Fachkräftemangel:IHK will neues Zuwanderungsgesetz

Handelskammer setzt auf Fachkräfte aus dem Ausland, um offene Stellen zu besetzen

Von Jacqueline Lang, Dachau

Ausländer sollen durch ein flexibleres Zuwanderungsgesetz leichter in den deutschen Arbeitsmarkt integriert werden können. Das fordert die Industrie- und Handelskammer München und Oberbayern (IHK). Davon könnte auch der Landkreis Dachau profitieren, in dem es viele unbesetzte Stellen gibt, gerade in den technischen Zweigen.

Die Begründung der IHK für ihren Vorstoß: Ausländer seien bereits jetzt eine wichtige Stütze für den Arbeitsmarkt im Landkreis Dachau . Der Anteil der Beschäftigten ohne deutschen Pass sei hier in den vergangenen fünf Jahren von 14,9 auf 21,4 Prozent gestiegen, heißt es in einer aktuellen Pressemitteilung. Aktuell seien 8 800 Personen ohne deutsche Staatsbürgerschaft in einem sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnis. Der Anteil sei nur in München höher, heißt es weiter.

Gleichzeitig ist der Mangel an Fachkräften und die Zahl an offenen Stellen weiter steigend. Die IHK fordert deshalb eine Reform des Zuwanderungsgesetztes. "Das derzeitige Reglement geht an den Bedürfnissen der Wirtschaft vorbei. Trotz Vollbeschäftigung gibt es große Personallücken in den Unternehmen, deswegen sind Zuwanderer mittlerweile ein wichtiges Fachkräftepotenzial", bestätigt auch Peter Fink, Vorsitzender des IHK-Regionalausschusses Dachau.

Bereits im Zeitraum von Juni 2016 bis Juni 2017 sei der Stellenaufbau zu 63 Prozent von ausländischen Fachkräften getragen worden, sagt Fink. Diese stammen bayernweit vor allem aus EU-Ländern. Personen aus diesen Ländern genießen in Deutschland als EU-Angehörige freies Aufenthalts- und Arbeitsaufnahmerecht. Die Zuwanderung aus Drittstaaten hingegen sei unübersichtlich und realitätsfern geregelt.

"Wie andere Industrieländer brauchen wir eine gesteuerte Zuwanderung, die wirksam auf Engpässe am Arbeitsmarkt reagiert", so Fink. Die IHK fordert deshalb eine generelle Erleichterung für Zuwanderer mit einem Jobangebot. Zusätzlich schlägt sie ein neues Zuwanderungsmodell nach einem Punktesystem vor, wie es bereits in Kanada gängige Praxis ist. Dort bekommen Einwanderer zunächst eine befristete Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis wenn sie eine Mindestpunktzahl bei den Kriterien wie Alter, Bildungsgrad, Qualifikation, Sprachkenntnisse und Integrationsfähigkeit erzielen. Jährlich könnten die Kontingente an den Bevölkerungswachstum und etwaige Konjunkturschwankungen angepasst werden.

Natürlich sei es damit längst nicht getan. "Mit der Rente mit 63 hat die Politik der Wirtschaft einen Bärendienst geleistet und die Anstrengungen der Betriebe zur Beschäftigung Älterer durchkreuzt", so Fink. Der Fachkräftemangel habe sich dadurch massiv und zu einem demografisch ungünstigen Zeitpunkt verschärft. Zudem warte man weiter auf flächendeckende und bedarfsgerechte Kinderbetreuung, damit Familie und Beruf in Zukunft besser vereinbar seien, sagt der Dachauer. "Stattdessen werden laufend neue Rechtsansprüche zur einseitigen Arbeitszeitverkürzung durch Arbeitnehmer diskutiert, wodurch ebenfalls wertvolles Fachkräftepotenzial verloren geht", so Fink. Die Ausarbeitung eines neuen Regelwerks zur Steuerung der Zuwanderung in den Arbeitsmarkt ist gemäß Koalitionsvertrag geplant, jedoch noch nicht umgesetzt.

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