Großes Bauprojekt in der Altstadt:Logieren am Hang

Lesezeit: 3 min

Die neuen Besitzer des Hörhammerbräu wollen in das denkmalgeschützte Gebäude 53 Mietwohnungen und drei Büros einbauen. Zum Süden hin soll ein dreistöckiger Anbau aus Holz entstehen. Die Mehrheit der Stadträte lehnt die Planungen als zu massiv ab und verweist auf ein Nachbargebäude

Von Viktoria Großmann, Dachau

53 Mietwohnungen, drei Büros, Tiefgarage und dabei Erhaltung der Jahrhunderte alten Bausubstanz ganz im Sinne des Denkmalschutzes: Das soll aus dem Hörhammerbräu werden. Die Mitglieder im Bauausschuss des Stadtrates bekamen nun zum ersten Mal die Pläne des Bauunternehmens aus Grünwald zu sehen. Der Familienbetrieb aus zwei Architekten und einem Betriebswirt hat den Hörhammer Anfang 2016 erworben; bereits seit 2002 gibt es darin keinen Gaststättenbetrieb mehr.

Bauamtsleiter Michael Simon hatte sich auf die neugierigen bis ungeduldigen Nachfragen der Stadträte bereits mehrmals äußerst lobend über die Bauherren geäußert, die sehr sensibel und mit Sachkenntnis das alte Gebäude umbauen wollen. Zunächst entfernen sie etwa nachträglich eingerichtete Überdachungen aus den Innenhöfen, die wieder frei und offen werden sollen. Zudem war es offenbar höchste Zeit, dass sich jemand der Gemäuer annimmt. Nicht allein durch den langen Leerstand, auch weil die Vorbesitzer schon zu wenig unternommen haben, um das Gebäude zu erhalten, seien "vielfache Bauschäden" entstanden, heißt es in der Sitzungsvorlage aus dem Stadtrat. Genannt werden "durchnässte Holzbauteile und großflächiger Schimmelbefall". Entrümpelungsarbeiten wurden bereits in den vergangenen Monaten gemacht, wie Besucher der Altstadt auch sehen konnten. Derzeit werde einiges unternommen, um Schäden zu begrenzen. Mauer- und Fußbodenoberflächen würden freigelegt.

Das 2014 gegründete und äußerst öffentlichkeitsscheue Familienunternehmen - Vater und zwei Söhne - hat bisher einige Projekte in München umgesetzt. Sie betonen ausdrücklich, das Gebäude in ihrem Besitz behalten und Mietwohnungen einrichten zu wollen. Dabei soll für jeden Bedarf etwas dabei sein: Geplant sind Größen zwischen 33 bis hin zu 183 Quadratmetern. Hinzu kommen drei Büros im Erdgeschoss zur Konrad-Adenauer-Straße hin gelegen mit Größen zwischen 91 und 126 Quadratmetern. Auch der steile Hang hinter dem Gebäude wird den Mietern zugänglich gemacht. Hier soll ein Spielplatz entstehen, ein Gartenpavillon, die Terrassen sollen über Treppen leicht zu erreichen sein. Zudem sollen die Mieter mit einer Brücke über den Mühlbach direkt an die untere Stadt angebunden sein.

Gedacht wurde natürlich auch an Stellplätze: 56 sollen in einer Tiefgarage, die mit einem Lift zu erreichen ist, eingerichtet werden. Die Zufahrt liegt am unteren Ende des Gebäudes an der Adenauer-Straße. Aus Sicht des Bauamts sind diese 56 Stellplätze offenbar ausreichend, denn es gebe im Altstadtgebiet noch einen Überhang von 23 Plätzen. Gertrud Schmidt-Podolsky (CSU), welche die Gelegenheit nutzte, um an eine Quartiersgarage für die Altstadt zu erinnern, stieß daher auf Widerstand. "Der Bauherr müsste in der Quartiersgarage Stellplätze mieten, aber er braucht sie ja nicht", erklärte Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) knapp.

Die Wohnungen, die dort entstehen sollen, haben Terrassen und Panoramafenster. (Foto: Niels P. Joergensen)

Aus Sicht des Bauamts ist das gesamte Vorhaben genehmigungsfähig, es sei eng mit dem Landesamt für Denkmalschutz abgestimmt - und zwar auch die geplanten Vorbauten an der Hangseite. Dort soll über drei Stockwerke hinauf beidseits des Turms angebaut werden. Dadurch würde das Gebäude zwischen fünf und sechs Metern weiter in den Hang hinausragen als jetzt. Auf Nachfrage erklären die Bauherren, die Vorbauten sollten aus Holz sein, wie bereits auf historischen Ansichten zu sehen. Sie seien zudem unbedingt nötig, um das Gebäude abzustützen. Zudem entstehen dadurch fünf Wohnungen, die wohl besonders begehrt sein dürften: Sie sollen zwischen 115 und 155 Quadratmetern groß werden, verfügen über Panoramafenster und Terrassen.

Die Stadträte zeigten sich für die Pläne wenig zugänglich. Die geplanten Vorbauten nahmen sie zum Anlass, erneut zu kritisieren, dass hinter dem ehemaligen Café Brüller, ein paar Meter weiter unten an der Huber-Treppe, nicht so groß gebaut werden darf, wie beantragt. Der Ehemann von Bündnis-Stadträtin Sabine Geißler, in dessen Familienbesitz sich das Haus schon lange befindet, wollte am rückwärtigen Hang ein Haus mit etwa zwölf Mietwohnungen bauen. Vom Bauamt erhielt er keine Genehmigung. Der Hang liege im Außenbereich. Nur das natürliche, sichtbare Plateau sei als Innenbereich anzusehen und könne bebaut werden. Geißler beruft sich auf die benachbarte Galerie, die ebensoweit in den Hang hinaus ragt. Über das Vorhaben wird das Gericht entscheiden.

Die CSU erbat sich eine Sitzungsunterbrechung zur Beratung. Danach kündigte Gertrud Schmidt-Podolsky an, "den Fall Geißler müssen wir an anderer Stelle neu aufmachen". Sie setzte einen "Kompromiss" durch, der einen Anbau in Höhe von nur zwei Stockwerken erlaubt. Dies solle mit den Bauherren verhandelt werden. Diese zeigten sich nach der Sitzung überrascht von der Reaktion der Stadträte. Die Planung sei absolut genehmigungsfähig, erklärten sie.

© SZ vom 20.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: