Nass und kalt:Weniger Erdbeeren: Schuld ist das Wetter

Durch den Kälteeinbruch Ende April verzögert sich der Beginn der Spargelernte. Verluste gibt es bei früh blühenden Obstsorten.

Von Susanne Schröder-Bergen, Dachau

Der massive Kälteeinbruch der vergangenen Wochen hat sowohl auf die Ernte von Landwirten, Obstbauern, Gärtnern als auch von Imkern Auswirkungen. Die Folgen auf die Erträge sind noch nicht komplett abzuschätzen, vieles hängt von der Witterung in den nächsten Wochen ab. Laut Kalender stehen von Donnerstag, 11. Mai, bis Montag, 15. Mai, allerdings noch die Eisheiligen bevor. Die Landwirte dagegen bleiben optimistisch und hoffen auf einen warmen, sonnigen Mai.

Nass und kalt: Ein Drittel der früh blühenden Erdbeersorten auf Wolfgang Offenbecks Feldern sind erfroren.

Ein Drittel der früh blühenden Erdbeersorten auf Wolfgang Offenbecks Feldern sind erfroren.

(Foto: Toni Heigl)

Michael Reischl vom Reischlhof in Großinzemoos erklärt, dass in den vergangenen Jahren der März häufig relativ warm gewesen sei. Dann komme es aber immer wieder zu kalten Phasen im April oder auch im Mai oder Juni. Die früh gestartete Natur werde dann durch die Kälte gestoppt oder teilweise geschädigt. Dieses Mal sei es eine extrem lang anhaltende kalte Phase. Die Folgen der Kältewelle auf sein angebautes Gemüse kann Reischl noch nicht abschätzen. Dazu sei es noch zu früh. "Es besteht aber bei zweijährigen Pflanzen wie Sellerie und Zuckerrüben die Gefahr, dass sie zu früh schießen". Das bedeutet, erläutert er, dass ihnen durch die Kälte im April ein weiterer Winter vorgegaukelt wird und sie so schon in die Entwicklungsphase des zweiten Jahres eintreten. Dann werden sie ungenießbar.

Nass und kalt: Die Kältewelle beeinträchtigt die diesjährige Ernte.

Die Kältewelle beeinträchtigt die diesjährige Ernte.

(Foto: Michael Matziol)

Seine Frau Traudi berichtet, dass sie durch den kalten April beim Spargelanbau "drei Wochen hinterher seien". Besonders der grüne Spargel ist betroffen, da er oberirdisch wächst und so nicht dauerhaft durch Folien geschützt werden kann. Die grüne Spargelpflanze kann nach dem Frost nachtreiben. Der weiße Spargel wurde zusätzlich mit einer zweiten Folie abgedeckt. Das Wachstum des Spargels verlangsamt sich durch die Kälte. Landwirt Michael Reischl möchte trotzdem nicht jammern, es gebe "immer mal intensivere und schwächere Jahre".

Ein Drittel der Blüten: erfroren

Auch die Beerenernte ist betroffen. Susanne Offenbeck, die zusammen mit ihrem Mann Wolfgang den Beerengarten Rothschwaige in Karlsfeld betreibt, hat an ihren Himbeeren, Heidelbeeren und Johannisbeeren zwar fast keine oder nur geringe Schäden festgestellt. Die Erdbeeren wurden allerdings vom Frost geschädigt. Bei den früh blühenden Sorten seien ein Drittel der Blüten erfroren, bei anderen Sorten hätten zehn Prozent Frostschäden. Im Gegensatz zu anderen Obstbauern seien sie aber "mit einem blauen Auge davongekommen", viele verwendeten häufiger früh blühende Sorten, um die Erdbeersaison weiter zu strecken. Laut Offenbeck setzen sie erst seit acht Jahren massiv auf Abdeckungen und teilweise auch auf Frostschutzberegnung. Davor hatten sie nur für Teile ihrer sechs bis sieben Hektar Erdbeerenfeld Planen zur Verfügung. Sie meint: "Es hat uns zweimal voll erwischt, jetzt sind wir gerüstet."

RAPSBLÜTE 2017: Tracht aus gelber Pracht

Der Schnee im April tat auch den Bienen nicht gut.

(Foto: Toni Heigl)

Beim Obstanbau können wiederum nur in geringem Maße Vorkehrungen gegen die Kälte getroffen werden. Siegfried Lex, der Kreisfachberater für Gartenbau und Landespflege des Landkreises Dachau, erklärt, dass gewerbliche Obstbauern ihre Bäume mit einer Frostschutzberegnung schützen. Im Landkreis spiele der betriebliche Obstanbau aber keine große Rolle. Bäume in privaten Gärten seien durch den Frost durchaus beeinträchtigt: "Besonders deutlich kann man die Schäden an der Walnuss erkennen. Sie war im April schon ungewöhnlich weit ausgetrieben und wurde durch den Frost geschwächt." Andere Bäume oder auch Esstrauben, die in geschützter Lage wachsen, haben wenig Schaden erlitten. Temperaturschwankungen können allgemein regional sehr unterschiedlich sein: Faktoren sind der Bodenbewuchs, die Bodenfeuchte und die Lage in Talsenken.

Auch den Bienen macht die Kälte zu schaffen

Auch die Imker haben die Auswirkungen des kalten Aprils gespürt. Die nass-kalte Witterung machte es schwer für die Bienen, die erst bei einer Temperatur von zwölf bis 14 Grad Celsius ausfliegen, sagt Walter Niedermeier, Vorstand des Kreisimkervereins Dachau. Zudem produzieren Blüten bei zu kaltem Wetter keinen Nektar, was für die Bienen problematisch sei. Er geht davon aus, dass der Ertrag seiner Bienen dieses Frühjahr statt sonst 20 nur sieben Kilogramm betragen wird. Auch jetzt bleibe zu hoffen, dass die nächsten Tag warm werden, denn die Rapsblüte ist schon halb vorbei. "Bereits nach einer Viertelstunde warmer Temperaturen fliegen die Bienen aus", sagt Niedermeier.

Der Präsident des oberbayerischen Bauernverbands Anton Kreitmair behält den Überblick: "Das wird dieses Jahr keine Rekordernte." Einbußen gebe es vor allem bei den Erdbeeren. Der Obstanbau spiele im Landkreis keine allzu große Rolle, Schäden bei Getreide und Mais seien vernachlässigbar oder zumindest nicht unmittelbar vorhanden. Er hofft "auf einen schönen, langen Mai mit viel Sonne. Für die Landwirtschaft und für die gesamte Bevölkerung".

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: