Glaube digital:Beten im Netz

Das Karmelkloster an der KZ-Gedenkstätte hat eine eigene Homepage eingerichtet, auf der die Schwestern ihren Orden und ihre geistigen Grundlagen präsentieren. Darüber hinaus laden sie zur inneren Einkehr ein. Die Menschen können ihnen Fürbitten schicken

Von Magdalena Hinterbrandner, Dachau

Schwester Johanna aus dem Karmel Heilig Blut in Dachau ist sichtlich stolz. Seit dem Nikolaustag des vergangenen Jahres hat das Kloster an der KZ-Gedenkstätte Dachau eine eigene Website und ist zu erreichen unter www.dachau.karmelocd.de. Ein Kloster sucht die Öffentlichkeit - etwas ungewöhnlich, da die Vorstellungen über das Klosterleben geprägt sind von Gebet, Einkehr, Stille und Abgeschiedenheit von der Welt. Doch die Website des Karmel Heilig Blut in Dachau ist auch nicht auf den Kommerz aus und preist weder Führungen noch Aktivitäten für Touristen an. Die Spiritualität und das Gebet stehen trotz Öffentlichkeitsarbeit im Web immer noch an erster Stelle, und genauso ist auch die Internetseite aufgebaut.

Trotzdem ist Schwester Johanna überzeugt: "Es wurde aber auch höchste Zeit, dass wir uns auch in der Öffentlichkeit repräsentieren." Lange habe die ganze Klostergemeinschaft überlegt, ob man einen eigenen Internetauftritt wolle und wenn ja, wie er aussehen solle. "Es gab zum Beispiel die Überlegung, einen Online-Shop für Kerzen einzurichten, aber das wäre für die drei Schwestern, die die Kerzen verzieren, einfach zu stressig geworden", so Schwester Johanna. Ein wenig gezögert habe man auch deshalb, weil man nicht genau wusste, wie viel Zeit man in das Erstellen und die Pflege des Internetauftritts investieren müsse. "Aber dann waren wir uns ziemlich schnell einig, dass es das wert ist", sagt Schwester Johanna.

Glaube digital: Schwester Johanna Kuric vom Karmelkloster in Dachau.

Schwester Johanna Kuric vom Karmelkloster in Dachau.

(Foto: Toni Heigl)

Sie selbst hat die Aufgabe der Administration und der Verwaltung der Internetseite übernommen. "Für mich ist das eine spannende Aufgabe, ich habe mich schon immer für Computer interessiert", erzählt sie. Gut sei auch, dass sie die Website selbständig aktualisieren und Bilder einfügen und herausnehmen könne. So vermeide man hohe Folgekosten. Ihre beste Freundin, Barbara Schieche, die seit mehr als zehn Jahren als selbständige Unternehmerin Struktur und Inhalte für Firmen-Websites schafft, habe ihr die nötigen Grundkenntnisse in wenigen Stunden beigebracht. Schieche hat Schwester Johanna vor allem vermittelt, auf was sie beim Aufbau der Website besonders achten solle. Die leitende Fragestellung war: Welche Botschaft soll transportiert werden? "Ich habe gelernt, dass es wichtig ist, immer vom Leser her zu denken", sagt Schwester Johanna. Für sie als promovierte Germanistin sei das eine ganz neue Art zu schreiben gewesen. "Im Internet ist die Textgestaltung ja ganz anders, der Text muss schnell erfassbar sein und eher kurze Botschaften beinhalten", sagt Schwester Johanna.

Sie und einige Mitschwestern haben die Textentwürfe geschrieben und dann an Barbara Schieche weitergeleitet, die dann die Texte reif für das Web gemacht hat. "Und wir haben die Website im responsiven Design gestaltet, also so, dass man auch auf dem Smartphone oder auf dem Tablet die richtige Anpassung hat. Das ist in Zeiten des mobilen Internets das A und O", sagt Schwester Johanna. Denn mittlerweile haben auch viele Besucher ihr Stundengebet auf dem Tablet und beten nicht mehr aus dem Gebetbuch. "Mit unserer Internetseite wollen wir auch mit der Zeit gehen."

Glaube digital: Mit einer Luftaufnahme präsentiert sich das Dachauer Karmelkloster an der KZ-Gedenkstätte.

Mit einer Luftaufnahme präsentiert sich das Dachauer Karmelkloster an der KZ-Gedenkstätte.

(Foto: Toni Heigl)

Den Nikolaustag als Starttag der Internetseite habe man bewusst gewählt. "Wir haben dann die Internetadresse in unseren Weihnachtsbrief geschrieben und so gleich Werbung machen können", erzählt Schwester Johanna. Über die Kontaktformulare habe man schon viel Feedback bekommen. "Die Leute können mobil das Fürbittenformular ausfüllen, und wir lesen die Mail dann der Klostergemeinschaft vor. Das Angebot wird von den Leuten gut angenommen", erklärt Schwester Johanna.

Das Gebet steht im Mittelpunkt des Klosters. "Das ist auch die zentrale Botschaft, die die Website übermitteln soll. Deshalb sind auch die Menüpunkte bewusst so gewählt und angeordnet", sagt Schwester Johanna. Im Kern stehe das Fürbittgebet und das Mitbeten. "Das Kloster liegt ja auch an diesem besonderen Ort, bei der KZ-Gedenkstätte. Wir wollen für das Leid der Menschen beten und auch für Leute, die Unterstützung brauchen. Das Beten ist unsere zentrale Aufgabe", so Schwester Johanna. Bald wolle man noch mehr PDF-Formulare zum Herunterladen zur Verfügung stellen und auch ein drittes Kontaktformular für Anfragen nach Eucharistiefeiern solle es bald geben. "Wir werden modern und: eine Website ist ja nie fertig", sagt Schwester Johanna.

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