Erwachsenenbildung:Haus der Begegnung

Das Dachauer Forum erhält in der Ludwig-Ganghofer-Straße neue Räume, die in erster Linie Referenten zur Verfügung stehen. Auch regelmäßige Treffen und ein reger Austausch sind dort geplant

Von Christiane Bracht, Dachau

Erwachsenenbildung: Die Drei vom Dachauer Forum: Vorsitzender Anton Jais, pädagogische Mitarbeiterin Kathrin Krückl und Geschäftsführerin Annerose Stanglmayr freuen sich über die neuen Räume.

Die Drei vom Dachauer Forum: Vorsitzender Anton Jais, pädagogische Mitarbeiterin Kathrin Krückl und Geschäftsführerin Annerose Stanglmayr freuen sich über die neuen Räume.

(Foto: Toni Heigl)

Das Dachauer Forum vergrößert sich. Ein neuer Seminarraum, ein Bildungscafé und ein Besprechungsraum sind nun neben der Geschäftsstelle in der Ludwig-Ganghofer-Straße das Zentrum der Einrichtung. "Ich freue mich, dass wir unseren Referenten das nun anbieten können", sagt die Geschäftsführerin Annerose Stanglmayr. Künftig können diese einfach mit ihrem Kurs beginnen, ohne vorher einen Schlüssel abholen zu müssen oder zu prüfen, ob der Raum technisch passend ausgestattet ist. Beamer, Flipchart, Präsentationswand und Wlan werden verfügbar sein. Die meisten Möbel fehlen noch, doch Anfang Februar, wenn die ersten Kurse in den neuen Räumen gehalten werden, wird alles fertig sein.

"Als der Nachbar ausgezogen ist, war das eine einmalige Chance für uns", sagt Stanglmayr. Es ist ein völlig neues Gefühl für sie. Die Räume liegen unter ihrem Büro im Erdgeschoss. Die 75 Quadratmeter sind bereits renoviert. Der Kursplan scheint auch schon einigermaßen zu stehen. Natürlich werden auch weiterhin viele Veranstaltungen in anderen Gemeinden abgehalten, schließlich hat das Dachauer Forum den Bildungsauftrag für den gesamten Landkreis. Und nicht alle wollen für einen Vortrag, einen Kurs oder ein Treffen in die Stadt kommen. Das Repertoire von Angeboten reicht von Zeitgeschichte über Religion bis hin zu Gesundheit. "Lebenslanges Lernen wird immer wichtiger", sagt die Geschäftsführerin. Der flexible Mensch in der globalisierten Welt müsse bereit sein, sich immer wieder zu verändern. Deshalb gewinne die Erwachsenenbildung, der sich das Dachauer Forum verschrieben habe, auch immer mehr an Bedeutung. Aber die Einrichtung passe die Angebote auch an die Wünsche der Leute an. Immerhin 2600 Veranstaltungen pro Jahr bietet das Forum an. 56 700 Teilnehmer haben sich 2017 dafür interessiert.

Das neue Zentrum hat sogar schon einen eigenen Namen. Es wird nach der Hausnummer "Forum 4" heißen und ebenso wie das Dachauer Forum selbst unter dem Motto "Hier ist Bewegung" stehen. "Dieser Ausspruch des Religionsphilosophen Martin Buber bestimmt mein ganzes Leben", gesteht Stanglmayr. "Begegnung ist das Erfüllendste. Das geht in der Familie los, geht weiter bei Nachbarn und Freunden bis hin zu Fremden. In einem guten Dialog kann ich Gott spüren." Und gute Dialoge und Begegnungen wünscht sie sich auch für die neuen Räume, die Pfarrer Martin Bartmann vom Pfarrverband Hebertshausen-Röhrmoos am Sonntag segnen wird. Auch Landrat Stefan Löwl hat sein Kommen zur Einweihung bereits zugesichert.

In den neuen Räumen sollen sich vor allem Referenten fortbilden. Es sind aber auch regelmäßige Treffen geplant. So will sich die Geschichtswerkstatt hier über ihre Forschungsergebnisse austauschen und die von ihr geplante Ausstellung über die 1950er Jahre im Landkreis Dachau vorbereiten. Auch die Elternwerkstatt kann von Februar an dort stattfinden, um Alltagsprobleme zu erörtern. Der Religionsstammtisch will künftig im Forum 4 über die sieben Todsünden (Hochmut, Neid, Wollust, Gier, Faulheit, Zorn und Völlerei) reflektieren. Auch der Kurs, der sich unter dem Titel "Enkeltauglich leben" Gedanken um die Zukunft machen will, um vielleicht das eigene Verhalten in Bezug auf den ökologischen Fußabdruck zu überdenken, wird sich in der Ludwig-Ganghofer-Straße treffen. Ein Forum sollen die neuen Räume auch unbekannten Künstlern bieten. Sie dürfen ihre Werke hier ausstellen. Den Anfang machen nun Gerd-Rüdiger May mit seinen Porträts und Christiane Demenat, die ihre Lichtobjekte zur Eröffnung des Forums 4 zeigen will.

Besonders stolz ist Stanglmayr auf die "Kulturdolmetscher". 20 hat das Dachauer Forum schon ausgebildet und die Zahl wächst. Anfang März startet der nächste Ausbildungskurs - und zwar in den neuen Räumen. Kulturdolmetscher sind Migranten, die etwa Flüchtlingen oder anderen Neubürgern aus fremden Ländern helfen sollen, im Alltag zurecht zu kommen. Sie sind Brückenbauer etwa bei Gesprächen zwischen Lehrern und Eltern oder beim Arzt. Denn neben den sprachlichen Verständigungsproblemen gibt es häufig auch kulturelle Hürden, die genommen werden müssen, um einander zu verstehen. Probleme können etwa unterschiedliche Vorstellungen von Erziehung bereiten oder einfach nur andere Kommunikationsformen. Die Bandbreite der Kulturdolmetscher ist inzwischen relativ groß. Darunter sind Asylbewerber, die noch nicht so lange in Deutschland leben, sprachlich aber schon einigermaßen wendig sind, ebenso wie Türken, die seit 20 Jahren hier wohnen, Schwarzafrikaner und Afghanen helfen ihren Landsleuten ebenfalls. Betreut werden sie später von der Caritas.

Finanziell unterstützt die Erzdiözese München-Freising das Dachauer Forum, indem sie die Ausstattung für das neue Forum 4 stellt. Die Miete muss die Einrichtung selbst aufbringen. Stanglmayr ist insoweit aber zuversichtlich, denn die Gebührenerhöhung im vergangenen Jahr hat der Einrichtung die nötigen Einnahmen beschert.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: