, so Bürgermeister Felbermeier: "Wir werden mit Sicherheit nicht hudeln. Denn wer hudelt macht Fehler."

Die Initiative, in Haimhausen einen Bürgerbus einzurichten, geht vom Ortsverband der Grünen aus. Gemeinsam mit der Gemeinde wurde nach einem einstimmigen Gemeinderatsbeschluss im Frühjahr diesen Jahres unter allen Haushalten eine Fragebogenaktion gestartet, bei der der Bedarf für einen Bürgerbus für Haimhausen ermittelt werden sollte. Denn die bestehenden Busanbindungen, so die Initiatoren, seien vor allem auf den Schüler- und Berufspendlertransport ausgerichtet. Und als einzige Alternative bliebe den Einwohnern oft nur das Auto. Durch die Umfrage sollte nun erkundet werden, ob ein Bürgerbus das "Mobilitätsangebot in Haimhausen, Amperpettenbach, Inhausen, Oberndorf, Ottershausen und Westerndorf verbessern" könne. Aus diesem Grund wurden in der ersten Maiwoche an 2500 Haushalte der Gemeinde flächendeckend ein Fragebogen verteilt. Bis Ende Mai liefen bei der Gemeindeverwaltung Haimhausen 211 Fragebögen beantwortet ein, was einer Rücklaufquote von 8,4 Prozent entspricht. Dabei zeigte sich, dass bei der Mehrheit der Haimhausener Bevölkerung die Idee, den Bürgerbus zu nutzen, gut ankommt. Am fleißigsten an der Fragebogenaktion beteiligten sich Haimhausener Bürger, die zwischen 51 und 65 Jahre alt sind. Bei der überwältigenden Mehrheit der Antworten plädierten die Bürger zudem für eine Anbindung des Bürgerbusses an den S-Bahnhof Lohhof.

Die Fahrten des Bürgerbusses sollen dabei in erster Linie durch "ehrenamtliche Fahrer" geleistet werden, die einen Personenbeförderungsschein benötigen. Diesen müsste die Gemeinde finanzieren. Bei der Fragebogenaktion im Frühjahr diesen Jahres haben sich 23 Bürger bereit erklärt, sich als "ehrenamtliche Bürgerbusfahrer einbringen zu wollen".

Den Bus mit maximal acht Fahrgastplätzen müsste die Gemeinde Haimhausen vorfinanzieren. Die Gemeinde schätzt die Kosten dafür auf rund 50 000 Euro. Die Einsatzpläne der Fahrer sollen durch einen Verein gemanagt werden, heißt es. Der Verein solle sich auch um die Schulungen und Fortbildungen der ehrenamtlichen Fahrer kümmern. Er soll darüber hinaus die Öffentlichkeitsarbeit und Werbung für den Bürgerbus übernehmen sowie Fahrdienstpläne organisieren. Die Fahrer müssen mindestens 21 Jahre alt sein und einen Führerschein der Klasse 3 beziehungsweise B und einen Personenbeförderungsschein haben.

Einen großen Vorteil des Bürgerbusses sieht die Gemeinde im finanziellen Bereich, weil die Lohnkosten durch das ehrenamtliche Engagement entfallen würden. Ein zusätzlicher positiver Aspekt des Bürgerbusses sei der "soziale Aspekt". Die Menschen könnten die persönliche Atmosphäre genießen, die im Gegensatz zur Beförderung in anonymen Linienbussen "sehr viel ausgeprägter zu spüren" sei. Voraussetzung für ein funktionierendes Bürgerbussystem sei auf alle Fälle ein "hohes ehrenamtliches Engagement, ohne welches diese Form des Personennahverkehrs nicht existieren" könne.

© SZ vom 28.10.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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