Früherer Hanwag-Firmenchef:Trauer um Josef Wagner

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Nach schwerer Krankheit ist Josef Wagner nun im Alter von 96 Jahren verstorben. Die Beerdigung findet an diesem Montag um 10 Uhr in Vierkirchen statt.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Der frühere Hanwag-Firmenchef Josef Wagner ist tot. "Für mich war er eine Gallionsfigur", sagt Vierkirchens Bürgermeister Harald Dirlenbach. "Wenn er sich zu Wort meldete, war absolute Stille, alle hingen an seinen Lippen." Der 96-Jährige war in Vierkirchen eine Institution, nicht nur als Bergschuhfabrikant, sondern auch als Gemeinderat, Vizebürgermeister und vor allem als Sportvereinsvorsitzender. 1996 wurde er Ehrenbürger der Gemeinde Vierkirchen.

Josef Wagner begann 1936 in der Firma seines Onkels zu arbeiten, übernahm sie später und machte sie groß. 2004 verkaufte er sie mangels Nachkommen an Fenix Outdoor, aber nicht ohne für seine Mitarbeiter gesorgt zu haben. So bestimmte er, dass der Firmensitz in Vierkirchen bleiben müsse. Zwei Jahre später baute Fenix Outdoor in Wagners Heimatort neu. "Er war ein sehr beliebter Firmenchef", weiß Dirlenbach. Neben seiner beruflichen Tätigkeit engagierte er sich von 1966 bis 1990 für die CSU im Gemeinderat. Davon war er 18 Jahre lang Vizebürgermeister.

Sein Herz aber schlug vor allem für den Sport. 1951 wurde er Vorsitzender der SC Vierkirchen. Der Verein bestand damals aus gerade mal 68 Mitgliedern, einem Fußballplatz mit einer Hütte. 50 Jahre lang leitete er den Verein - länger als jeder andere im bayerischen Sport. Dafür zeichnete ihn der Bayerische Landessportverband 2001 aus. Unter seiner Führung wuchs der Verein enorm: Zehn Abteilungen, drei Fußballplätze, eine Tennishalle mit sechs Plätzen in der Außenanlage hatte der Verein nachher. Und auch die Mitgliederzahl war auf 1600 gestiegen. Sogar für die Dreifachturnhalle hatte er damals schon die Fäden gesponnen, als er sich zurückzog, sagt der jetzige Vorsitzende Josef Leichtmann. "Er hat für den SCV gelebt - und zwar rund um die Uhr. Er ist sein Lebenswerk." Und so wird der Verein an diesem Montag um 10 Uhr mit einer großen Fahnenabordnung zur Beerdigung kommen.

Wagner war übrigens nicht nur Funktionär, er war auch Sportler. Bis ins hohe Alter spielte er jeden Donnerstag Tennis. "Da hätte der Bundespräsident kommen können, er hätte warten müssen", erinnert sich Dirlenbach. "Und anschließend gab's Weißwürste."

Aber auch persönlich sind die Menschen im Ort sehr berührt. "Er war ein sehr umsichtiger und vorausschauender Mensch", sagt Leichtmann. "Und er hatte immer ein offenes Ohr und hat sich jedes Problems angenommen." Dirlenbach schätzte auch seinen tiefgründigen Humor: "Man hat sich immer gebogen vor Lachen. Was er sagte hatte Hand und Fuß, und auch seine Witze haben immer den Nagel auf den Kopf getroffen." Josef Wagner war sehr verwurzelt mit der Gemeinde Vierkirchen. Er hinterlässt eine Frau und eine Tochter.

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