Haimhausen: Steinernes Wehr wieder begehbar

Fußgänger und Radfahrer dürfen den nur wenige Meter lange Überquerung wieder nutzen. Vorerst.

Von Rudi Kanamüller, Haimhausen

Kleiner Weg, großer bürokratischer Aufwand: In einer fünfseitigen Mustervereinbarung des Freistaates Bayern haben sich die Gemeinde Haimhausen und das Münchner Wasserwirtschaftsamt darauf verständigt, dass das nur wenige Meter lange Steinerne Wehr im Ortsteil Ottershausen auch künftig von Fußgängern und Radfahrern benutzt werden darf - "solange es vorhanden und es auch sicherheitstechnisch möglich ist". Wie lange dies sein wird, steht allerdings in den Sternen. Denn das Wasserwirtschaftsamt möchte die 83 Jahre alte Wehranlage mittelfristig abbrechen und durch eine andere Wehrkonstruktion ersetzen.

Was nun schriftlich vorliegt, hatten Gemeinde und Wasserwirtschaftsamt bereits im Jahr 2013/14 mündlich vereinbart. Schriftlich allerdings wurde nichts niedergelegt - bis jetzt. Haimhausens Bürgermeister Peter Felbermeier spricht von "einem Aufwand, den ich so nicht erwartet hätte". Und der Geschäftsleiter der Verwaltung, Otto Felkel, der die Verhandlungen mit dem Wasserwirtschaftsamt geführt hatte, bringt es so auf den Punkt: "Das ist schon ein großer Aufwand für eine kleine Verkehrsbeschilderung." Im wesentlichen obliegt der Kommune die Verkehrssicherungspflicht für die betroffenen Wegepflichten sowie für die Brücke. Allerdings ausschließlich bezogen auf die Nutzung durch Fußgänger und Radfahrer. Felkel: "Im Rahmen eines Ortstermins hatte man sich bereits darauf geeinigt, dass das aufgestellte Sackgassenschild mit dem Zusatz ,frei für Radfahrer und Fußgänger' derzeit ausreichend ist."

Schildbürgerstreich oder blanke Notwendigkeit

Ungetrübt ist das Verhältnis zwischen dem Wasserwirtschaftsamt und der Gemeinde Haimhausen seit dem nicht. Daran war in der Vergangenheit die Münchner Behörde nicht ganz unbeteiligt. Denn sie hatte vor wenigen Monaten den Zugang zum Steinernen Wehr aus heiterem Himmel aus "haftungstechnischen Gründen" sperren lassen. Mit der Maßnahme, die in der Öffentlichkeit als "Schildbürgerstreich" bezeichnet wurde, hatte das Amt Wut bei Bürgern und Unverständnis bei der Gemeinde ausgelöst. Denn die Brücke über die Amper war nun nicht nur für Fahrzeuge aller Art, sondern auch für Spaziergänger und Radfahrer nicht mehr passierbar. Über das Bollwerk stolperten als erste Mitglieder einer Haimhausener Walking-Gruppe, der auch der Haimhausener Gemeinderat Ludwig Meier angehört und der die Sache ins Rollen brachte. Zwei riesige Baumstämme versperrten den bei der Bevölkerung beliebten Weg.

Empört reagierte seinerzeit auch Bürgermeister Peter Felbermeier auf diese Maßnahme, die "natürlich ein Schildbürgerstreich ist, weil die Leute nun gezwungen sind, einen Weg zu nehmen, der zum Wasser hin überhaupt nicht abgesichert ist". Es handelt sich dabei um einen Steg für Wartungsarbeiten. Die Maßnahme, so erklärte die Leiterin des Wasserwirtschaftsamtes, Sylva Orlamünde der SZ, sei mitnichten ein Schildbürgerstreich, auch wenn es auf den ersten Blick so aussehe. "Ich weiß, das schaut doof aus", sagte sie. Aber die Sperrung sei aus rein haftungstechnischen Gründen geschehen: "Denn wenn dort etwas passiert, dann sind wir dran." In diesem Zusammenhang kündigte die Amtschefin damals aber an, dass das Wasserwirtschaftsamt bestrebt sei, mit der Gemeinde eine Lösung zu finden.

Lange hat das Bollwerk aus zwei dicken Baumstämmen am alten Steinernen Wehr bei Ottershausen aber ohnehin nicht gehalten. Nach heftigen Interventionen der Gemeinde bei der Leitung des Wasserwirtschaftsamts hat die Behörde die Baumbarrikade wieder entfernen lassen. Vorerst können sowohl Fußgänger, Radfahrer, Spaziergänger und Mütter mit Kinderwagen wieder ungehindert das mehr als 80 Jahre alte Brückenbauwerk, das ein beliebter Zugangsweg zum Heiglweiher und in die Amperauen ist, passieren - und das ist schriftlich abgesichert durch eine Vereinbarung, der auch der Haimhausener Hauptausschuss in seiner jüngsten Sitzung zugestimmt hat.

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