Frische Fische für die Glonn :Hoch die Flossen

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Der Anglerclub Indersdorf und die Fischereifachberatung des Bezirks Oberbayern setzen in der Glonn Muscheln und selten gewordene Fische wie die Nase und den Bitterling ein. So soll sich der ursprüngliche Bestand wieder erholen

Von Julia Haas, Markt Indersdorf

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(Foto: Niels P. Joergensen)

Großes Gewusel im Eimer: Die Muscheln und Kleinfische kurz vor ihrer "Auswilderung" in die Glonn.

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(Foto: Niels P. Joergensen)

Im Altwasser bei Ebersbach setzen Fachberater Bernhard Gum und Bezirkstagspräsident Josef Mederer fast verschwundene Fischarten ein.

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(Foto: Niels P. Joergensen)

In den Fluss kommen fast verschwundene Fischarten wie die Haseln.

Bernhard Gum kennt sich bestens aus mit allem, was in unseren Gewässern kreucht und fleucht.

Fischer angeln Fische. Manchmal setzen sie sie aber auch ein. So geschehen am Mittwoch an der Glonn bei Markt Indersdorf. Im Bereich des Weichser Mooses trafen sich der Anglerclub Indersdorf und die Fischereifachberatung des Bezirks Oberbayern, um der Glonn Stück für Stück wieder zu ihrem ursprünglichen Fischbestand zu verhelfen. Bei der Aktion setzten die Fischer gemeinsam mit Bezirkstagspräsident Josef Mederer bedrohte Fischarten wie die Nase ein, ebenso wie den Bitterling, eine seltene Kleinfischart. "Das sind keine Tiere, die wir wieder rausfischen wollen", sagt Klaus Sperl, der stellvertretende Vorsitzende des Indersdorfer Anglerclubs. Diese Besatzmaßnahme diene nur dem Ökosystem. Der Anglerclub engagiere sich schon seit bestimmt 20 Jahren für die Artenvielfalt in ihren neun Kilometern Glonn.

Sperl selbst hat seinen Fischereischein seit 40 Jahren. Er weiß: Als Angler macht man mehr als nur Fische rausnehmen, um sie zu essen. "Wir pflegen das Gewässer, bepflanzen das Ufer", sagt Sperl. Das mache sich bezahlt: "In der Glonn haben wir haben eines der besten Fischwasser", so der Vorsitzende. Mehr als zwanzig Fischarten seien dort heimisch. Viele Kläranlagen seien zurückgebaut worden, die Wasserqualität sei sehr gut, die Glonn außerdem noch ein eher ursprünglicher Fluss. "Da wachsen Bäume rein, unter denen die Fische sich verstecken können."

Auch die Nase war dort schon immer zuhause. Trotzdem wurde ihre Population immer geringer. Ein möglicher Grund: die Stauhaltungen in der Glonn. Denn die Nase gehört zu den kieslaichenden Fischarten. "Durch Stauhaltungen fließt das Wasser langsamer, der Gewässergrund verschlammt stärker, die Nasen können sich nicht mehr so vermehren", erklärt Bernhard Gum, der stellvertretende Leiter der Fischereifachberatung des Bezirks Oberbayern. Eine andere Erklärung sei auch die Landwirtschaft, die Abschwemmungen von Äckern und dass vielerorts noch Fischaufstiegshilfen bei Wehranlagen fehlten. Die Aktion am Mittwoch bescherte der Glonn jetzt einen neuen Besatz von etwa 1500 einjährigen Nasen. Die Population soll sich so stabilisieren und auf der ganzen Länge des Flusses ausbreiten. Die Chancen sind gut. "Bis in die 60er Jahre wurde die Nase als Steckerlfisch gegessen", so Gum. Mittlerweile sei sie als Gericht nicht mehr so beliebt: zu viele Gräten.

Teil der Besatzmaßnahme waren noch andere bestandsbedrohte Fischarten wie Nerflinge und Haseln. Auch die Bitterlinge waren in der Glonn schon immer heimisch, starben aber irgendwann aus. In einem Altwasser der Glonn, einem ruhigeren Seitenarm, sollen sich die Kleinfische jetzt wieder ansiedeln - zusammen mit Muscheln. Der Bitterling hat sich nämlich eine spezielle Laichstrategie angeeignet. Die Weibchen legen mithilfe einer Legeröhre ihre Eier in die Mantelhöhle von Teich- oder Malermuscheln, also zwischen Gewebe und Schale. "Sehr schlau von den kleinen Tieren, so sind ihre Eier perfekt geschützt", so Biologe Gum. Obwohl der Muschelbestand in der Glonn nach wie vor ganz ordentlich ist, kamen zusammen mit den Bitterlingen deshalb auch noch ein paar neue Muscheln ins Wasser, die etwa handgroß werden.

Die Malermuschel besitzt innen eine sehr glatte, weiße Perlmuttfläche, die von Malern im Mittelalter zum Anmischen der Farben benutzt wurde. Wer so eine Muschel gerne hätte, sollte sie sich aber nicht aus der Glonn angeln. "Das wäre Wildfischerei, und die Muscheln stehen unter Artenschutz", so Gum. Außerdem sei es ziemlich schwierig, die Muscheln im Schlamm zu finden. Fischexperte Gum rät außerdem davon ab, fremde Fische aus Teich oder Aquarium in heimischen Gewässern auszusetzen. Zur Artenvielfalt trage das nicht bei, im Gegenteil. "Diese fremden Tiere können die heimischen Arten verdrängen oder noch schlimmer - Krankheiten übertragen", warnt Gum. Trotzdem komme es leider immer wieder vor: "Wir haben sogar mal Amazonaswelse gefunden."

© SZ vom 18.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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