Erfahrene Drogenfahnder staunen über den Fund:Marihuana-Plantage im Maisfeld

Ein Jagdpächter entdeckt in seinem Revier bei Altomünster 190 Cannabis-Pflanzen. Die Polizei stellt 60 Kilo Drogen sicher und spricht von einem "außergewöhnlichen Fund". Jetzt wird der Züchter gesucht

Von Benjamin Emonts, Altomünster

Selbst die erfahrenen Drogenfahnder der Kriminalpolizei Fürstenfeldbruck waren erstaunt, als sie ein Landwirt Ende September in sein Maisfeld bei Altomünster geführt hatte. Zwischen den hoch gewachsenen Maispflanzen erspähten sie auf einer 300 Meter langen Fläche sage und schreibe 190 Cannabis-Pflanzen, die zu regelrechten Büschen herangewachsen waren. In stundenlanger Arbeit ernteten die Drogenfahnder die Cannabis-Plantage ab, trockneten sie und stellten insgesamt 60 Kilogramm nutzbares Marihuana sicher - eine Menge, die bei derzeitigen Straßenpreisen einem Verkaufswert von mehr als 60 000 Euro entspricht.

Erfahrene Drogenfahnder staunen über den Fund: Die Marihuana-Pflanzen auf der illegalen Plantage in einem Maisfeld bei Altomünster waren bis zu zwei Meter groß.

Die Marihuana-Pflanzen auf der illegalen Plantage in einem Maisfeld bei Altomünster waren bis zu zwei Meter groß.

(Foto: oh)

"So einen Fund hat man nicht alle Tage. Das ist schon außergewöhnlich", sagt Jürgen Weigert, der Pressesprecher des zuständigen Polizeipräsidiums Oberbayern Nord in Ingolstadt. In der jüngeren Vergangenheit ist dem langjährigen Polizisten kein einziger Fall aus dem Landkreis Dachau in dieser Größenordnung bekannt. Nach dem offenbar nicht ganz untalentierten Marihuana-Züchter wird seit dem Fund am 24. September immer noch gesucht, wie die Polizei erst jetzt mitteilt. Pressesprecher Weigert deutet allerdings an, dass der Ermittlungsstand Hoffnung mache, dem Täter bald auf die Schliche zu kommen. Er bittet Anlieger und Bürger um sachdienliche Hinweise. Es sei davon auszugehen, dass sich der Täter regelmäßig um seine Pflanzen gekümmert und das Maisfeld aufgesucht habe. Es befindet sich am Rande des beschaulichen Ortsteils Schmelchen im Markt Altomünster.

Nervöser Täter

Der Täter dürfte inzwischen ziemlich nervös sein. Anstatt den Stoff zu ernten, zu rauchen und womöglich gewinnbringend zu verkaufen, droht ihm jetzt eine mehrjährige Haftstrafe, sollte die Polizei ihn ergreifen. 60 Kilogramm Marihuana sind beileibe kein Kavaliersdelikt, auch wenn die Forderungen nach einer Legalisierung von Cannabis hierzulande immer lauter werden. Bei 100 Gramm Marihuana spricht man bereits von einem Verbrechenstatbestand. Das sichergestellte Gras muss jetzt zwar noch auf seinen Wirkstoffgehalt und seine Qualität untersucht werden - unter dem Strich aber dürfte ein Vielfaches einer nicht geringen Menge übrig bleiben. Und damit einhergehend der dringende Verdacht, dass mit dem Marihuana Handel betrieben werden sollte.

Erfahrene Drogenfahnder staunen über den Fund: Mit der Ernte einer illegalen Marihuana-Plantage hatte die Polizei alle Hände voll zu tun.

Mit der Ernte einer illegalen Marihuana-Plantage hatte die Polizei alle Hände voll zu tun.

(Foto: Polizei)

Mit der Plantage hatten die Kriminalpolizisten alle Hände voll zu tun, wie Sprecher Jürgen Weigert berichtet. Die 190 Pflanzen schnitten sie zunächst ab und packten sie in Papiertüten. Mit zwei Anhängern wurde die Ernte anschließend zur Bereitschaftspolizei nach Eichstätt gefahren, weil dort eine große Halle zum Trocknen der Pflanzen zur Verfügung stand. Inzwischen ist der Stoff wieder bei der Kripo in Fürstenfeldbruck angelangt. Aus den insgesamt 420 Kilogramm Biomasse sortierten die Fahnder 60 Kilogramm Blüten aus. Sie enthalten von der Pflanze den mit Abstand größten Anteil am Wirkstoff Tetrahydrocannabinol, kurz THC, das für die berauschende Wirkung verantwortlich ist. Zum Rauchen werden in der Regel deshalb nur die Blüten verwendet.

Maisfelder beliebt für illegale Cannabis-Züchtungen

Ein Blick in einschlägige Internetforen verrät, dass Maisfelder durchaus beliebt für illegale Cannabis-Züchtungen sind. Inmitten der hohen Maispflanzen ist das Marihuana gut versteckt, noch dazu befinden sich im Boden zahlreiche Düngemittel, die das Wachstum der Pflanzen beschleunigen. Da sie es heiß und sonnig mögen, fühlten sie sich im warmen Sommer 2017 außerordentlich wohl, wie das Ausmaß der Altomünsterer Plantage nahelegt. Hin und wieder, so berichtet Polizeisprecher Weigert, erhielten die Fahnder Hinweise auf Pflanzen von Spaziergängern oder Landwirten. In den meisten Fällen handele es sich aber nur um eine oder wenige Pflanzen - und nicht um ganze Plantagen.

Den entscheidenden Hinweis für den Drogenfund bei Altomünster hatte ein Jagdpächter gegeben, dem die Pflanzen bei einem Rundgang durch sein Revier aufgefallen waren. Er meldete seinen Verdacht zunächst beim Landwirt, dem das Maisfeld gehört. Der wiederum verständigte die Polizei. Eine Cannabis-Plantage mit 190 Pflanzen - das war dem Bauern wohl doch etwas zu viel auf seinem eigenen Grund und Boden.

Um den Täter zu schnappen, hätte sich die Polizei nun auch auf die Lauer legen und abwarten können, bis der Züchter seine Pflanzen erntet. Der Mais und auch das Cannabis waren Ende September aber schon sehr reif, sodass auch die Ernte des Altomünsterer Landwirts kurz bevorstand. "Man wollte nicht Gefahr laufen, dass die Pflanzen plötzlich weg sind", sagt Polizeisprecher Weigert. Wer Verdächtiges zum Maisfeld bei Schmelchen wahrgenommen hat, wird gebeten, sich unter der Telefonnummer 08141 / 6120 bei der Kriminalpolizei Fürstenfeldbruck zu melden. "Auch sonst nehmen wir jeden Hinweis gern entgegen", sagt Weigert.

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