Europawahl:SPD zieht sich aus ihrem Tief

Die Sozialdemokraten legen um sieben Punkte zu. Die CSU bricht im Landkreis ein. Die rechtspopulistische AfD kommt auf Anhieb auf 9,12 Prozent. Wahlbeteiligung nur geringfügig niedriger als 2009.

Von Walter Gierlich und Helmut Zeller

In Stumpfenbach, einem Ortsteil von Altomünster, trat am Sonntag das Schreckgespenst eines rechtspopulistischen Europas auf. Die erste Stimmenauszählung des Abends brachte der Alternative für Deutschland (AfD) knapp zehn Prozent. Bedrückt starrten Kommunalpolitiker im Landratsamt um 18.10 Uhr auf das Ergebnis. Dann: In Pfaffenhofen 11,62 Prozent, ähnliche Ergebnisse in Hebertshausen, Dachau, Markt Indersdorf oder Karlsfeld - die Rechtspopulisten liegen am Ende im Landkreis bei mehr als neun Prozent, weit über ihrem bayernweiten Ergebnis von 7,7 Prozent. Die Hebertshausener Gemeinderätin und vierte Landrätin Marianne Klaffki (SPD) sagte: "Darüber komme ich nicht hinweg." Die Wahlbeteiligung lag bei 43,5 Prozent, ein Prozent niedriger als vor fünf Jahren.

Die CSU ist dramatisch eingebrochen: Sie verlor neun Prozent im Vergleich zu 2009 und erreichte nur noch 41 Prozent der Wähler. Noch schlimmer bayernweit: Die CSU sackte von 48 Prozent auf 40 Prozent ab. Der Kreisvorsitzende und Landtagsabgeordnete Bernhard Seidenath erklärte, dass dieses Ergebnis deutlich unter den Erwartungen bleibe. "Da gibt es nichts zu beschönigen", sagte er. Seidenath bedauerte sehr, dass Bayern künftig nur noch fünf statt acht Abgeordnete im Europaparlament stelle. Das müsse jetzt erst einmal, sagte der CSU-Kreischef, genau analysiert werden. Dagegen zog sich die SPD aus ihrem historischen Tief von 2009 hoch und legte - vielleicht auch als Folge des erfolgreichen Kommunalwahlkampfs im Landkreis und Stadt Dachau im März, deutlich zu. Sie verbesserte ihr Ergebnis von 2009 um gut sieben Prozent auf 18,43 Prozent. Die SPD habe sich stabilisiert, sagte der Kreisvorsitzende und Landtagsabgeordnete Martin Güll. In Karlsfeld und Weichs lagen die Sozialdemokraten jeweils über 20 Prozent. Der SPD-Bildungsexperte ging vor allem auf das Dachauer Ergebnis ein, das er als sensationell bezeichnete. In der Großen Kreisstadt, die seit März einen SPD-Bürgermeister hat, erreichte seine Partei 21,75 Prozent. Die CSU erlitt mit 36,64 Prozent eine deutliche Schlappe. Seidenath erklärte das schlechte Abschneiden seiner Partei auch mit der geringen Wahlbeteiligung. Es sei schwierig gewesen, die Bürger nach der Wahlserie zu mobilisieren. Die Grünen verloren einen Prozentpunkt und stehen bei 10,8 Prozent. Deren Kreissprecherin, Stadträtin Luise Krispenz, bezeichnete das als "sehr enttäuschend", zumal doch gerade ihre Partei einen starken Wahlkampf geführt habe. Die Ausnahme Dachau: Hier erreichten die Grünen gut 13 Prozent. Die AfD brachte es in der Stadt auf 9,57 Prozent. Güll erklärte den Erfolg der Rechtspopulisten mit einer starken Wanderungsbewegung von der CSU, die einen wankelmütigen Europawahlkampf geführt habe.

Die einzige Europakandidatin aus dem Landkreis, Alexandra Caterbow (SPD), die auf dem chancenlosen Platz 56 der Kandidatenliste stand, ist glücklich mit dem Ergebnis im Landkreis, aber auch in ganz Bayern und auf Bundesebene. Caterbow schreibt den kräftigen Stimmenzuwachs im Landkreis vor allem Martin Güll, bundesweit Martin Schulz zu. "Erschütternd, wie viele Leute europakritisch eingestellt", lautet ihr Kommentar zum Abschneiden der AfD. Zusammen mit dem Absturz der CSU zeigt das Resultat für sie noch etwas: "Das Fischen am rechten Rand hat der CSU nichts genützt."

Zu den Enttäuschten gehören auch die Freien Wähler: "Wir haben uns mehr erwartet", sagt Michael Reindl, der FW-Fraktionsvorsitzende im Kreistag. Von 5,40 auf 4,68 Prozent ist seine Partei im Landkreis abgesackt. Ihn stimmte am Sonntagabend vor allem das Abschneiden der AfD nachdenklich. Mit 3,99 Prozent hat auch die ÖDP nicht so gut abgeschnitten wie sie sich selbst erhofft hat, doch Kreisrätin Mechthild Hofner stellte fest: "Wir haben jedenfalls nichts an die AfD verloren."

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