Flüchtlingsunterkunft:Auszug aus den Baracken

Flüchtlingsunterkunft: Die Unterkunft an der Kufsteiner Straße in Dachau wird zum November geschlossen. Zumindest für die Familien unter den Bewohnern gibt es nun eine andere Lösung.

Die Unterkunft an der Kufsteiner Straße in Dachau wird zum November geschlossen. Zumindest für die Familien unter den Bewohnern gibt es nun eine andere Lösung.

(Foto: Joergensen)

Die ersten Familien verlassen das Heim an der Kufsteiner Straße und ziehen in Wohncontainer am Himmelreichweg und Holzständer-Bauten in Karlsfeld.

Von Sebastian Jannasch

Den Bewohnern der Flüchtlingsunterkunft in der Kufsteiner Straße steht in den Osterferien überraschend ein Umzug bevor: Insgesamt werden etwa 60 Personen auf die Unterkünfte an der Parzivalstraße in Karlsfeld und die Wohncontainer am Himmelreichweg in Dachau verteilt. Wie Landrat Stefan Löwl (CSU) mitteilt, ordnete die oberbayerische Regierung die Verlegung auf seine Initiative hin kurzfristig an. Nach jetzigem Stand sollen in der ersten Ferienwoche, die bereits am Montag, 21. März, beginnt, zunächst Familien in die neuen Holzständer-Bauten nach Karlsfeld umsiedeln. Nach der Eröffnung der Unterkunft am Dachauer Himmelreichweg werden weitere Familien voraussichtlich in der zweiten Ferienwoche die Wohncontainer beziehen.

Zurzeit werden dem Landkreis weniger Flüchtlinge zugewiesen

Im Januar war bekannt geworden, dass die Unterkunft an der Kufsteiner Straße zum November geschlossen wird, weil sich Regierung und der Grundstückseigentümer nicht über den Pachtzins einig wurden. Unklar war seitdem, wo die 123 Bewohner anschließend wohnen sollen. Zumindest für die Familien in der Unterkunft gibt es nun eine Lösung. "Zurzeit haben wir eine deutliche Reduzierung von zugewiesenen Flüchtlingen", sagt der Landrat. Mussten vor wenigen Monaten noch wöchentlich etwa 60 Asylsuchende untergebracht werden, sind es nun 32. Außerdem stünden mit den neuen Anlagen in Karlsfeld und Dachau freie Kapazitäten zur Verfügung. "Wer weiß, was im Sommer ist", sagt Löwl. Ziel der Neuverteilung sei es auch, bessere Wohnbedingungen für die Bewohner zu schaffen.

Falls die Bezirksregierung den Vertrag für das Grundstück an der Kufsteiner Straße tatsächlich nicht verlängern sollte, würden die Bewohner im Herbst ohne Wohnung dastehen. Beim Helferkreis Asyl stößt die Entscheidung deshalb auf Zustimmung. "Wir wollen unbedingt vermeiden, dass Familien dann notgedrungen in Hallen untergebracht werden", sagt Waltraud Wolfsmüller. Deshalb sei der Umzug aus den Baracken eine gute Lösung, auch wenn er sehr kurzfristig erfolge. Einige Bewohner leben bereits seit Jahren in der Unterkunft. "In den vergangenen Tagen habe ich sie bereits darauf vorbereitet, dass ein Umzug bevorsteht", sagt John Mitterbacher, der die Gemeinschaftsunterkunft verwaltet. Löwl betont, dass bei der Zuweisung in die neuen Unterkünfte besondere Rücksicht auf die Bedürfnisse von schulpflichtigen Kindern genommen worden sei. Sie sollen möglichst in ihren Klassen bleiben. Der kurzfristig gewählte Umzugstermin spielte dabei eine Rolle. "Nach den Osterferien sollen alle wieder zur Schule gehen können", sagt Löwl. Auch persönliche Bindungen unter den Bewohnern seien bei der Zuteilung, an der neben dem Helferkreis auch die Caritas beteiligt waren, beachtet worden.

Anerkannte Flüchtlinge und Alleinreisende bleiben vorerst in der Unterkunft

Alleinreisende Asylsuchende werden bis auf Weiteres in der Unterkunft bleiben. Ziel ist es, ihnen ebenfalls eine andere Unterbringung zu ermöglichen. Auch die 19 Bewohner, die als Asylsuchende anerkannt sind, aber noch keine eigene Wohnung gefunden haben, werden weiter in der Kufsteiner Straße wohnen. Die sogenannten Fehlbeleger, zu denen auch Familien gehören, würden ab Herbst in die Zuständigkeit von Dachaus Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) fallen. "Ich fürchte, vielen steht der Weg in die Obdachlosigkeit bevor", sagt er. Landrat Löwl ist hingegen optimistisch, dass diese Bewohner in Unterkünften untergebracht werden könnten, die der Landkreis verwaltet. Die Stadt könnte in diesem Fall Räume mieten. Falls das nicht funktioniere, sieht Hartmann nur einen Ausweg: "Dann müssen wir Pensionen mieten. Das ist natürlich die teuerste Variante."

Ob die Gemeinschaftsunterkunft bis zum Herbst zwischenbelegt werden soll, ist noch unklar. Die Regierung von Oberbayern zeigt sich indes offen, Vertragsverhandlungen wieder aufzunehmen, wenn der Eigentümer ein neues, niedrigeres Angebot vorlegt. Doch selbst, wenn eine Verlängerung gelingen sollte, müsste die Unterkunft geräumt werden. Die maroden Baracken würden durch einen Neubau ersetzt werden. OB Hartmann favorisiert diese Option und unterstützt eine neue Unterkunft für bis zu 250 Bewohner. Für die Zeit des Umbaus, bietet er eine Ausweichfläche für temporäre Unterkünfte an.

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