Entwürfe auf dem Prüfstand:Heimelig versus modern

Entwürfe auf dem Prüfstand: Das Logo ist auch in der zentralen Stadtbücherei zu sehen.

Das Logo ist auch in der zentralen Stadtbücherei zu sehen.

(Foto: Toni Heigl)

Edgar Forster und seine Freien Wähler Dachau wollen das Logo der Stadt abschaffen und halten das Wappen für ausreichend

Von Viktoria Großmann

Edgar Forster möchte nicht, dass man das Thema allzu ernst nimmt. Dafür sind seine Worte allerdings recht harsch: "Ich finde es hässlich." Ein Balken, ein grüner Bogen, ein aufrechtes und ein liegendes Rechteck, dazu zwei Dreiecke. Das ist seit etwa 20 Jahren das Logo der Stadt Dachau: Es symbolisiert den Altstadtberg mit Schloss, Jakobskirche und zwei Altstadthäusern. "Ohne Erklärung versteht man das nicht", sagt Forster. Die Freien Wähler im Dachauer Stadtrat haben beantragt, das Logo wieder abzuschaffen. An diesem Mittwoch, Beginn 14.30 Uhr im Alten Sitzungssaal, soll darüber im Haupt- und Finanzausschuss diskutiert werden. In Auftrag gegeben hatte es einst Oberbürgermeister Kurt Piller (ÜB), um die Stadt moderner zu machen. "Jetzt waren wir 20 Jahre modern, jetzt reicht es wieder", sagt Forster.

Ein Logo braucht es einfach nicht, findet der Stadtrat, der auch Kreisrat und stellvertretender Landrat ist. "Es gibt ja ein Stadtwappen." Und zwar ein kleines und ein großes. Je nach Anlass könne nur die kleine Version mit dem Sporn benutzt werden oder - für wichtigere Anschreiben - das große Wappen mit Sporn, Löwe und Schlange. Was und warum auf dem Wappen zu sehen sei, das müsse man zwar auch erklären, sagt Forster. "Aber auch ohne das sieht jeder: Das ist das Stadtwappen."

Anschreiben, Bekanntmachungen, Einladungen, Ausschreibungen, Pressemitteilungen, Stadtmagazin, Homepage, selbst der Facebook-Auftritt der Stadt: Wo auch immer offiziell die Stadt der Absender ist, taucht das geschwungene Logo auf. Mehrere Büros hatten sich damals an der Ausschreibung beteiligt. Die Stadträte befürworteten mit großer Mehrheit einen Entwurf der Leporello Company aus Dachau. "Es sollte eine moderne, frische Anmutung haben und das Stadtensemble sollte trotzdem sichtbar sein", erklärt Martin Off stellvertretend für das Gestaltungsbüro. "Es ist natürlich eine sehr abstrahierte Formensprache."

Den Stadträten erschien sie damals offensichtlich sehr verständlich und die Verwaltung heute hat Forster, wie er sagt, bereits signalisiert, dass sie das Logo nicht ohne Not aufgeben möchte. "Sie sollen ja auch nicht das Briefpapier einstampfen, aber es kostet auch nichts, das auslaufen zu lassen." Das Logo zu bestellen, hat aber damals sehr wohl etwas gekostet.

Dachau ist mit seinem Logo in guter Gesellschaft: Natürlich hat auch München eines sowie Freising, Aichach und Friedberg. Fürstenfeldbruck hat sein Wappen im Logo untergebracht, ebenso Augsburg. Auch die Bundeshauptstadt Berlin hat ein Logo. Ein stilisiertes Brandenburger Tor in Rot. Die Stadt München zeigt die Türme der Frauenkirche und des Rathauses im Sonnenunter- oder aufgang, das ist Interpretationssache. Einen hohen Wiedererkennungswert hat das Aichacher Logo, auch wenn sich selbst auf den zweiten Blick nicht erschließt, wofür der orange-rote Blätterstrauß steht.

Während Wappen die Geschichte symbolisieren und von längst vergangenen Zeiten erzählen, greifen Logos markante Eigenschaften einer Stadt auf. Ein Fluss, ein Berg, eine Kirche, eine Silhouette. Deshalb passt das Logo ganz gut zum Blütenhonig aus dem Dachauer Schloss und das Wappen auf eine Fahne, die im Hintergrund hängt, wenn die Bundeskanzlerin zu Gast ist oder ein Ehrenbürger ernannt wird.

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