Gemeinde erwirbt Spezialgerät:Gerüstet für Einsätze in luftiger Höhe

Brand in Arnbach

Bei diesem Brand in einer Schreinerei setzte die Indersdorfer Feuerwehr ihre Drehleiter ein. Auch die Petershausener Kollegen erhalten jetzt ein eigenes Fahrzeug.

(Foto: oh)

Petershausen will ein Drehleiterfahrzeug kaufen, mit dem die Feuerwehr auch gebrechliche Menschen bergen kann

Von Petra Schafflik, Petershausen

Die Gemeinde investiert in die Sicherheit der Bürger: Ein modernes Löschfahrzeug wurde im vorigen Herbst in den Dienst gestellt, die Planungen für ein neues Feuerwehrhaus in Petershausen laufen. Nun plant der Gemeinderat, ein Drehleiterfahrzeug für die örtliche Wehr anzuschaffen. Diese Entscheidung fiel jetzt mit deutlicher Mehrheit. Der neue Wagen soll die alte Anhängeleiter ersetzen, die nicht mehr dem Stand der Technik entspricht. Damit wäre Petershausen auch gerüstet, falls künftig im Ort höher gebaut werden soll. Das Drehleiterfahrzeug, für das die Gemeinde wohl um die 550000 Euro ausgeben muss, will man aber erst in Dienst stellen, sobald im künftigen Feuerwehrhaus dann auch ein Stellplatz bereit steht. Petershausen ist damit die erste der kleineren Gemeinden im Landkreis, die sich ein Fahrzeug mit automatisch ausfahrbarer Leiter samt Rettungskorb anschafft. Bisher verfügen nur die Wehren in Dachau, Karlsfeld und Markt Indersdorf über so ein Gerät.

Schon jetzt stehen fünf Häuser in Petershausen, zu denen die Feuerwehr im Notfall mit einer Leiter anrücken muss. Diese Vorgabe gilt bei Gebäuden, wo im dritten Obergeschoss noch eine abgeschlossene Wohnung liegt, aber ein sogenannter zweiter Rettungsweg, meist eine zusätzliche Nottreppe, fehlt. Für diese Einsätze hatte die Gemeinde 1984 eine Anhängeleiter angeschafft. Diese erfüllt noch die gesetzlichen Vorgaben, entspricht in der Praxis aber längst nicht mehr dem Stand der Rettungstechnik. "Noch gibt es Bestandsschutz, aber eine Anhängeleiter darf nicht mehr repariert oder ersatzbeschafft werden", erklärt Kreisbrandrat Franz Bründler. Tatsächlich dauert das Aufstellen dieser Leiter per Hand viel zu lange, sagt der Petershausener Kommandant Stefan Schneider, der die Diskussion im Gemeinderat als Zuhörer aufmerksam verfolgte. Auch retten lasse sich über diese Leiter kaum jemand, weil Hilfsbedürftige aus luftiger Höhe eigenständig Sprosse für Sprosse runtersteigen müssten, erläuterte Jürgen Junghans, parteiloser Gemeinderat und aktiver Feuerwehrmann, seinen Kollegen im Gemeinderat. "Ein 85-jähriges Mutterl wird da nicht runterkraxeln, der kann ich von dort oben nur zureden, dass sie nicht springt". Dieser Situation trägt die zentrale Rettungsleitstelle jetzt schon Rechnung: Bei jedem Brand, bei dem Personen in Gefahr sind, rückt nach Petershausen immer eines der Drehleiterfahrzeuge aus Markt Indersdorf oder Allershausen mit an. Eine Dauerlösung ist diese Kooperation aber nicht: "Beide können die gesetzliche Hilfsfrist von zehn Minuten nicht einhalten", erklärt Kommandant Schneider.

Die Gemeinde will deshalb investieren und eine vollautomatische Drehleiter mit Korb anschaffen. Doch angesichts der enormen Summe, die so ein Drehleiterfahrzeug kostet, gab es Skepsis im Rat. Inge Dinauer (parteilos) fragt sich, ob die Petershausener Feuerwehr so ein Fahrzeug überhaupt personell besetzen könnte. "Da rücken die aus, die auch bisher ausrücken", sagte Kommandant Schneider auf der Zuschauerbank. Im Plenum erklärte Jürgen Junghans, dass auch tagsüber genügend Aktive im Ort abrufbar sind. Diese ehrenamtlichen Helfer seien auch bereit, die nötige Drehleiter-Schulung zu absolvieren. Doch CSU-Gemeinderat Gerhard Weber vermutet, dass die Drehleiter vor allem mit Blick auf die künftige Bauentwicklung gekauft werden soll. "Da geht es um die maximale Baudichte im Baugebiet Rosenstraße." Doch vierstöckige oder noch höhere Gebäude möchte Weber auch auf dem Areal direkt am Bahnhof nicht sehen. "Da bin ich dagegen." Anstatt eine teure Leiter anzuschaffen, soll die Gemeinde auf einem zweiten Fluchtweg im Gebäude bestehen. Aber so ein Nottreppenhaus sei oft "gar nix wert", widersprach Junghans. Gesundheitlich beeinträchtigte Personen ließen sich über viele Stufen kaum sicher heruntertragen. Die Drehleiter verfügt dagegen über einen fahrbaren Rettungskorb, über den auch Krankentragen manövriert werden können. Solche Einsätze, bei denen die Feuerwehr erkrankte, mobilitätseingeschränkte Bürger aus der Wohnung birgt nähmen zu, sagt Kommandant Schneider. Wegen der vielen Vorteile eines Drehleiterfahrzeugs würden weitere Gemeinden im Landkreis aktuell über den Kauf nachdenken, sagte Junghans im Gemeinderat.

Die Petershausener Kommunalpolitiker votierten schließlich mit deutlicher Mehrheit dafür, den Kauf eines Drehleiterfahrzeugs vorzubereiten. Die Gemeinde wird sich dafür mit einer anderen Kommune zusammentun, um mit einer Sammelbestellung Geld zu sparen. Solche Kooperationen sind bei der Beschaffung von Feuerwehrausrüstung üblich. Weil die Petershausener Wehr dann auch Trainingsmöglichkeiten für den Drehleitereinsatz braucht, wird der Übungsturm am neuen Feuerwehrhaus höher geplant. Vorab wird auf Antrag von CSU-Gemeinderat Weber noch eine Stellungnahme der Kreisbrandinspektion eingeholt. Gegen den Kauf eines Drehleiterfahrzeugs votierten Inge Dinauer (parteilos), Günter Fuchs und Lydia Thiel (beide CSU).

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: