Windkraft:Der Streit geht weiter

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30 Meter ist der Turm des Bürgerwindrads nahe dem Weißlinger Forst bereits hoch. Am Ende soll er 149 Meter hoch sein, plus Rotorradius sogar 207 Meter.

(Foto: privat)

Auf der Windradbaustelle in Fahrenzhausen ist es erneut zu einer Sachbeschädigung gekommen.

Von Alexandra Vettori, Fahrenzhausen/Petershausen

Das Bürgerwindrad wächst, mittlerweile ist der Turm nahe des Weißlinger Forsts schon 30 Meter hoch. Doch der Kampf um die Anlage geht weiter. Mehrere Klagen waren anhängig und sind mittlerweile eingestellt, eine Entscheidung des Verwaltungsgerichtshofes zur Berufung steht noch aus. Doch jetzt hat die Bürgerinitiative Gegenwind in einem offenen Brief an Landräte, Politiker und Medien ihren Unmut über die als schikanös empfundenen Bauarbeiten ausgedrückt. Auf der Baustelle selbst gab es bereits die zweite Sachbeschädigung. Die Polizei ermittelt. Vor knapp zwei Wochen haben Unbekannte mit Werkzeug einen sicherheitsrelevanten Schalter von einem Kran abgebaut.

Im Herbst soll es in Betrieb gehen, das Windrad mit einer Nabenhöhe von 149 und einer Gesamthöhe von 207 Metern. Die Idee dazu hatte der Fahrenzhausener Vitus Hinterseher, der mit seinem Bruder die Firma Südlicht Windenergie betreibt. 2014 ist die Freisinger Bürgerenergiegenossenschaft (BEG) als Betreiber eingestiegen, sie hat auch Kapital für einen Teil der 5,4 Millionen Euro Baukosten beigesteuert. Doch die Petershausener Bürgerinitiative (BI) Gegenwind, zu der auch Weißlinger, Kammerberger und Lauterbacher gehören, hält die Genehmigung nach wie vor für falsch. Mehrere Fachaufsichtsbeschwerden hat sie bei der Regierung gegen die Baugenehmigung durch das Landratsamt eingelegt, auch das Verwaltungsgericht wurde angerufen.

Der Vorwurf: Fehler bei der Prüfung des Projektes. Bislang blieben die Bemühungen folgenlos: "Die Regierung konnte bei der Überprüfung unserer Entscheidung keinen Fehler erkennen. Ebenso wurde in erster Instanz vom Verwaltungsgericht München die Genehmigung gehalten, die erhobenen Anfechtungsklagen wurden abgewiesen", erklärt Anita Fußeder, Sprecherin des Freisinger Landratsamts. Ebenfalls eingestellt ist das Verfahren gegen Vitus Hinterseher, von dem sich die BI-Vorsitzende Elfriede Eisenhofer nach einem Streit beleidigt und bedroht fühlte.

In dem offenen Brief beklagt die Bürgerinitiative jetzt, dass über Nacht Halteverbotsschilder in den Orten Allershausen, Eglhausen, Hohenkammer, Petershausen und Kollbach aufgestellt würden, weil tags darauf Schwertransporte mit den Betonteilen für den Windrad-Turm kämen. Auch dass normale Lastwagen durch Weißling führen, wird kritisiert. Abstreiten kann und will Martin Hillebrand vom Vorstand der Bürgerenergiegenossenschaft das nicht, von Willkür sei aber keine Rede. "Die Schwertransporte sind genehmigt und erfolgen mit Polizeibegleitung. Die Routen werden vorher festgelegt, da darf nichts sein, was den Transport behindern könnte, deshalb auch die Halteverbotsschilder", erklärt er. Was die normalen Lastkraftwagen in Weißling anbelangt, so habe man die Fahrer vorab gebeten, den Ort zu umfahren. "Wir wollten einfach aus Gutwillen die Laster raushalten, aber dass dann doch ein paar durchgefahren sind, ist nicht unrechtmäßig", so Hillebrand. Was die von der BI befürchteten Kosten für die Schilder anbelangt, konnte Hillebrand beruhigen: "Das zahlen wir, und das kostet ein Heidengeld, aber Sicherheit und Vorschriften gehen vor."

Für den Widerstand an sich, vor allem der nächsten Anwohner, hat er durchaus Verständnis. Für Sachbeschädigungen aber nicht. Dass im Februar während einer Gemeinderatssitzung die Reifen seines Autos aufgeschlitzt und später auf der Baustelle die Scheiben einer Baumaschine eingeschlagen wurden, könne man noch als blinden Vandalismus abtun. Mit dem Ausbau eines sicherheitsrelevanten Schalters aus einem Kran, aber sei eine rote Linie überschritten: "Das ist absolut sicherheitsrelevant. Da hätten auch Menschen verletzt werden können." Eine Frage der Bürgerinitiative, die im offenen Brief gestellt wird, hat das Landratsamt Freising erneut beantwortet: Der Landkreis hat sich nicht mit einer Million Euro am Windrad beteiligt.

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