Erdweg:Bestattungswald in der Nähe des Petersbergs geplant

Wolf-Dietrich Graf von Hundt präsentiert das Konzept dem Gemeinderat Erdweg. Dem Bürgermeister gefällt die Idee.

Von Benjamin Emonts, Erdweg

Der Wald bietet dem Menschen einen Rückzugsort fernab der Hektik und des Lärms, die unseren Alltag prägen - für viele ist er ein Ort der Spiritualität. Vor diesem Hintergrund mag es nicht wundern, dass Menschen sich immer öfter den Wald als ihre letzte Ruhestätte wünschen. Die Gräflich von Hundtsche Forstverwaltung KG mit Sitz in Unterweikertshofen möchte diese Möglichkeit im Landkreis Dachau schaffen. Es wäre eine kleine Sensation. Denn in Bayern gibt es die Baumfriedhöfe bislang nur vereinzelt, beispielsweise in Franken. Die Gemeinde Erdweg könnte sich als Vorreiter in der Bestattungskultur erweisen. Das Konzept der Baumfriedhöfe ist nicht vergleichbar mit herkömmlichen Friedhöfen.

"Wir wurden immer wieder angesprochen, warum es so etwas bei uns noch nicht gibt", sagt Wolf-Dietrich Graf von Hundt. "Es ist ein sehr interessantes Projekt." Die Ruhestätte soll ausschließlich Urnengräber bereithalten, die unmittelbar an Bäumen angelegt werden. Das entsprechende Gesamtkonzept wird an diesem Dienstagabend, Beginn 19 Uhr, dem Erdweger Gemeinderat vorgestellt, der in den kommenden Monaten über das Projekt entscheiden muss. Wolf-Dietrich Graf von Hundt hat sich nicht etwa für die Variante der großen, bundesweit operierenden Organisationen wie "Friedwald" oder "Ruhe-Forst" entschieden. Ihm hat es das Konzept des christlich orientierten "Waldruh"-Friedhofs Sankt Katharinen am Bodensee angetan. "Es ist sehr zartfühlend und hat uns am meisten überzeugt. Auch weil es berücksichtigt, dass die meisten Menschen auf dem Land einen christlichen Sozialisierungshintergrund haben", sagt Hundt. "Das wird ein wunderschöner Park."

Letzte Ruhe unter den "stärksten und gesündesten Bäumen"

Das geplante Waldstück liegt an einem Feldweg, der die Erdweger Ortsteile Unterweikertshofen und Kleinberghofen verbindet. Es wachsen Fichten, Tannen, Buchen, Ahorne, Lärchen, Kiefern oder Roteichen auf den ungefähr 20 Hektar, die vorgesehen sind. Als Grabstätten dienen in Sankt Katharinen nur die "stärksten und gesundesten Bäume", erklärt Adina Lauer, Leiterin der Ruhestätte am Bodensee. Um die ausgewählten Bäume herum werden jeweils zwölf Urnengräber ins Erdreich eingelassen, sodass die Asche des Verstorbenen direkt am Wurzelwerk des Baumes ruht. Die Urnen selbst sollen aus biologisch abbaubarem Material hergestellt sein.

Wer auf dem Friedhof begraben werden will, kann sich seinen Lieblingsbaum noch zu Lebzeiten aussuchen. Außerdem besteht die Möglichkeit, einen Familienbaum zu erwerben. "So hat man die Vollmacht über Gräber für zwölf Familienmitglieder", sagt Lauer. Ein ganzer Ruhebaum kostet in Sankt Katharinen zwischen 3200 und 6500 Euro, eine einzelne Ruhestätte zwischen 500 und 1350 Euro. "Je besser die Lage und je größer der Baum, desto höher der Preis", sagt Lauer. Inbegriffen sind ein Vorgespräch, die Aufbewahrung und der Transport der Urne sowie die Begleitung der Trauerfeier. Grabsteine und Grabschmuck sind verboten. Die Grabpflege übernimmt allein die Natur, was für viele Angehörige den größten Vorteil neben der andächtigen Stille des Waldes darstellen dürfte. "Es ist eine Stelle, an die man hingehen kann, aber nicht hingehen muss", sagt Lauer. "Das ist für Angehörige eine emotionale und finanzielle Entlastung."

Ein Projekt für 99 Jahre

Angelegt ist das Projekt auf 99 Jahre. Der Ablauf der Beisetzungen richtet sich nach den Vorstellungen der Angehörigen. Die Trauerfeier findet in der Regel auf einem Andachtsplatz statt, auf dem Sitzbänke platziert werden. Ob es, wie in Sankt Katharinen, eine Kapelle in Erdweg geben soll, ist noch unklar. Auf den Bäumen, an denen sich Gräber befinden, werden Namenschilder und Nummern angebracht. "Viele markieren die Gräber auch durch ein Stück Moos oder durch eine bestimmte Waldpflanze", sagt Lauer.

Die Gemeinde Erdweg könnte an dem Baumfriedhof mitverdienen. Das Hoheitsrecht über das Bestattungswesen liegt nach wie vor bei ihr. Die gräfliche Forstverwaltung würde als eine Art Verwaltungshelfer den Friedhof betreiben und die Gemeinde an den finanziellen Erlösen beteiligen müssen. Erdwegs Bürgermeister Georg Osterauer (Freie Wähler) sagt über das Projekt: "Das ist eine gute Sache." Er geht aber davon aus, dass der Baumfriedhof vorwiegend für Personen aus München interessant sein könnte. Er ist überzeugt: "Unsere Bürger werden sich sicherlich an unseren kirchlichen Friedhöfen orientieren."

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