Gesundheitsamt Dachau:Schon 27 Masernfälle

Gesundheitsamt und Ärztesprecher Braun appellieren an die Bevölkerung des Landkreises Dachau, sich unbedingt impfen zu lassen. Ein Drittel der Erkrankten musste sogar im Krankenhaus behandelt werden.

Von Philip Kammerl

Masern Impfung

Ärztesprecher Braun appelliert an die Öffentlichkeit, sich impfen zu lassen. Masern würden gerne als relativ harmlose Kinderkrankheit abgetan. Bayern ist im bundesweiten Vergleich Schlusslicht bei der Masern-Impfung.

(Foto: dpa)

Hans Bergemann ist besorgt. Bereits 27 Masernfälle sind dem Abteilungsleiter des Dachauer Gesundheitsamts dieses Jahr für den Landkreis gemeldet. Das Beunruhigende an dem Anstieg der Masernfälle seit 2002: "Man weiß, dass bei Masern schwerwiegende Komplikationen wie Hirnhautentzündung mit Todesfolge auftreten können". Zwar sind nach seinen Angaben die meisten Kinder und Erwachsenen, welche ungefähr zu gleichen Anteilen betroffen waren, glimpflich davon gekommen, aber bei einem Drittel ist ein stationärer Aufenthalt im Krankenhaus nötig gewesen.

"Ende März hat es angefangen. Mehr oder weniger parallel mit München, wo es auch mehr Fälle als in den letzten Jahren gab", berichtet Bergemann. Diesen Juli sind es nun schon fünfmal so viele Fälle wie im letzten Jahr. Immerhin sind seit 14 Tagen keine Neuerkrankungen hinzugekommen. Inwiefern dies das Ende der "Masernkleinepidemie" im Landkreis bedeuten könnte, lässt Bergemann allerdings offen. "Solche Angaben sind immer mit Vorsicht zu genießen, da wir hier mit sehr kleinen Zahlen arbeiten."

Dass die Impfraten in Oberbayern nach wie vor hinter dem Optimum hinterher hinken, zeigt sich an den gemeldeten Infektionen der letzten Woche: 17 von 21 stammen davon aus Oberbayern. "Man sieht deutlich, dass es immer wieder Ausbrüche an Orten mit schlechter Impfrate gibt", beklagt Claudia Schuller, Pressesprecherin beim bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit. Fehle der entsprechende Impfschutz, könnten sich Epidemien leicht - und vor allem sehr schnell - bilden. Masern sind schließlich fünf Tage vor bis vier Tage nach Auftreten des Hautausschlags eine hochansteckende Krankheit. Die Viren verbreiten sich rasend schnell per Tröpfcheninfektion, beim Sprechen, Husten oder Niesen. Dies zeigte sich auch 2001 bei der letzten größeren Epidemie im Landkreis. Damals wurde vorwiegend Altomünster von einer Masernwelle erfasst, die von Aichach-Friedberg herübergeschwappt war. Es gab 80 Erkrankte. Bergemann bezeichnet den schon seit mehreren Jahren erhältlichen Kombinationsimpfstoff MMR, der neben Masern auch gegen Mumps und Röteln immunisiert, als effektiven Schutz.

Gerade deshalb sei es zu bedauern, dass viele Menschen keinen Gebrauch von ihm machen, sagt Hans-Ulrich Braun, Vorsitzender des Ärztlichen Kreisverbands Dachau. "Man darf nicht impfmüde werden. Die Impfstoffe sind sicher." Zudem gibt er zu bedenken, dass die eigene Immunität auch andere schütze, da man selbst nicht länger als Überträger dienen könne. Ab einer Impfquote von 95 Prozent tritt das sogenannte Phänomen der Herdenimmunität auf, bei der eine mögliche Infektion keine weitere nach sich zieht. Das ambitionierte Ziel der WHO, die Masern bis 2015 in Europa auszurotten, scheint mit den vielen Erkrankungsfällen in Bayern aber noch in weiter Ferne zu liegen. Seit Jahresbeginn gab es bereits 521 Masernfälle. Braun ist enttäuscht, dass es wegen Impfmüdigkeit und Impfgegnern immer wieder zu Ausbrüchen komme. Denn das es nicht so sein muss, zeigten beispielsweise die USA, welche in den letzten zwei Jahrzehnten zeitweise eine völlige Elimination der Krankheit erwirkten.

Ärztesprecher Braun appelliert deshalb an die Öffentlichkeit, sich impfen zu lassen. Masern würden gerne als relativ harmlose Kinderkrankheit abgetan. In einem von 500 bis 1500 Fällen könne aber als Spätkomplikation eine Gehirnhautentzündung auftreten, die sogar zum Tod führen kann. Niemand sollte bereit sein, dieses Risiko für seine Kinder einzugehen.

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