Feuerwehr Dachau:Fast jeden Tag ein Fehlalarm

Dachaus Feuerwehr wurde in vier Tagen zu sechs Einsätzen gerufen. Fünfmal davon rückte sie umsonst aus - weil die Technik versagte.

Gregor Schiegl

Es war Sonntag, 21.30 Uhr, als der Anruf bei der Leitstelle einging. Ein Lastwagen auf der B471 verliere Öl, hieß es. Gemeinsam mit der Polizei machte sich die Freiwillige Feuerwehr Dachau sofort auf die Suche. Aber weder vom Lastwagen noch von Öl fand sich eine Spur. Nach einer halben Stunde brachen die ehrenamtlichen Helfer den Einsatz ab. Zu sechs Einsätzen war Dachaus Feuerwehr in vier Tagen gerufen worden - fünfmal umsonst.

Feuerwehr Dachau: 21 Prozent aller Einsätze der Feuerwehr Dachau sind auf Fehlalarme zurückzuführen.

21 Prozent aller Einsätze der Feuerwehr Dachau sind auf Fehlalarme zurückzuführen.

(Foto: Toni Heigl)

"Da gab es bei manchen schon ein Murren", sagt Feuerwehrsprecher Wolfgang Reichelt, der von einer "ungewöhnlichen Häufung" spricht. Seit Jahren liegt der Anteil der Fehlalarme im Stadtgebiet Dachau konstant bei 21 Prozent. Landkreisweit sind es knapp 15 Prozent. Das klingt nach wenig, aber bei 2275 Einsätzen heißt das 330 Fehlalarme. Fast jeden Tag lässt mindestens ein Trupp der ehrenamtlichen Feuerwehrler im Landkreis alles stehen und liegen, um zu löschen, zu bergen oder zu retten. Und dann unverrichteter Dinge wieder zurückzukehren.

Besonders schwer geprüft wurden nun die Dachauer Einsatzkräfte. Am Montagmorgen kurz vor sechs schlug die Brandmeldeanlage in der Grundschule Augustenfeld Alarm. Doch als die Einsatzkräfte eintrafen: kein Feuer, kein Rauch. Eine Stunde später mussten sie schon wieder ausrücken. Wieder Feueralarm - und schon wieder in der Grundschule: offenbar ein technischer Defekt.

Am Nachmittag schon wieder Feueralarm - diesmal in der Amperklinik Dachau; im Untergeschoss hatte eine Frau den Brandmelder gedrückt - eigentlich wollte sie einen Arzt rufen. Ein medizinischer Notfall. Anrücken musste die Feuerwehr trotzdem - um die Brandmeldeanlagen zu kontrollieren und zurückzustellen.

Dienstagmorgen gegen 8.30 Uhr wurde dann auch noch ein Feuer im nagelneuen Heizkraftwerk der Gemeindewerke Karlsfeld gemeldet. Es brannte aber nirgends. Schweißarbeiten hatten die Brandmeldeanlage ausgelöst. Das passiert auch in Dachau immer wieder. "Dann wird vergessen, die Brandmeldeanlagen während der Bauarbeiten auszuschalten", sagt Reichelt.

Die Feuerwehr als Mädchen für alles

Manchmal ist allerdings auch die Technik veraltet und die Anlagen schlecht gewartet. In Karlsfeld musste die Feuerwehr in einem Jahr sechs mal ausrücken, weil der automatische Brandmelder ein und derselben Firma immer wieder verrückt spielte.

"Wir haben in Dachau auch zwei, drei Orte, an denen häufig Fehlalarme auftreten", sagt Reichelt. Dazu gehört das Schloss mit seiner extrem sensiblen Anlage und das AEZ-Einkaufszentrum. Im Toom-Markt war der Feueralarm im vergangenen Jahr allerdings echt. Eine Kühlanlage war in Brand geraten, das Gebäude musste evakuiert werden.

Aber nicht nur Fehlalarme machen der Feuerwehr zu schaffen, auch Lappalien. "Der Trend geht dahin, dass wir Mädchen für alles sind", sagt Reichelt. Es sei schon vorgekommen. dass die Einsatzkräfte ausrückten, um einen angeblich knietief voll Wasser stehenden Keller leerzupumpen. Und dann mussten sie nur eine große Pfütze aufwischen, "während die Hausbesitzer schmunzeln danebenstanden und sie dirigierten".

Thomas Seidel, Schichtleiter der auch für Dachau zuständigen Notruf-Leitstelle in Fürstenfeldbruck appelliert daher auch an die Bürger, sich selbst gegenseitig mehr zu helfen. Und zu bedenken, dass die Feuerwehr auch nicht alles richten kann. Als einmal in einem Dorf der Strom ausfiel, habe der halbe Ort angerufen, die Feuerwehr müsse sofort anrücken. "Dabei können wir da gar nichts machen, nur der Stromversorger".

Es gibt aber auch andere Fälle: Einmal habe eine Frau tagelang hilflos in einer Parkgarage gelegen, einen Brandmelder in Reichweite. Sie habe sich nicht getraut ihn zu drücken. Es brannte ja nirgends. Wenn es eine "konkrete Gefahrenlage für Leib, Leben, Umwelt oder Sachwerte" gebe, sei eine Alarmierung immer gerechtfertigt, sagt Seidl. "Im Zweifelsfall" solle sich niemand scheuen, die Feuerwehr zu rufen; sie sei schließlich auch so etwas wie "Dienstleister am Bürger".

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: