Frankophile feiern Jubiläum:Mon Amour

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Sie sind deutsche Staatsbürger, aber im Herzen Franzosen: Die Mitglieder des Karlsfelder Clubs Français treffen sich jeden zweiten Donnerstag im Monat, um französisch zu parlieren. (Foto: Club Français)

Die Mitglieder des Karlsfelder Club Français teilen seit 40 Jahren die Liebe zu Frankreich und seiner Kultur

Von Gregor Schiegl, Karlsfeld

Alte Liebe rostet nicht, heißt es, und das gilt wohl in besonderem Maße für den Club Français. Seit mittlerweile 40 Jahren parlieren die frankophilen Karlsfelder munter auf Französisch. Worüber? Über Frankreich, naturalement! Gerade in diesem Jahr gibt es viel zu diskutieren. Streiks, die gibt es in Frankreich ja irgendwie immer, die wirtschaftliche Krise, die vor allem in der Provinz die Menschen hart trifft und nicht zuletzt die Präsidentenwahl, die ja auch eine Richtungsentscheidung war, für oder gegen Europa. Die Erleichterung bei Frankreich-Fans wie Brigitte Hellebrand ist groß. "Aber es wird nicht leicht werden für ihn."

Trotz des Interesses an allen Belangen Frankreichs ist der Club Français kein politischer Club. Es ist ein Kreis von Karlsfeldern, die Frankreich lieben, die die Kultur des Nachbarlandes bewundern, die Menschen dort wertschätzen und natürlich auch ihre feine Küche. Das Jubiläum feierten die 24 Mitglieder deshalb auch im "Rue des Halles", dem ältesten französischen Lokal in München. In Karlsfeld gibt es ja leider keins.

Die Gründung des Clubs 1977 könnte man als frischen Trieb der damals noch relativ jungen deutsch-französischen Freundschaft bezeichnen. Tatsächlich erfolgte die Gründung des Clubs aber zunächst aus eher pragmatischen Gründen: Einige Besucher von Französischkursen der Karlsfelder Volkshochschule wollten das Erlernte weiter anwenden und üben und mehr erfahren über Frankreich, seine Kultur, Geschichte und die Lebensweise der Franzosen. So wurde die Tradition der Konversationsabende begründet, die an jedem zweiten Donnerstag eines Monats stattfinden. Geleitet werden sie von französischen Dozentinnen des Clubs. Das ist der Schwerpunkt bis heute.

Längst wird im Club aber nicht nur parliert. Die Mitglieder nutzen auch jede Gelegenheit, sich französische Filme und Theaterstücke anzusehen, so was gibt es ja in München, oder Museen und Ausstellungen, die einen Bezug zu Frankreich haben. Da durfte im vergangenen Jahr auch eine Besichtigung der Ausstellung des Designers Jean-Paul Gaultier in der Münchner Kunsthalle nicht fehlen. Die Ausstellung war zuvor auch schon in Paris zu sehen und lockte dort 420 000 Besucher an.

Früher gab es auch öfter mal Ausflüge nach Frankreich, etwa zum Radeln an die Loire. Aber mit dem Club sind auch die Mitglieder alt geworden. Die Jüngsten sind 40 aufwärts, die Ältesten haben die 70 längst überschritten. Aber in einem weltoffenen Europa, das ist ja das Schöne, kann man sich auch mitten in Oberbayern der französischen l'art de vivre widmen, beispielsweise bei einem Besuch im Dachauer Käseladen, wo man sich französische Spezialitäten kredenzen lässt und einen guten Bordeaux verkostet.

"Nach wie vor steht der Club Interessierten offen, die ein wenig Französisch parlieren möchten, und wir werden weiterhin die Liebe zu Frankreich und seiner Kultur pflegen", teilt die kleine Karlsfelder Gemeinschaft mit. Franzose sein ist vor allem eine Frage von Sprache und Kultur, auch in Karlsfeld. Bon anniversaire!

© SZ vom 01.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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