Fußball: Plakatverbot:Dachau - für die Uefa eine Beleidigung

Lesezeit: 2 min

Mit dem Transparent "Dachau City '95" wollten FC-Bayern-Fans ihren Klub anfeuern. Doch die Uefa ließ das Banner überkleben - andere Fans halten den Namen der Stadt für ein Nazi-Symbol. Nun äußert sich der Fußballverband.

M. Staudinger

Fußballfans aus Dachau sollten zumindest in Champions-League-Spielen nicht öffentlich verraten, woher sie kommen. Das kann Ärger geben. Transparente mit der Aufschrift "Dachau" sind in den Augen des europäischen Fußballverbands (Uefa) seit einiger Zeit nämlich ein Sicherheitsrisiko. Im Finale der Königsklasse im Mai mussten Bayern-Anhänger deswegen ihr Fanclub-Transparent "Dachau City '95" überkleben. Wer nun denkt, dass diese Entscheidung ein Missverständnis war, die ein Uefa-Mitarbeiter im Eifer des Gefechts getroffen hat, der irrt.

Die Uefa wollte keinen Dachau-Schriftzug beim Champions-League-Finale im Mai. (Foto: privat)

In einer Stellungnahme an die Süddeutsche Zeitung bestätigt die Uefa jetzt offiziell das Banner-Verbot, das sie in Absprache mit dem FC Bayern ausgesprochen habe. Das vorrangige Anliegen sei es, die Sicherheit von Spielern, Funktionären und Zuschauern in den Stadien zu gewährleisten, heißt es als Begründung. "Alles, was von einer Fangruppe oder ethnischen Gruppierung als Beleidigung verstanden werden könnte und daher ein Sicherheitsrisiko darstellt, inklusive Banner oder einzelner Symbole, wird sorgfältig überwacht", schreibt der Verband.

Unter diese Prämisse fällt offensichtlich auch das Dachau-Plakat, das aus Sicht der Uefa nur dann hätte hängen bleiben dürfen, wenn der Name der Stadt nicht in Gänze zu sehen gewesen wäre. Genau das stört Politiker aus der Großen Kreisstadt bei München enorm. Oberbürgermeister Peter Bürgel (CSU) ist seit Jahren bemüht, das Image der Stadt zu verbessern, in der die Nationalsozialisten 1933 ihr erstes Konzentrationslager errichteten. Dort starben bis 1945 mehr als 40.000 Menschen.

Dachau versteht sich mittlerweile als Lern- und Erinnerungsort. Bürgel unterhält enge Kontakte zur KZ-Gedenkstätte Dachau, nach Israel und in die USA. Es gibt regelmäßige Gedenkfeiern und ein Amt für Kultur und Zeitgeschichte im Rathaus. "Dachau stellt sich seiner Verantwortung", betont der OB stets.

"Ich erwarte ein Wort des Bedauerns"

Mit dem Landtagsabgeordneten Bernhard Seidenath (CSU) schrieb Bürgel einen Brief an Uefa-Präsident Michel Platini: Der Vorfall in Madrid berühre das Selbstverständnis und die Reputation der Stadt. "Nie wieder!" heiße die klare Botschaft, die von Dachau in die ganze Welt ausgehe. "Das Plakat-Verbot darf sich nicht wiederholen", sagt Seidenath. Für die Dachauer FDP ist das Banner- Verbot eine "Diffamierung Dachaus durch die Uefa". Eine der einflussreichsten Institutionen im Sportbereich könne nicht einer kompletten Stadt eine rechtsextreme Gesinnung unterstellen.

Die Uefa zeigt sich unbeeindruckt. Seidenath will die Sache nicht auf sich beruhen lassen. Sollten Uefa und FC Bayern auf die Proteste nicht reagieren, wird er den Deutschen Fußball-Bund einschalten: "Ich erwarte ein Wort des Bedauerns."

© SZ vom 25.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: