Extremsport:Zum Dönerholen nach Regensburg

Thomas Schmacht

Voll bepackt ist Thomas Schmacht aus Erdweg immer auf seinen Touren, ob nach Norddeutschland, Portugal oder wie hier über das Timmelsjoch nach Italien.

(Foto: Toni Heigl)

Thomas Schmacht aus Erdweg fährt gerne Rad. So gerne, dass er zum Baden am Karlsfelder See auch mal eine Schleife von 200 Kilometern fährt.

Von Veronika Königer, Erdweg

Der Karlsfelder See ist im Sommer ein beliebtes Ziel für Badegäste. Viele kommen mit dem Rad, manche nehmen einen Umweg in Kauf, um die Hauptstraßen zu vermeiden. Das tat auch der mittlerweile 50-jährige Thomas Schmacht vor 30 Jahren - nur, dass sein Umweg zum Karlsfelder See doch etwas länger ausfiel. Die Route war 200 Kilometer lang und führte über Landshut. Für den begeisterten Radfahrer ist das eine Distanz, die er damals noch locker an einem Tag zurücklegte, ob zum See oder mal schnell zum Dönerholen in Regensburg. Heute sind es "nur noch" ungefähr 100 Kilometer täglich.

Angefangen mit dem Radfahren hat der Frührentner, der in der Elektronikentwicklung tätig war, wegen seines Hundes. Mit dem fuhr er immer durch Kleinberghofen. Bald machte er weitere Ausflüge zum Baden und auch anderswohin, zuerst nur am Wochenende, dann arbeitete er unter der Woche länger, um auch freitags seinem schweißtreibenden Hobby nachgehen zu können. Nach der Arbeit fuhr er ebenfalls immer 30 Kilometer, oft zum Einkaufen. Mit der bis heute auf zwei Rädern zurückgelegten Distanz hätte er schon vierzehn Mal um die Welt fahren können.

Immer gut ausgerüstet

Der gebürtige Münchner hatte viele Umzüge hinter sich - erst Kleinberghofen, Schongau, dann Großberghofen - bevor er sich in Erdweg niederließ. Von dort aus ist er auch heute, natürlich mit dem Rad, zu Besuch in die Redaktion gekommen, obwohl er von den Radwegen in Dachau nicht besonders begeistert ist: Teilweise lasse die Beschaffenheit der Fahrbahnen zu wünschen übrig, und es sei unklar, wann man den Weg nun benutzen müsse und wann nicht. Trotzdem sei er mit dem Rad schneller in der Dachauer Innenstadt als mit der Bahn. Wenn er nach München fährt, nimmt er ebenfalls oft das Fahrrad - dort seien die Radwege auch besser. Manchmal benutzt er auch die S-Bahn von Karlsfeld aus, zur Station geht es mit dem Radl, und vor der Zugfahrt wird sich noch im Karlsfelder See kurz "frisch gemacht".

Natürlich braucht man für solche Strecken eine gute Ausrüstung. Thomas Schmacht fährt ausschließlich mit Helm, was ihm bei Stürzen "schon öfter etwas gebracht hat". Außerdem hat er in den Satteltaschen immer eine Warnweste dabei (allerdings unbenutzt), Werkzeug und Regenklamotten, um jedem Wetter zu trotzen. Sein altes, gebraucht gekauftes rotes Rad ist ein Unikat mit Blinker, Licht und einer Gangschaltung, die noch am Rahmen befestigt ist. Die sei leichter zu reparieren und könne auch im Winter mit dicken Handschuhen bedient werden, erklärt er. So ein altes Rad sei auch viel robuster als neuere, das merke er, wenn er gemeinsam mit Asylbewerbern Fahrräder herrichte; die Modelle dort seien "oft Schrott".

Skandinavien ist ihm zu kalt

Der Erdweger hat noch ein zweites Stahlross, ein blaues Trekkingrad, das er für seine größeren Touren benutzt. Die erste davon war vor ungefähr 15 Jahren, nach Leipzig, Hamburg und Sankt Peter-Ording. Bei diesem Ausflug übernachtete er noch in Hotels, schon im Jahr darauf stieg er auf das Zelt um, dem er nur bei Starkregen untreu wird. Sein Gepäck ist dann im Rucksack und den Satteltaschen verstaut. Sein Tipp: Damit man nicht ganz so "aufgepackt wie ein Esel" ist, möglichst wenig Kleidung mitnehmen, die könne man nämlich immer wieder waschen.

Für längeren Touren ist ihm der Norden zu kalt, deswegen: keine Touren in Skandinavien. Aber er hat schon fast ganz Südeuropa gesehen - einen Teil davon erst in diesem Sommer. Fünf Wochen war Thomas Schmacht unterwegs, von Mitte Mai bis Ende Juni, von Erdweg nach Portugal und wieder zurück. Zuerst wollte er fliegen, aber um das Rad mitzunehmen, hätte er es zerlegen müssen, und danach funktioniere es nicht mehr richtig. Die Bahn dauerte ihm zu lang - also beschloss er, gleich von Anfang an zu radeln. 200 Kilometer täglich, so war er nach acht bis zehn Tagen in Barcelona, von dort aus ging es weiter nach Portugal, wo er Radtouren am Meer machte.

Allerdings wurde auch bei dieser Tour in warme Gefilde mit kälteren Temperaturen konfrontiert: In den Bergen Frankreichs hatte es nachts einmal nur drei Grad, bei solchen Temperaturen fällt das Aufstehen aus dem warmen Schlafsack und das Weiterfahren schwer. Aber Thomas Schmacht hat auch diese Hürde gemeistert, ebenso wie den Rückweg über die nordspanische Küste zurück nach Erdweg: eine schwierige, bergige Strecke, auf der man wegen der vielen Kurven oft Umwege fährt, während er "die Autofahrer für ihre schnurgerade Autobahn beneidet". 7100 Kilometer zählte diese längste seiner Touren, insgesamt ist er in diesem Jahr schon 33 000 Kilometer gefahren. Das viele Radfahren macht sich auch bei der Gesundheit des 50-Jährigen bemerkbar: Seitdem er täglich in die Pedalen steigt, sei es mit seinem Asthma deutlich besser geworden. Damit habe er nur noch Probleme, wenn er in dichten Verkehr gerate wie zum Beispiel auf Bundesstraßen.

Streckenprüfung per Rad

Eine solche Fahrradbegeisterung bleibt natürlich nicht unbemerkt, und so wurde der Erdweger vor ungefähr drei Jahren von seiner Nachbarin Sylvia Podewils, Managerin bei Dachau Agil, angeworben, um für den Regionalentwicklungsverein die Themenwege von Dachau Agil im Landkreis abzufahren. Er fotografiert die Infoschilder dort ab und dokumentiert, was falsch oder verbesserungsbedürftig ist.

In seiner Freizeit meidet der Fünfzigjährige die Themenwege aber eher, weil sie oft über Feldwege führen, sind sie mit seinem alten, ungefederten Rad nur schwer zu befahren. Unter anderem der Sieben-Klöster-Weg sei für ihn, der gerne Abteien und Kirchen besichtigt, zwar interessant, aber unpassend für sein Fahrrad.

Einen Vorteil hat diese Strecke allerdings: Da er sie im Zeitraum vom 19. Juni bis zum 9. Juli öfter abfahren musste, hat er diesen 100 Kilometern den ersten Platz im diesjährigen Stadtradeln zu verdanken. Aber nicht nur dem Weg, erzählt der drahtige Mann lachend, sondern auch der Tatsache, dass der Sieger des letzten Jahres diesmal nicht teilgenommen habe.

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