FC Pipinsried:Entspannung

Der 76-jährige FC Pipinsried-Präsident Konrad Höß gibt sich nach der Regionalliga-Premiere gelöst, auch weil ihm der Auftritt der Mannschaft am Dienstagabend gesundheitlich nicht zugesetzt hat. Außerdem beteiligt sich die Gemeinde Altomünster mit 28 800 Euro am Stadionumbau

Von Benjamin Emonts und Horst Kramer, Altomünster

Präsident Konrad Höß ist am Tag nach dem ersten Regionalligaspiel erleichtert. Die Zuschauerzahl am Dienstagabend entsprach seinen Erwartungen. Ein großzügiger Gemeinderat Altomünster genehmigte während des Spiels einen Zuschussantrag des Fußballvereins. Pipinsried gehört zur Marktgemeinde. Einzige Wermutstropfen aus Sicht von Höß: die Niederlage gegen den 1. FC Schweinfurt 05 und die massiven Sicherheitsauflagen durch den Bayerischen Fußballverband.

Der Präsident kommt gerade vom Kardiologen. Er habe ihm einen Tag nach dem aufregenden Spiel eine recht gute Nachricht über seine Gesundheit übermittelt, erzählt Höß. Überhaupt wirkt der 76-Jährige ziemlich zufrieden. Eine "hochkarätige" Begegnung sei die Partie gegen Schweinfurt gewesen. Im Wartezimmer seines Arztes hätten ihn viele sofort erkannt. "Da waren sechs oder sieben Leute, die gestern beim Spiel waren. Die waren alle begeistert."

Aber Höß wäre nicht Höß, wenn er nicht etwas zum Granteln hätte. Das hohe Aufkommen an Polizei und Sicherheitskräften, die Parkverbote entlang der Straßen, die Löschzüge der Feuerwehr - das sei doch alles "hirnverbrannt und völlig überzogen". Nicht einmal beim Königspaar von Schweden oder Großbritannien würde ein so hoher Sicherheitsaufwand betrieben werden, echauffiert sich Höß. "Wir spielen hier doch Fußball und ziehen nicht gegen Terroristen in den Krieg."

Wenn es nicht geregnet hätte, wären wohl noch deutlich mehr als die 810 zahlenden Zuschauer gekommen, und seine Frau Kathi hätte nicht ein paar Wurstsemmeln zu viel vorbereitet. Trotzdem sagt Höß, der das Spiel hinter dem Tor verfolgt hat: "Wir waren mit allem zufrieden, außer dem Wetter." Kann er auch sein. Denn der Marktgemeinderat von Altomünster hat am Dienstagabend beschlossen, dem Regionalliga-Aufsteiger FC Pipinsried mit 28 800 Euro unter die Arme zu greifen. "Eine ganz normale Maßnahme", begründete Amtsleiter Christian Richter den Beschluss und verwies auf die Förderrichtlinien der Kommune. Der Fußballklub aus dem Altomünsterer Ortsteil hatte in den vergangenen Wochen seine Sportanlage regionalligagerecht umgebaut. Insgesamt werden sich die Kosten auf rund 146 000 Euro belaufen. Ein Betrag, der dem Vereinspräsidenten Konrad Höß "schlaflose Nächte" bereitet, wie er oft betont hatte.

Altomünster fördert generell "Erstinvestitionen und Neubeschaffungen" von Sportvereinen mit einem Betrag in Höhe von 20 Prozent der nachgewiesenen Brutto-Gesamtkosten, also einschließlich der Mehrwertsteuer. Eigenleistungen können dabei nicht abgerechnet werden. Die Fördersumme wird zumeist "gedeckelt". Kostenüberschreitungen will die Gemeinde nicht mittragen. Derlei Förderanträge werden mehrfach im Jahr im Altomünsterer Gemeinderat behandelt, sie werden in der Regel ohne größere Diskussionen positiv abgenickt.

Der Fall des Dorfklubs war aus einem anderen Grund pikant: Einige Gemeinderäte wollten Bürgermeister Anton Kerle (CSU) dazu bewegen, die Sitzung zu verlegen, um sich das Spiel ansehen zu können. Doch Kerle bestand auf dem schon zu Jahresanfang festgelegten Termin, der gleichzeitig mit der Regionalligapartie stattfand. Außerdem war ein Spektakel zu erwarten, da die Fans des Gegners aus Schweinfurt über keinen guten Ruf verfügen, sodass die Polizei die Partie als "Hochsicherheitsspiel" einstufte. Im Einsatz waren etwa einhundert Sicherheits- und Ordnungskräfte. Die wenigen Gäste aus Unterfranken erwiesen sich übrigens als harmlos.

Die Landkreis-Politik war bei dem Spiel ebenfalls prominent vertreten: Neben Landrat Stefan Löwl (CSU), einem bekennenden Pipinsried-Fan, war auch der neue, parteilose Hilgertshausener Bürgermeister Markus Hertlein dabei. "Wenn im Nachbarort so ein Spiel stattfindet, muss man natürlich hin", sagte Hertlein. Derweil nickten die Mandatsträger in Altomünster den Förderantrag des FC Pipinsried ab. Mit Ausnahme eines Postens "Planungskosten", den sie für nicht-förderungswürdig befanden. Einzig Josef Haltmayr (SPD) hatte grundsätzliche Bedenken: Er fand, dass die Mittel besser für soziale Zwecke genutzt werden sollten. Richter sagte: "Wir müssen jeden Förderantrag gleich behandeln, egal, von welchem Verein er kommt und ob man Fußballfan ist oder nicht." Die Kosten des Stadionumbaus belaufen sich nach den im Förderantrag des Sportvereins aufgelisteten Beträgen auf etwa 146 000 Euro. Davon werden 78 500 Euro für einen neuen Parkplatz an der Westseite des Sportgeländes gebraucht. Weitere 54 000 Euro kosten Gästeblock, Bestuhlung der Tribüne, Ballfanggitter, Rundumbande und WC-Container. Für Planungskosten wie Sicherheitskonzept und Immissionsschutzgutachten sind 13 500 Euro vorgesehen.

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