Gemeinschaftsprojekt:Der Mitmach-Effekt

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Die Eltern der Grundschule und die Jugendarbeit in Petershausen gehen neue Wege: Sie sprechen bei der Gestaltung des neuen Spielplatzes nicht nur mit, sie bauen ihn unter fachlicher Anleitung sogar selbst

Von Susanne Schröder-Bergen, Petershausen

Die Grundschule in Petershausen hätte sich einen neuen Spielplatz von der Gemeinde finanzieren und errichten lassen können, wie es allenthalben üblich ist. Aber Elternbeirat und Jugendarbeit wollten einen anderen Weg gehen. Deshalb werkeln jeden Morgen vornehmlich Frauen hinter Schule und Mehrzweckhalle, reißen Teerböden mit aus, heben größere Holzbalken, nageln, schrauben und hämmern. Sie wissen sehr genau, was sie tun. Eine Mutter, die morgens auf ihren Einsatz wartet, erzählt, wie sie von ihren Kindern bereits bewundert wird. Sie rechnet fest damit, dass die Grundschüler das neue Bauwerk auch mehr achten, als wenn es einfach nur so hingestellt worden wäre. Sie sagt: "Da bin ich mir sicher." Außerdem durften die Kinder mitreden.

Eine Ritterburg, vielleicht ein Piratenschiff oder doch ein Indianercamp? Solche Ideen hatten die Grundschüler in Petershausen für den neuen Spielplatz. Oder wäre ihnen ein Dschungel, gar ein Drache sogar noch lieber? Viele Kinder hatten auch diese Idee, passend zu ihrem Schulmaskottchen, dem Drachen Mianschu. Genau so kommt es jetzt: Ein Drachenkopf ist das zentrale Element des Spielplatzes. Bis zu den Pfingstferien soll wenigstens der Drache mit Tunnelrutsche, der schon vorhandenen Schaukel, einer Affenschaukel und einem Kletterpark fertig werden.

Langsam wird der Drachenkopf sichtbar, der zu einem Tunnel führt. Er ist das Herzstück des neuen Spielplatzes der Grundschule Petershausen. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Der erste Teil der Arbeit wurde im November 2016 erledigt. Damals wurde der alte Spielplatz abgerissen und das Grundgerüst des Drachenkopfs errichtet, ebenso eine neue Schaukel. Doch Ende letzten Jahres war das Wetter zu schlecht zum arbeiten. "Der Kies war gefroren", erzählt Elternbeirätin Laura Meinl. Deswegen wurden die weiteren Arbeiten auf dieses Jahr verschoben. Der alte Spielplatz sollte schon lange restauriert werden, aber dann stellten Fachleute fest, dass dieses Vorhaben sinnlos wäre. Das Holz war morsch und die Schrauben verrostet. Stattdessen entschied sich die Gemeinde, das Gelände, das idyllisch an einem Seitenarm der Glonn liegt, komplett neu zu gestalten. Olaf Schräder, stellvertretender Leiter des Zweckverbandes Jugendarbeit und zuständig für die Jugendarbeit direkt in Petershausen, befragte Grundschüler. Passend zum Motto "Dschungel und Drache" legte er das Hauptaugenmerk nach deren Wünschen auf Kletter- und Schaukelmöglichkeiten. Die Entwürfe gestaltete Spielplatzbauer Robert Schmidt-Ruiu aus Olching. Seine Spielplätze haben alle einen bestimmten Stil mit Wiedererkennungswert: Er verwendet viel Naturholz, das dem Ganzen ein organisches Aussehen gibt. Außerdem bindet er stets die Schule und auch die Eltern mit ein. Das ist sein Konzept.

Die beiden Elternbeirätinnen Laura Meinl und Sabrina Weindl informierten die Eltern in einem Brief über das Projekt, das die Gemeinde Petershausen finanziert. Um Kosten zu sparen, wurde ein Schichtsystem für freiwillige Helfer eingeführt, in das sich Interessierte eintragen konnten. Hauptsächlich sind es Mütter, aber auch einige Väter nehmen sich Zeit für das Schulprojekt. Der Zweckverband Jugendarbeit aus den Landkreisen Dachau, Freising und Pfaffenhofen begleitet es fachmännisch. Remigiusz "Remi" Golimowski zeigt als leitender Handwerker den Helfern, wie die Mütter richtig vorgehen. Gemeinsam entwarfen sie dann auch den Drachenkopf. Darauf sind die Beteiligten mächtig stolz.

Vor allem Schülermütter schuften unter fachlicher Anleitung auf dem neuen Spielplatz. Von ihren Kindern werden sie dafür bewundert. (Foto: Niels P. Joergensen)

Das Arbeitsklima unter den Helfern ist angenehm. Meist sind es zwischen drei und zehn Mütter, die von 8.30 Uhr an zusammen an dem Projekt werkeln. Auch nachmittags nach einer Mittagspause werden sie nochmals aktiv. Die beiden fleißigen Elternbeirätinnen Laura Meinl und Sabrina Weindl sind morgens immer die ersten. Sie kümmern sich auch um die Verpflegung, damit sich alle mit Brotzeit und Kuchen stärken können. Denn, sagt Meindl: "Das Arbeiten hier ist schon etwas anderes als das hobbymäßige Basteln, das man zu Hause im Garten macht". Trotzdem sieht man den Frauen und Männern an, dass sie mit viel Spaß und Begeisterung bei der Sache sind.

Der fertige Spielplatz wird nicht nur den rund 300 Schülerinnen und Schüler der Grundschule Petershausen zur Verfügung stehen. Auch die Mittagsbetreuung wird ihn nutzen. Abends und am Wochenende ist er für alle Kinder geöffnet. "Der Spielplatz wird hoch frequentiert werden", ist Jugendbetreuer Schräder überzeugt.

Die Vorfreude der Schulkinder ist spürbar. Sie können es kaum erwarten, dass der Spielplatz fertig wird. In den Pausen schauen sie den Helfern bei der Arbeit zu. Nächste Woche können sie sogar in kleinen Miniprojekten am Spielplatz mitarbeiten. Golimowski sagt: "Sie können zum Beispiel beim Sand- und Kiesverteilen helfen. Oder beim Säen und Rechen. So haben sie das Gefühl, am Projekt teilzuhaben." Ob das ehrgeizige Ziel erreicht wird, die Arbeiten noch vor den Pfingstferien abzuschließen, lässt sich schwer abschätzen. Wenn der Drachenkopf komplett ist, sollte es schnell gehen, sagt Golimowski. Letztendlich komme es auf ein paar Tage nicht an. Denn: "Der neue Spielplatz ist eine Investition für die Zukunft und wird einigen Schülergenerationen die Pause versüßen."

© SZ vom 27.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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