Fast-Food-Filiale:Doppelter Gewinn

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Flüchtlinge aus Odelzhausen braten bei McDonald's in Sulzemoos Burger und freuen sich über die Abwechslung. Der Geschäftsführer ist dankbar über die motivierten Mitarbeiter, beklagt aber den hohen bürokratischen Aufwand

Von Walter Gierlich, Sulzemoos

Adokosi Etianeta ist von Beruf Glaser, doch in seinem erlernten Beruf arbeitet er nicht. Vielmehr ist er als Küchenhelfer bei der McDonald's-Filiale in Sulzemoos beschäftigt und dennoch hochzufrieden mit seinem Job. Auch sein oberster Chef Günter Liebhart, Betreiber von nicht weniger als neun Restaurants der Burger-Brater-Kette im Norden Münchens, sowie der Sulzemooser Filialleiter Ahmed Alkhamis freuen sich über den tüchtigen und motivierten Mitarbeiter.

Letztlich ist es ein Gewinn für beide Seiten: Liebhart braucht für seine Schnellrestaurants Arbeitskräfte. Und Adokosi Etianeta aus Nigeria, der seit gut einem Jahr als Flüchtling in der Nachbargemeinde Odelzhausen lebt, ist froh, dass er aus der beengten Unterkunft rauskommt und Geld verdienen kann. Obwohl er mit der deutschen Sprache noch zu kämpfen hat. In Nigeria, dem bevölkerungsreichsten Land Afrikas, herrscht bittere Armut, trotz der Tatsache, dass das Land einer der größten Erdölproduzenten weltweit ist. Zudem befinden sich vor allem im Norden des westafrikanischen Staates Millionen von Menschen auf der Flucht vor den Kämpfen zwischen der Terrormiliz Boko Haram und dem nigerianischen Militär.

Schnelle Integration in den Arbeitsmarkt: Joshua und Alakosi arbeiten am Grill. Alexandra Schwandtner erklärt die Arbeitsabläufe. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Sechs Flüchtlinge beschäftigt Liebhart allein in Sulzemoos unter den dortigen 32 Angestellten. Insgesamt arbeiten etwa 30 Asylsuchende in seinen Schnellrestaurants. Beim Treffen in seiner Sulzemooser Filiale direkt an der Autobahnausfahrt sind fünf Flüchtlinge dabei, neben Adokosi Etianeta vier junge Männer aus Pakistan, einem Land, das immer wieder von schweren Terroranschlägen erschüttert wird und in dem hinter einer demokratischen Fassade das Militär die Macht in Händen hält. Die fünf sind seit einem bis vier Jahren in Deutschland, stecken noch im Asylverfahren fest und warten auf die Entscheidung über ihr Bleiberecht.

Liebhart versichert ebenso wie McDonald's-Gebietsleiter Thomas Ramsauer, dass die Flüchtlinge genauso viel Lohn erhalten wie alle anderen Mitarbeiter. Der Firmenchef erklärt weiter, dass er mehr zahlen müsse als tarifvertraglich vorgesehen, weil er sonst im teuren Münchner Umland keine Arbeitskräfte finden würde.

Er beklagt allerdings den bürokratischen Aufwand, der notwendig sei, um Flüchtlinge beschäftigen zu können. Nach seiner Ansicht verzichteten deswegen viele Betriebe darauf, Asylbewerber einzustellen, obwohl sie Arbeitskräfte dringend benötigten. "Wir begleiten die Leute zum Jobcenter und zu den Landratsämtern", sagt er. Äußerst hilfreich hingegen seien bei den komplizierten Verfahren zur Erlangung von Arbeitsgenehmigungen die Ehrenamtlichen aus den Helferkreisen.

Der Chef in der Mitte: Günter Liebhart hilft seinen Mitarbeitern, Arbeitsgenehmigungen zu bekommen. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Wie Adokosi Etianeta arbeitet auch Shoaib Gajjar, der in Pakistan Elektriker war, momentan noch als Küchenhelfer. Grund sind auch in seinem Fall die noch mangelhaften Deutschkenntnisse, während der studierte Architekt Ali Shabaz, ebenfalls erst seit einem Jahr in Deutschland ansässig, es dank besserer Sprachbeherrschung bereits zur anspruchsvolleren Tätigkeit an der Theke gebracht hat.

Der Sulzemooser Geschäftsführer Ahmed Alkhamis, der selbst aus dem Irak stammt, bestätigt allen in seinem Restaurant beschäftigten Flüchtlingen, dass sie sich "in kurzer Zeit sprachlich gut entwickelt" hätten. Er hat sich überzeugen können: "Der Wille ist da, die wollen was erreichen."

Dass das möglich ist, zeigen die Beispiele von Rashid Mohsen und Mehmed Fahad. Die beiden Pakistani arbeiten in Liebharts Restaurant in Dasing, drei Ausfahrten weiter an der A 8. Mehmed Fahad, Bankkaufmann in seinem Herkunftsland, das er vor zwei Jahren verlassen hat, spricht schon ebenso gut Deutsch wie Rashid Mohsen, der seit vier Jahren in Deutschland lebt. Er war noch Schüler, als er aus Pakistan flüchtete. Jetzt ist er im zweiten Lehrjahr seiner Ausbildung als Gastronomiefachmann und hat gerade eine Zwischenprüfung absolviert, wie er stolz erzählt. Nach dem Gespräch in Sulzemoos steigen die beiden in ihr Auto und fahren zurück nach Dasing.

© SZ vom 16.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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