Fürstenfeldbruck/Dachau:Finanzexperte ermahnt Sparkasse

Fürstenfeldbruck/Dachau: Harald Buwert (links) und Hans-Jürgen Buber (rechts) vom Sozialforum Amper mit Referent Rainer Gottwald vom Bürgerforum Landsberg (sitzend, Zweiter von links: Brucks früherer CSU-Finanzreferent Klaus-Peter Ernst).

Harald Buwert (links) und Hans-Jürgen Buber (rechts) vom Sozialforum Amper mit Referent Rainer Gottwald vom Bürgerforum Landsberg (sitzend, Zweiter von links: Brucks früherer CSU-Finanzreferent Klaus-Peter Ernst).

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Klaus-Peter Ernst, Ex-Aufsichtsratsvorsitzender der Volksbank, warnt Vorstände davor, sich bei Fusion selbst zu bereichern

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck/Dachau

Die Sparkasse ist auch ohne Partner für die Zukunft gerüstet. Dem überwiegend politisch besetzten Verwaltungsrat könnte es an Sachkenntnis fehlen, um sich den Wünschen der Bankvorstände zu widersetzen. Deren Bezüge und Pensionsansprüche würden im Fall einer Fusion ebenso in die Höhe schnellen wie jene der Verwaltungsräte. Die Zeche zahlen müssten die Beschäftigten. Zudem verfügt das stadt- und landkreiseigene Institut über genügend Reserven, um Überschüsse in Millionenhöhe auszuschütten. So lassen sich die Thesen von Rainer Gottwald zusammenfassen. Der Sprecher des Bürgerforums Landsberg hat den möglichen Zusammenschluss der Sparkassen Fürstenfeldbruck, Dachau und Landsberg beleuchtet.

Im Zuge der Diskussion werden auch Zweifel an Gottwalds Standpunkten laut. Zudem wird klar, dass Bruck - im Gegensatz zu Dachau - finanziell wohl von einer Fusion profitieren würde. Die Sparkasse selbst ist zwar eingeladen worden, bei der Veranstaltung im Restaurant Parthenon offiziell aber nicht vertreten. Unter den etwa 60 Zuhörern, darunter auch fast die gesamten Stadtratsfraktionen von BBV und Grünen, sind der Leiter des Vorstandssekretariats der Sparkasse Dachau, der sich nicht zu Wort meldet, sowie offenbar aus persönlichem Interesse einige Brucker Mitarbeiter unterhalb der Vorstandsebene.

Der Volkswirt Gottwald wirkt zurückhaltend, Belastungseifer ist ihm nicht anzumerken. Der 71 Jahre alte frühere Controller gilt dennoch als einer der sachkundigsten und hartnäckigsten Kritiker der Sparkassen, auch wenn er beteuert: "Ich bin glühender Vertreter des Sparkassensystems, aber ich kämpfe gegen den Wildwuchs." Im früheren CSU-Stadtrat und Finanzreferenten von Stadt sowie Kreis, Klaus-Peter Ernst, findet er am Montag einen ebenbürtigen Gegenspieler. Ernst war von 1983 bis 2009 Aufsichtsratsvorsitzender der Volksbank Raiffeisenbank Fürstenfeldbruck und hat 2001 die Fusion der Genossenschaftsbanken Olching, Germering und Fürstenfeldbruck überwacht. Gerade die wieder steigenden Zinsen bringen Ernst zufolge die Sparkasse sehr wohl in Schwierigkeiten. Durch eine Fusion und die weitere Aufstockung der Rücklagen könnten diese gemeistert und Risiken besser verteilt werden. Gottwald hingegen will sich nicht mit den Spenden für wohltätige Zwecke zufrieden geben und plädiert für eine Ausschüttung an Landkreis und Stadt.

Eine Fusion lehnt Gottwald ab. Das Beispiel Moosburg, der Nummer eins im Sparkassenranking, zeige, wie erfolgreich eine selbständige kleine Sparkasse bis heute sein könne. Die Fusion bringe vor allem finanzielle Vorteile für Vorstände und Verwaltungsräte, gehe aber auf Kosten der Belegschaft, die reduziert werde oder längere Strecken pendeln müsse. Bekommt Fürstenfeldbruck die neue Zentrale des Dreierbundes, dann rechnet Gottwald dennoch mit einem Gewerbesteuerplus von bis zu fünf Millionen Euro für Bruck - sofern die sehr profitabel arbeitende Dachauer Sparkasse und die Stadt und Landkreis Dachau in Verhandlungen nicht noch eine Umverteilung durchsetzen. Hinter den Kulissen tobt offenbar längst ein Machtkampf um den Standort der künftigen Zentrale und den Posten des Vorstandsvorsitzenden.

Klaus-Peter Ernst macht auf eine Nachfrage von Brucks Dritter Bürgermeisterin Karin Geißler (Grüne) darauf aufmerksam, dass Vorstände und Verwaltungsräte nach einer Fusion nur dann in deutlich höhere Gehalts- und Pensionsklassen aufsteigen, wenn sie nicht selbst ausdrücklich auf diese Zuwächse verzichten - so wie dies bei der Fusion der Genossenschaftsbanken einst festgelegt worden sei.

Gottwald ist sich mit Grünen-Kreisrat Martin Runge und mehreren Zuhörern einig in der Forderung, die Fusionsverhandlungen transparenter zu machen. Stadtrat sowie Kreistag sollen ermutigt werden, sich einzuschalten und die Verwaltungsräte kritisch zu begleiten.

Der Vortrag von Rainer Gottwald kann vom neuen Informationsportal des Kulturraums Fürstenfeldbruck und des Sozialforums Amper unter www.ffbaktiv.de heruntergeladen werden.

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