Flüchtlinge:Dringender Handlungsbedarf

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Die Regierung von Oberbayern wälzt die Flüchtlingsunterbringung auf den Landkreis ab, auch die finanzielle Unterstützung der Helfer schultert der Landkreis.

Von Robert Stocker

Der Zustrom weiterer Asylbewerber setzt den Landkreis massiv unter Druck. Mehr als 300 Flüchtlinge sind derzeit in der Dachauer Sammelunterkunft, in Containeranlagen und anderen Objekten untergebracht. Bis Jahresende werden es Prognosen zufolge 500 bis 550 Flüchtlinge sein. Der Landkreis sieht sich deshalb gezwungen, zusätzliche Unterkünfte zu schaffen. In mehreren Gemeinden werden neue Containerdörfer entstehen. Der Bau einiger Anlagen verzögert sich, weil die Regierung von Oberbayern den Landkreis im Regen stehen ließ.

Schon vor einem Jahr war klar, in welchen Gemeinden weitere Gemeinschaftsunterkünfte gebaut werden können. Dazu gehört auch Karlsfeld, wo bis zu hundert neue Plätze geschaffen werden sollen. Nach Dachau soll hier die zweitgrößte Sammelunterkunft im Landkreis entstehen. Doch bisher konnte sich der Staat nicht zu der Entscheidung durchringen, ob dort die Regierung als Bauherr auftritt oder der Landkreis den Bau von Wohnmodulen übernehmen soll. "Es ist unerträglich, dass wir immer noch darüber reden, wer das Projekt bezahlen soll", schimpfte Karlsfelds Bürgermeister Stefan Kolbe beim "Runden Tisch Asyl", zu dem Landrat Stefan Löwl Bürgermeister und Ansprechpartner der Helferkreise in das Landratsamt gebeten hatte. "Ich bin entsetzt, dass die Regierung das auf den Landkreis abwälzt. Sie macht sich ein schlankes Bein, man merkt jetzt, woher der Wind weht", machte Kolbe seiner Verärgerung Luft. In den nächsten Wochen soll sich endlich entscheiden, ob der Landkreis das Projekt übernehmen muss.

Ähnlich war die Lage in Markt Indersdorf. Nach Monate langer Ungewissheit ist jetzt klar, dass die Regierung von Oberbayern in der Rieder Straße am Rande des Gewerbegebiets keine Wohnmodule mit gehobenem Standard baut, sondern der Landkreis Container errichtet. Diese werden frühestens bis Ende des Jahres bezugsfertig sein. Martha Jilek und Georg Weigl vom Indersdorfer Arbeitskreis Asyl warfen der Landkreisverwaltung vor, sie habe zu wenig Planungs- und Vorbereitungsarbeit geleistet. Landrat Löwl nahm seine Verwaltung in Schutz: "Das macht man nicht einfach so nebenbei." Auch Gerhard Weber, Hauptabteilungsleiter für zentrale Angelegenheiten, verteidigte die Mitarbeiter im Landratsamt: "Da wird der Falsche geprügelt. Wir haben die Flächen für Gemeinschaftsunterkünfte der Regierung schon vor einem Jahr genannt. Seither ist aber nichts passiert." In Indersdorf sind derzeit 20 Asylbewerber in einer Tennishalle untergebracht. Die Zustände dort sind auch für Löwl "nicht tragbar".

Weitere Container errichtet der Landkreis in Schwabhausen und Erdweg. Die Unterkünfte in Schwabhausen sollen bis 1. September bezugsfertig sein, in Erdweg bis Ende des Jahres. Zusätzliche 40 Plätze könnten bis Ende September in Gröbenried (Gemeinde Bergkirchen) entstehen, wo schon einige Flüchtlinge leben. Die Containeranlagen sind auf 52 Plätze ausgelegt. Für solche Unterkünfte war bisher ein hauptamtlicher Verwalter der Regierung zuständig. Jetzt gilt dies nur noch für Unterkünfte, die mindestens über 75 Plätze verfügen. Der Landkreis hat sich aber mit der Regierung verständigt, nahe beieinander gelegene Anlagen als Gemeinschaftsunterkunft zusammenzufassen, um diese Anforderung zu erfüllen. Der Landkreis will in jeder größeren Unterkunft einen Hausmeisterdienst installieren. An den Kosten für die Sozialbetreuung der Caritas beteiligt er sich mit 30 Prozent. Gute Nachrichten hatte der Landrat für die ehrenamtlichen Betreuer: Jede Gemeinde soll für ihren Helferkreis eine jährliche Unterstützung von 1000 Euro erhalten, dazu 200 Euro je zehn betreute Asylbewerber. Löwl: "Das muss der Kreisausschuss aber erst noch genehmigen."

© SZ vom 10.07.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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