Erleben und experimetieren:Schlaue Köpfe

Bergkirchener Schüler lernen von Willi Kirchensteiner, Pionier und Verfechter der Solarenergie, wie sie Strom sparen

Von Petra Schafflik, Bergkirchen

"Zu dritt haben wir nicht mal eine Tasse Tee heiß bekommen", staunt Marina. Dabei sind die Schüler mit vollem Einsatz auf dem Energierad gestrampelt, das elektrischen Strom per Muskelkraft erzeugt. Doch das Wasser im angeschlossenen Kocher wurde gerade mal lauwarm. Das kleine Radio dagegen dudelt los, kaum dass die Pedale langsam getreten werden, beobachten die Viertklässler. Anschauliche Praxisversuche begeisterten die Schüler in Bergkirchen sofort für das Thema Energie. Genau deshalb hat Willi Kirchensteiner, Pionier und Verfechter der Solarenergie und auch erfahrener Pädagoge, gleich sechs spannende Experimente auf dem Pausenhof installiert. Die Praxisversuche waren Teil des Schulprojekts "Schlaue Köpfe brauchen weniger Energie", mit dem Kirchensteiner 150 Schüler der vierten bis siebten Klassen in kleinen Gruppen an die Themen Energieerzeugung und Energienutzung heranführte.

Erleben und experimetieren: Georgios, Emily und Vincent hantieren am Schaltbrett.

Georgios, Emily und Vincent hantieren am Schaltbrett.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Die Idee für das Schulprojekt kommt von der Arbeitsgruppe Energie innerhalb der Westallianz, einer gerade erst mit dem Bayerischen Qualitätspreis ausgezeichneten Kooperation von sechs Gemeinden entlang der Autobahn A 8, zu der neben Karlsfeld, Sulzemoos, Odelzhausen, Pfaffenhofen und Maisach auch Bergkirchen gehört. Ziel der Schulaktion ist es, die junge Generation an den Bildungsstätten der Westallianz für die Energiewende zu sensibilisieren. Mit dem in Markt Indersdorf beheimateten Willi Kirchensteiner wurde ein Experte gefunden, der nicht nur über fundiertes Fachwissen verfügt, sondern auch junge Zuhörer zu begeistern versteht. In einem kleinen Einführungsvortrag erfahren die Schüler, warum die Energiewende nötig ist und dass Sonne und Wind in der Region billig und einfach Strom liefern können.

Erleben und experimetieren: Selbst Bürgermeister Landmann (rechts) schaut beim Projekttag mit Willi Kirchensteiner zu.

Selbst Bürgermeister Landmann (rechts) schaut beim Projekttag mit Willi Kirchensteiner zu.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

"Manches habe ich schon gewusst, aber nicht so genau", sagt anschließend Julian. Aber Kirchensteiner weiß um die Überzeugungskraft des eigenen Erlebens und Ausprobierens: Viel interessanter als jede noch so spannende Theorie ist für die Viertklässler die Praxis: Vor einer hölzernen Schalttafel überlegen Lukas und Jorina, was zu tun ist. Ein kurzer Blick auf die Anleitung, schon stecken sie rote und blaue Kabel ins Brett, bis der Schaltkreis zur angeschlossenen Solarzelle steht. Sofort leuchtet eine Kontrolllampe auf. "Das ist ja super-cool" strahlen die Nachwuchsforscher. Auch Willi Kirchensteiner ist zufrieden. "Prima, alles richtig", lobt er die Schüler und zeigt, dass auch ein mp-3-Player locker mit der Solarzelle betrieben werden kann. Ein Bewegungsschalter bewirkt, dass nur Strom verbraucht wird, wenn sich auch eine Person im Umfeld aufhält, erklärt der Fachmann. Also Schalter einbauen, alle ein Stück weggehen und die Musik verstummt. "Toll", staunen die Kinder.

Daneben testen andere mit dem Energie-Rad den Stromverbrauch verschiedener Geräte. Und wissen nun, wo sich im Haushalt Stromsparen am meisten lohnt. Wie effektiv selbst die fahle Morgensonne im Frühling bereits Energie produziert, erleben die Schüler beim Vergleich Solarzelle - Energierad. Kein Radler lässt die angeschlossene Wasserpumpe so heftig sprudeln, wie das kleine Sonnenstrommodul. Aber was tun, wenn die Sonne nicht scheint? Akkus kennen die Schüler schon von ihrem Handy, eine andere Speichermethode zeigt ein Versuch: Per Seilwinde wird ein Eimer Wasser hochgezogen, beim Herabsenken des Kübels erzeugt der Antriebsmotor Strom. "So funktioniert ein Pumpspeicherkraftwerk" erklärt Kirchensteiner. Nach den Viertklässlern dürfen bei dem auf drei Tage angelegten Projekt auch die Schüler der fünften bis siebten Klassen jeweils einen Tag lang experimentieren. Danach wird Kirchensteiner das Energieprojekt heuer noch an den Schulen in Karlsfeld und Maisach präsentieren.

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