Erdweg:Wunderbare Akustik

Erdweg: Der Tafernsaal des Wirtshauses am Erdweg ist dessen architektonisches Schmuckstück. Das Eidos-Quartett gastierte dort und offenbarte die ideale Akustik des Saals.

Der Tafernsaal des Wirtshauses am Erdweg ist dessen architektonisches Schmuckstück. Das Eidos-Quartett gastierte dort und offenbarte die ideale Akustik des Saals.

(Foto: Toni Heigl)

Das Konzert des Eidos-Quartetts lässt den Tafernsaal des Wirtshauses am Erdweg als idealen Raum für Klassik-Konzerte erleben

Von Renate Zauscher, Erdweg

Klassische Musik im Wirtshaus am Erdweg: Für das mehr als 400 Jahre alte Haus, in dem in früheren Jahrhunderten Reisende aller Art, Fuhrknechte wohl ebenso wie vornehme Herrschaften, abgestiegen sind, war das Konzert des Eidos-Quartetts mit Sicherheit ein absolutes Novum. Das alte Wirtshaus stand längere Zeit leer. Seit seiner sorgfältigen Renovierung und der Neueröffnung im Frühjahr ist es mittlerweile zu einem kulinarischen Treffpunkt für Erdweg und das ganze westliche Hinterland von Dachau geworden. Und jetzt soll es zu einem kulturellen werden. Dazu gründeten die Erdweger erst kürzlich einen eigenen Kulturverein, der sich speziell darum kümmern soll, ein ansprechendes Programm zu entwickeln und auch zu realisieren.

Das Haus bietet neben dem Wirtslokal auf mehreren Etagen Räume für Veranstaltungen unterschiedlicher Art und Größe an. Der zweifellos schönste Raum ist der Tafernsaal unter dem uralten Gebälk der steilen Dachkonstruktion. Das Konzert des Eidos-Quartetts, das tags drauf im Nymphenburger Schloss musizierte, hätte eigentlich im Ludwig-Thoma-Haus in Dachau stattfinden sollen, was dann aber aus räumlichen Gründen nicht möglich war. Die Organisatoren des Konzerts, der Verein Musik erleben in Dachau e.V. und der neu gegründete Kulturverein Erdweg, haben sich daraufhin für das Wirtshaus am Erdweg als alternativen Aufführungsort entschieden. Das war für das Publikum, das in großer Zahl gekommen war, ein absoluter Glücksfall.

Das Eidos-Quartett hat sich seit seiner Gründung 2003 einen ausgezeichneten Ruf erworben: Seine Mitglieder Elisabeth Einsiedler und Ingeborg Stralendorff (erste und zweite Violine) sowie Sandor Farkas (Viola) und Birgit Muhr-Spanhel am Violoncello verfügen über langjährige solistische und kammermusikalische Erfahrung und sind in verschiedenster Weise in Auftritts- und Lehrtätigkeiten eingebunden. Mit Elisabeth Einsiedler kommt ein Ensemblemitglied aus dem Landkreis: Die Violinistin lebt in Hebertshausen.

Der Name des Quartetts, der sich aus dem griechischen Wort für "Idee" oder "Wesen" ableitet, benennt das Ziel, das sich die Musiker gegeben haben: "Wir versuchen, immer mehr zu verstehen vom Wesen der Musik", sagt Elisabeth Einsiedler, "hier immer weiter vorzudringen macht uns allen sehr viel Freude". Zum "Wesen" der Musik und ihrer Wiedergabe gehört laut der Geigerin vor allem auch die Kommunikation, das "Gespräch" der einzelnen Instrumente unter- und miteinander: Es gehe darum zu wissen und zu respektieren, "wer wann etwas Besonderes zu sagen hat".

Gespielt wurde das Streichquartett in A-Dur, KV 464 von Mozart: eines von insgesamt sechs Streichquartetten, die der Komponist Joseph Haydn gewidmet hat. Rund hundert Jahre später als das 1784/85 entstandene Streichquartett von Mozart hat der damals erst 16-jährige russische Komponist und spätere Leiter des Sankt Petersburger Konservatoriums Alexander Glasunow seine "Fünf Novelletten für Streichquartett" geschrieben: temperamentvolle Kompositionen mit deutlich hörbarem Bezug zur russischen Volksmusik.

Noch einmal ganz anders das Streichquartett in A-Dur von Robert Schumann, das nach der Pause den zweiten Teil des Abends bildete: Schumann hat es 1842, 32-jährig, in einer sehr glücklichen Phase seines Lebens komponiert. Im Wechsel von nachdenklich introvertierten und kraftvollen Passagen spiegeln sich hier Stimmungen und Emotionen einer komplexen Persönlichkeit wider. Als Zugabe wurde zuletzt eine weitere "Novellette" von Glasunow gespielt, ein heiter-beschwingter Walzer, für den es noch einmal großen Applaus vom sichtlich beeindruckten Publikum gab.

Neben der hohen Professionalität der Musizierenden und der spannungsvollen Zusammenstellung des Programms war es ein Drittes, was zum musikalischen Genuss des Abends beitrug: die sehr gute Akustik des Saals. Gudrun Huber, selbst Geigerin, Musiklehrerin und erste Vorsitzende des Kulturvereins Erdweg, kann sich deshalb auch weiterhin ähnliche Veranstaltungen im Tafernsaal des Wirtshauses vorstellen. Daneben soll es Lesungen mit Musik, Ausstellungen oder auch Veranstaltungen mit Jugendlichen und vielleicht auch in Zusammenarbeit mit anderen Vereinen geben. "Wir sind am Überlegen, was alles möglich ist und umgesetzt werden könnte.

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