Freie Malgruppe Dachau:Kreativer Querschnitt

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Die 42. Ausstellung der Freien Malgruppe Dachau steht unter dem Motto "Von der Natur inspiriert". Zur Vernissage kommen viele Besucher, doch die Verkäufe sind in den vergangenen Jahren merklich zurückgegangen. Das hat auch soziale Gründe

Von Jacqueline Lang, Dachau

Auf der Bühne wird nervös gekichert, während das Publikum den Auftritt der jungen Band Owing to the Rain erwartet. Die Nachwuchstalente um Sänger Philipp Donath dürfen die Jahresausstellung der Freien Malgruppe Dachau eröffnen. Der Saal des Rotkreuz-Hauses ist an diesem Samstag gut gefüllt, unter den Gästen sind auch einige Politiker aus Dachau und dem Landkreis. Da darf man als Musiker schon mal Lampenfieber haben, doch nach den ersten Minuten wippt das Publikum bereits wohlwollend mit.

Ein bisschen aufgeregt ist auch Neumitglied Yvonne Just. Für die Künstlerin ist es erst ihre zweite Ausstellung überhaupt. "Jetzt ist die Wohnung voll, und in den Keller stellen möchte ich die Bilder nicht", sagt Just. Ihre Bilder sind zumeist in warmen Farben gehalten, mal malt sie realistisch, mal sind ihre Werke eher experimentell. Zu sehen sind, ganz getreu dem Jahresthema "Von der Natur inspiriert", zumeist Landschaften. Landrat Stefan Löwl (CSU) lobt Justs Kunstwerke. Sie seien ein Gewinn für die Gruppe, sagt er.

Action-Painting mal anders: Arbeit von Christia Wurst.

Bei Elisabeth Zaminer wird der Bartkauz fast eins mit der stilisierten Baumrinde.

Golf-Triptichon von Ruth Rumberger.

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(Foto: Niels P. Joergensen)

Yvonne Just hat ihr Wald-Gemälde "Winterkind" genannt.

Die Freie Malgruppe Dachau, das sind 23 Künstler und Künstlerinnen aus Dachau und Umgebung, die sich zweimal im Monat treffen, um aktuelle Werke zu besprechen und sich auszutauschen. Gelegentlich werden auch gemeinsame Malausflüge unternommen. In diesem Jahr war die Gruppe beispielsweise in Mariabrunn und auf Schloss Schleißheim, um sich dort inspirieren zu lassen. Renate Günthner, bereits seit zehn Jahren Vorstandsvorsitzende des Vereins, freut sich, dass die Vernissage so gut besucht ist. Zwar sei die Organisation immer mit einem großen Aufwand verbunden, aber der habe sich auf jeden Fall gelohnt. Einziger Wermutstropfen: "Die Zahl der Verkäufe geht in den letzten Jahren immer mehr zurück." Günthner erklärt sich das durch das fortgeschrittene Alter der meisten Besucher. Viele müssten von einer geringen Rente leben, sagt sie. Die Preise der Bilder liegen im Schnitt zwischen 50 und 700 Euro, das könne sich nicht mehr jeder leisten. Zudem kommen viele Besucher jedes Jahr, und irgendwann seien die Wohnungen einfach voll mit Bildern, da sei kein Platz mehr für Neues.

Umso mehr freut sich Günthner, dass die Stadt Dachau in den vergangenen Jahren immer mindestens fünf Kunstwerke erworben hat, wie sie sagt. Und auch Landrat Löwl lässt sich dieses Jahr die roten Sticker geben, um Werke, die er gerne erwerben möchte, zu markieren. Unter den Werken, die Löwl kennzeichnet, ist auch ein Aquarell von Renate Günthner, das das Dachauer Schloss zeigt. Neben der Natur ist die Dachauer Allstadt eines der sich am häufigsten wiederholenden Motive.

Zur Vernissage sind zahlreiche Besucher in das Rotkreuz-Haus gekommen. (Foto: Toni Heigl)

Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) eröffnet die Ausstellung, die bereits zum 42. Mal stattfindet. Die Werke seien ein "Querschnitt der kreativen Schaffenskraft" in Dachau und Umgebung und betont, dass die bereits erworbenen Bilder der vergangenen Jahre in der Stadtverwaltung sehr beliebt seien. "Hätte ich Ihr Talent, könnte ich selbst für das Rathaus malen", fügt er scherzend hinzu. So begnügt er sich damit, das Künstlernetzwerk ideell als Schirmherr und finanziell mit dem Kauf einiger Bilder zu unterstützen. Landrat Löwl spricht von der Malerei als Kommunikationsform. Statt zu reden, würden die Künstler ihre Gedanken und Eindrücke malen, sagt er. Die Bedeutung der Bilder erschließe sich dem Betrachter zwar vielleicht gerade bei den abstrakten Kunstwerken nicht immer sofort, aber bei Bedarf stünden die einzelnen Künstler ja immer zur Verfügung, um ihre Bilder zu erklären.

Bernhard Seidenath, Vorsitzender des Kreisverbandes des Roten Kreuzes (BRK), freut sich über die altbewährte Symbiose zwischen dem Roten Kreuz und der Malgruppe. Das Rote Kreuz stellt die Räumlichkeiten zur Verfügung, im Gegenzug geht ein Großteil der Erlöse aus dem Verkauf der Kalender und Grußkarten sowie die Spenden an den BRK-Verband.

Zu sehen ist die Ausstellung noch bis 26. November im Rotkreuz-Haus am Rotkreuzplatz 1 in Dachau. Die Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 14 bis 17.30 Uhr und Samstag und Sonntag von 10 bis 17.30 Uhr.

© SZ vom 21.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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