Golfturnier:Im Dunstkreis der Profis

Mehr als 35 000 Besucher verfolgen die Ladies German Open in Gut Häusern. Das Turnier ist nicht nur als exzellentes Sportereignis bekannt.

Anna Schultes

Hubertus Hacke hat sich eine schwedische Nationalflagge umgehängt. Auf seiner rechten Backe steht ein gelb-blaues "Go!". In gut einer Woche beginnt die Fußball-Europameisterschaft. Beim Public Viewing würde der 18-Jährige kaum auffallen. Beim Golfturnier in Gut Häusern sieht das ein wenig anders aus. Dort liegt eher eine Kombination aus Pink und Weiß im Trend.

Golfturnier: Das Publikum folgte ihr Schlag auf Schlag: Die deutsche Spitzenspielerin Sandra Gal stach in ihrem roten Dress aus dem Green heraus.

Das Publikum folgte ihr Schlag auf Schlag: Die deutsche Spitzenspielerin Sandra Gal stach in ihrem roten Dress aus dem Green heraus.

(Foto: Toni Heigl)

Bereits zum fünften Mal fanden in der vergangenen Woche von Donnerstag bis Sonntag die Unicredit Ladies German Open in Gut Häusern statt. Insgesamt 126 Golferinnen, unter ihnen 120 Proetten - also Profis - und sechs Amateurspielerinnen, nahmen teil. Als Siegerin ging die Französin Anne-Lise Caudal aus dem Wettbewerb. Sie bekommt 52 500 Euro Preisgeld und ein Audi Cabriolet. Sandra Gal belegte als beste Deutsche Position sieben.

Das Turnier in Gut Häusern zählt zur Profiserie der Ladies European Tour und ist unter Spielerinnen und Golfliebhabern nicht nur als exzellentes Sportereignis bekannt. Die familiäre Atmosphäre und die Nähe zu den Golfprofis sind ein wesentlicher Aspekt des Turniers. In diesem Jahr haben die Veranstalter, die Deutsche Golf Sport GmbH (DGS) in Kooperation mit der Ladies European Tour (LET), mit insgesamt 35 200 Besuchern erneut Rekordzahlen erreicht.

Dass sie aus der Masse der Besucher am Sonntag herausstechen, macht Hubertus Hacke und seinem Freund Jari Ziplys nichts aus. Die jungen Männer sind aus der Nähe von Hamburg angereist und möchten am letzten Turniertag ihre Favoritin Pernilla Lindberg anfeuern. Auch Katrin Mansfeld tippt am frühen Nachmittag noch auf die Schwedin, die am Ende auf dem geteilten siebten Rang landet. Mansfeld ist in den vergangenen Jahren als Besucherin in Gut Häusern gewesen, diesmal ist sie als Helferin dabei. Sie ist dafür zuständig, die aktuellen Spielstände nach dem 17. Loch auf einer Tafel anzuzeigen. "So bin ich sehr nah an den Spielerinnen", sagt die Münchnerin. "Es ist wahnsinnig spannend mitzufiebern." Das empfindet nicht nur die ehrenamtliche Helferin so. Eine ganze Karawane folgt Sandra Gal, der besten deutschen Profigolferin in den USA. In ihrem leuchtend roten Dress kann man sie auf dem Grün immer auf Anhieb entdecken. Viele Besucher möchten sehen, wie sich die junge Proette schlägt. Die Golferinnen sind immer zu zweit auf einer Spielbahn. Gal spielt am vierten Tag mit der Britin Laura Davies, die vor zwei Jahren die Ladies German Open in Gut Häusern gewonnen hat. Doch es ist nicht Gals Tag, alle Hoffnungen auf die Führung versiegen schnell.

Die Zuschauer besuchen den Golfpark in Gut Häusern aus verschiedenen Gründen. Manche sind große Liebhaber des Sports, andere wollen einfach nur einmal die Profis beobachten. Ursula Hohn-Aust und ihr Mann Helmut Aust kommen jedes Jahr aus Donauwörth zum Wettbewerb. "Die Organisation ist professioneller geworden als am Anfang", sagt Hohn-Aust. Das Ehepaar spielt selbst seit zehn Jahren Golf. Nach Gut Häusern kommt es immer wieder gerne. Auch Familien nutzen die Gelegenheit, um einen abwechslungsreichen Tagesausflug zu unternehmen. Kirsten Jinks ist mit Tochter Mara und Sohn Daniel aus München gekommen. "Es ist klasse hier", sagt die Mutter. Mara versucht gerade, den Ball mit so wenigen Schlägen wie möglich in das Loch zu bugsieren.

Die Achtjährige hatte zum ersten Mal einen Golfschläger in der Hand, als sie gerade laufen konnte. Seit fünf Jahren spielt sie beim Golfclub München Eschenried. Bei einem Turnier hat sie schon den ersten Rang belegt. "Sie geht gerne auf den Platz zum Üben", sagt die Mutter. Das Mädchen bestätigt, dass Golf neben Bodenturnen und Schwimmen am meisten Spaß mache. Maras zwölfjähriger Bruder betreibt den Sport weniger intensiv. Trotzdem spielt er - vielleicht, weil es in der Familie liegt. Die Großeltern sind begeisterte Golfer, und Vater Andrew Jinks ist Lehrer beim Golf Club Erding-Grünbach.

Auch Vierkirchens Bürgermeister Heinz Eichinger (SPD) ist am Finaltag auf dem Gelände; ein großer Golffan ist er nicht gerade. Eichinger ist vielmehr gespannt, wie die Männer vom SC Vierkirchen am Nachmittag gegen die zweite Mannschaft vom TSV 1865 Dachau spielen. Immerhin geht es um den Aufstieg in die Kreisliga. Für die Vierkirchener Fußballer läuft es dann letztlich besser als für die deutschen Profigolferinnen. Sie gewinnen das Spiel mit 1:0.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: