Gegründet von Flüchtlingen aus Böhmen:Älter als die CSU

SPD

Hildegard Schöpe-Stein, 2.v.l., leitet den Ortsverein. Als Gratulanten kommen Martin Güll, Michael Schrodi und Marianne Klaffki (v.l.).

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Der SPD-Ortsverein in Petershausen feiert sein 70-jähriges Bestehen mit einem großen Jubiläumsfest.

Das "Großdeutsche Reich" liegt in Trümmern, Millionen von Heimatvertriebenen flüchten nach Kriegsende in die heutige Bundesrepublik. Petershausen, das 1939 noch 746 Einwohner zählte, wächst bis 1949 auf 1441 Menschen an. Mindestens 300 Flüchtlinge sind darunter. Zu ihnen zählen auch 68 Frauen und Männer aus dem westböhmischen Karlsbad, die am 1. Februar 1947 im Gasthaus Bauer den Ortsverein der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands in Petershausen gründen. Die SPD ist damit die älteste politische Partei im Ort. Grund genug für den Ortsverein, den 70. Geburtstag mit einem Swing- und Jazz-Frühschoppen in der Sportgaststätte am vergangenen Sonntag zu feiern.

Unter den etwa hundert Besuchern befanden sich nicht nur lokale SPD-Prominente wie der Landtagsabgeordnete und Kreisvorsitzende Martin Güll, die stellvertretende Landrätin Marianne Klaffki und SPD-Bundestagskandidat Michael Schrodi, sondern auch Bürgermeister Marcel Fath (Freie Wähler), Gemeinderäte der anderen Fraktionen und Ehrenamtliche aus vielen Vereinen. 33 Mitglieder zählt heute der Ortsverein, fünf Mitglieder gehören dem Gemeinderat an. "Die Petershausener SPD steht gerade heute als eine der Säulen für die Sozialdemokratie im Landkreis", lobt Güll in einem Grußwort der Jubiläumsausgabe des Parteiorgans "Petershausener Echo" den Ortsverein.

Mit Abstand die älteste demokratische Partei im Ort

Erster Vorsitzender wurde 1947 Anton Maschek. Er wurde 1952 auch zum ersten SPD-Gemeinderat in Petershausen gewählt. Ihm folgte 1953 Therese Püscher nach, die den Ortsverein bis 1975 führte. Adele Haage kandidierte bei den Kommunalwahlen 1948 als erste Frau für den Gemeinderat Petershausen. Sie wurde aber nicht gewählt. Gemeinderat Wolfgang Stadler bewarb sich dreimal für das Amt des Bürgermeisters. Seit 33 Jahren vertritt er den Gemeindechef, seit 21 Jahren als Zweiter Bürgermeister. Seit 2012 leitet Hildegard Schöpe-Stein den Ortsverein. Sie führt auch die Geschäfte im Dachauer Bürgerbüro von Martin Güll. Im Jahr 1947 gründeten die Genossen im Landkreis auch SPD-Ortsvereine in Markt Indersdorf und in Röhrmoos. Erst 21 Jahre später, 1968, schlossen sich Mitglieder der CSU zu einem Ortsverband in Petershausen zusammen. Die SPD ist somit die weitaus älteste demokratische Partei im Ort.

Im Zuge der Olympischen Spiele in München wurde die S-Bahn bis nach Petershausen geführt. Als Folge davon entstanden in dem Ort große Baugebiete wie die Vogelsiedlung und die Mooswiesensiedlung. Die große Zahl der Neubürger bescherte der SPD einen deutlichen Mitgliederzuwachs. Dies wirkte sich auch auf die Gemeindepolitik aus. Mit Wolfgang Stadler und Eduard Meßthaler saßen 1978 erstmals zwei SPD-Mitglieder im Gemeinderat. 1990 stellten die Sozialdemokraten schon sechs von 16 Gemeinderäten. Die ersten Jahre im Kommunalparlament waren für die Genossen allerdings hart; SPD-Anträge scheiterten regelmäßig. Bedenken und Einwände der "Roten" wurden von der Mehrheit des Gemeinderats stets verworfen. Ende der Achtzigerjahre des vorigen Jahrhunderts verzeichnete die SPD ihren ersten Erfolg: Sie setzte ein Rauchverbot in den Gemeinderatssitzungen durch. Wichtige Forderungen der SPD schon in den Neunzigerjahren waren ein Gewerbegebiet westlich der Bahn, Kindergarten, Hort und Jugendzentrum. Außerdem setzte sie sich für die Ortskernsanierung, ein Baulandmodell und die Ganztagsschule ein.

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