Erdweg:Kalorien für den Altbürgermeister

Erdweg: Erdwegs Altbürgermeister Michael Reindl (rechts) mit seinem Nachfolger Georg Osterauer.

Erdwegs Altbürgermeister Michael Reindl (rechts) mit seinem Nachfolger Georg Osterauer.

(Foto: privat)

Erdweg zeichnet Michael Reindl aus, der 34 Jahre lang die Geschicke der Gemeinde lenkte. Und bedankt sich mit Schokolade.

Von Benjamin Emonts, Erdweg

Was schenkt man einem, der 34 Jahre lang Bürgermeister war? Die Mitarbeiter der Gemeinde Erdweg greifen schlicht auf das zurück, was Michael Reindl immer am liebsten war: Schokolade. Reindls Nachfolger, Bürgermeister Georg Osterauer, übergibt ihm also einen Korb mit abgezählten 10 000 Kalorien verschiedenster Schokoladenvariationen. Und Reindl grinst wie ein Schulbub.

Das eigentliche Geschenk, eine gerahmte Urkunde, hat Reindl, seines Zeichens Freier Wähler, da bereits bekommen. Die Gemeinde Erdweg erklärte ihn am Dienstagabend nach einem Beschluss des Gemeinderats und auf Wunsch zahlreicher Gemeindebürger feierlich zum Altbürgermeister - ganz im Sinne des römischen Redners und Staatsmanns Marcus Tullius Cicero (106 bis 43 vor Christus)

, der einst so schön sagte: "Keine Schuld ist dringender, als die, Danke zu sagen." Der frisch gebackene Altbürgermeister ist ob der herzlichen Worte seines nie um ein Zitat verlegenen Nachfolgers Georg Osterauer sichtlich bewegt. "Ich durfte hier viele Auszeichnungen vornehmen, aber jetzt selbst geehrt zu werden, ist schon etwas ganz Besonderes", sagt er. Die etwa 30 Gemeinderäte, Bürger und ehemaligen Mitarbeiter, die ins Erdweger Rathaus gekommen sind, applaudieren. Wer hätte diese Auszeichnung sonst verdient, wenn nicht einer, der bereits im Alter von 28 Jahren zum jüngsten Bürgermeister ganz Bayerns gewählt wurde - und seinen Chefsessel fortan 34 Jahre lang zu verteidigen wusste? Reindl denkt daran zurück, wie er im Jahr 1972 bei der nach der Gebietsreform neu gegründeten Gemeinde Erdweg zu arbeiten begann - "ohne Computer, mit ganz wenigen Mitarbeitern". Im Jahr 1980 wurde er schließlich mit 65 Prozent der Stimmen zum Bürgermeister der Gemeinde gewählt. In dieser Funktion überdauerte er sechs Legislaturperioden und setzte sich gegen namhafte Gegenkandidaten wie den späteren CSU-Landtagsabgeordneten Blasius Thätter durch. Reindl weist stolz darauf hin, dass die Infrastruktur der Gemeinde Erdweg unter seiner Führung maßgeblich verbessert worden sei: Er nennt den Bau der Dreifachturnhalle, den Ausbau der Erdweger Schule, die Elektrifizierung der Linie A und die Restaurierung des historischen Wirtshauses am Erdweg, die er mit in die Wege geleitet hat. Als Pensionist ist Reindl Sprecher der Freien-Wähler-Fraktion im Kreistag. Und er engagiert sich als Kirchenpfleger, bei der Kriegsgräberfürsorge und in der Behindertenarbeit.

"Die Ernennung zum Altbürgermeister begreife ich als Wertschätzung und Würdigung meiner 32-jährigen Tätigkeit", sagt Reindl. Er macht keinen Hehl daraus, dass ihm das Loslassen nicht leicht gefallen ist. "Die Begegnung mit dem Bürger und die Gestaltungsfreiheit haben mir immer große Freude bereitet." Inzwischen wisse Reindl aber auch, sich anderweitig zu beschäftigen. Er nimmt sich etwa ausgiebig Zeit für Fotowünsche. Eine langjährige Mitarbeiterin sagt augenzwinkernd: "Ich möchte nicht wissen, wie viele Fotos er von sich zu Hause hat." Wer könnte Reindl ein bisschen Eitelkeit verübeln? "Er ist über 34 Jahre immer wieder gewählt worden - da kann man sagen, was man will", findet die Mitarbeiterin.

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