Rückgang neuer Flüchtlinge im Landkreis:Geschäftige Verschnaufpause

Rückgang neuer Flüchtlinge im Landkreis: In der Osterwoche sind Flüchtlingsfamilien aus den Baracken an der Kufsteiner Straße in Dachau in die Holzhäuser nach Karlsfeld umgezogen.

In der Osterwoche sind Flüchtlingsfamilien aus den Baracken an der Kufsteiner Straße in Dachau in die Holzhäuser nach Karlsfeld umgezogen.

(Foto: oh)

Das Landratsamt nutzt den Zuweisungsstopp, um in den Gemeinden nach Standorten für kleinere Unterkünfte zu suchen. Ziel ist es, Flüchtlingen mehr Platz und bessere Bedingungen zu schaffen.

Von Sebastian Jannasch

Landrat Stefan Löwl (CSU) zeigt sich erleichtert über den derzeitigen Rückgang an Flüchtlingen, die dem Landkreis zugewiesen werden. "Wir sind froh, zurzeit nicht mehr Menschen in großen Notunterkünften unterbringen zu müssen." Im April werden voraussichtlich keine neuen Flüchtlinge in den Landkreis kommen. Bis Anfang Februar waren wöchentlich noch 66 Asylsuchende neu zu versorgen. Löwl betont, dass man sich durch den "derzeitigen Leerlauf" darauf konzentrieren könne, die Bewohner der Traglufthallen nach und nach in kleinere Unterkünfte zu bringen. Löwl schränkt aber ein, dass der aktuelle Zuweisungsstopp kein Anlass sei, sich zurückzulehnen. "Wir wissen nicht, wie es weitergeht." Die Kreisverwaltung bereitet sich deshalb weiterhin darauf vor, dass wieder mehr Asylsuchende in den Kreis kommen.

Flüchtlingsunterkünfte

SZ-Grafik; Quelle: Landratsamt Dachau

Holzhäuser und Container sollen in allen Gemeinden angesiedelt werden

Gleichzeitig treibt das Landratsamt die Suche nach neuen Standorten für kleinere Flüchtlingswohnungen im ganzen Landkreis voran. In der Kreisverwaltung ist man sich bewusst, dass die Unterbringung von Flüchtlingen in Traglufthallen, in denen Hunderte Menschen auf engstem Raum ohne direktes Tageslicht zusammenleben, nur eine Übergangslösung sein kann, die mittelfristig beendet werden muss. Ziel ist es deshalb, möglichst schnell in allen Gemeinden Holzhäuser oder Containeranlagen anzusiedeln, in denen Flüchtlinge leben können. In den größeren Kommunen sollen zwei bis drei Unterkünfte eingerichtet werden. Da Holzhäuser viele Jahre stehen bleiben und später auch für andere Zwecke genutzt werden können, sind aber umfangreichere Planungen nötig. Konkret werden derzeit mögliche Standorte in Hilgertshausen-Tandern, Dachau, Markt Indersdorf und Sulzemoos geprüft. "Bei uns kommt ein Standort in der Nähe des Gewerbegebiets in Frage", sagt der Bürgermeister von Sulzemoos, Gerhard Hainzinger (CSU). Problematisch sei allerdings die schlechte Anbindung an Busse und Supermärkte. In Karlsfeld ist bereits in der Nähe des Karlsfelder Sees, am sogenannten Spitz zwischen Hochstraße und Bajuwarenstraße, eine neue Holzständerunterkunft für bis zu 200 Menschen geplant. Frühestens Mitte Mai sollen außerdem etwa 30 Asylsuchende in ein Gebäude am Pfanderling in Haimhausen einziehen.

Der Bezug des neuen Containerdorfs am Dachauer Himmelreichweg verzögert sich derweil. Grund ist, dass der Nachweis für die erhöhten Brandschutzvorschriften nicht rechtzeitig beim Dachauer Bauamt vorlag. Die Unterkunft konnte deshalb nicht freigegeben werden. Die Stadtwerke schaffen nun die Anschlüsse für Wasser, Strom und Gas. In die Container sollen Flüchtlinge der Karlsfelder Traglufthalle und Bewohner der Barackenunterkunft in der Kufsteiner Straße einziehen. Der Umzug soll bis Ende April erfolgen.

Braucht es die geplante Dachauer Traglufthalle noch?

Noch unklar ist, ob der Zuweisungsstopp den geplanten Aufbau einer neuen Traglufthalle an der Theodor-Heuss-Straße in Dachau-Augustenfeld überflüssig macht. "Nach derzeitigem Stand bräuchten wir sie nicht", sagt Landrat Löwl. Möglichst nächste Woche will das Landratsamt in Absprache mit der Regierung von Oberbayern entscheiden, ob "wir es uns leisten können, komplett auf die Traglufthalle in Dachau zu verzichten", sagt der CSU-Politiker. Alternativ könnten auf der Fläche Wohncontainer aufgestellt werden, die bessere Bedingungen für die Asylsuchenden bieten und zudem erheblich günstiger als die Massenunterkünfte sind. Für die Helfer hat der aktuelle Rückgang an neuen Flüchtlingen zunächst keine großen Auswirkungen. "Ich bin sehr skeptisch, ob die Zahlen so niedrig bleiben. Vorerst sehe ich keinen Grund für Entspannung oder Entlastung", sagt Waltraud Wolfsmüller vom Dachauer Helferkreis. "Wir stellen uns immer flexibel auf die Situation ein."

Die aktuelle Lage will das Landratsamt auch nutzen, um den Austausch mit den Helferkreisen zu verbessern. Dafür ist nächste Woche ein Treffen geplant. In der Vergangenheit fühlten sich Helfer teils schlecht informiert und kritisierten, mit Aufgaben überlastet zu werden.

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