Dachau:Theaterprojekt mit jungen Flüchtlingen wird fortgesetzt

Theaterprojekt

Alaa aus Syrien ist eine der Jugendlichen, die sich an dem Dachauer Theaterprojekt beteiligen. Premiere ist am Donnerstag.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Das Stück "Eine Liebe Immer" haben viele Besucher verpasst. Am Donnerstag gibt es noch mal eine Aufführung im Jugendzentrum Dachau Ost.

Manchmal kommt der Erfolg mit Verspätung, sozusagen in Zeitverzögerung. Als Nicholas Hohmann und Rebecca Molinari im Herbst vergangenen Jahres ihr Theaterprojekt mit jungen Flüchtlingen zum ersten Mal der Öffentlichkeit vorstellten, kam kein einziger Besucher in das Jugendzentrum in Dachau-Ost. Die Generalprobe zur großen Premiere Mitte November vergangenen Jahres ließ schon erahnen, dass den beiden Theaterpädagogen Großes mit ihrer Schauspielgruppe gelingt.

Bomben fallen auf die Erde. Überall hört man Sirenen, Schreie und Klagelaute, sie gehen durch Mark und Bein. Es ist eine Szene, bei der man Gänsehaut bekommt. Doch wenigstens in diesem Raum, zu diesem Zeitpunkt ist das Geschehen nicht echt. Und dann betreten die Flüchtlinge, einer nach dem anderen die Bühne, stellen sich mit Namen vor und erzählen ihrer Geschichten. Über ihre Flucht, über ihre Erfahrungen in Deutschland. Die Geschwister Alla und Tasnem aus Syrien sagen: "Wir wollen, dass andere Menschen sehen und verstehen können, was los ist in unserer Heimat." Sie wollen sie näher bringen.

Die jungen Leute beginnen zu singen. Es sind Schlaflieder aus ihrer Heimat. Und schon führen Nicholas Hohmann und Rebecca Molinari die Jugendlichen auf die Bühne: Tasnem singt und klatscht im Takt. Alaa bekommt einen Schal in den Arm, der das Baby darstellt, dem das Schlaflied vorgesungen wird, und drei weitere Buben begleiten sie auf dem Gute-Nacht-Spaziergang. Das Baby will nicht schlafen, und jedesmal, wenn die Gruppe bei der singenden Tasnem angelangt ist, schüttelt Alaa verzweifelt den Kopf. Genervt will sie das Baby Tasnem in den Arm drücken. Aber siehe da, das Baby schläft. Majid wird mit einem entrüsteten "Pssst!" weg geschickt. So weit liegen die Erfahrungen trotz unterschiedlicher Kulturen anscheinend nicht voneinander entfernt. Und wegen des Erfolgs im November tritt die Gruppe jetzt wieder auf. Damals bedauerten Leser der SZ auf Facebook, den Termin verpasst zu haben. Jetzt haben sie die Gelegenheit, die Fortsetzung des Theaterprojekts erleben zu können.

Sprachbarrieren behindern genauso wie blankes Desinteresse

"Eine Liebe Immer" heißt ein Theaterprojekt mit jungen Geflüchteten in Dachau. Flüchtlinge stehen vor der schwierigen Aufgabe, sich auf dem schnellsten Weg zu integrieren. Dabei stoßen sie neben den Sprachbarrieren, kulturell unterschiedlichen Werten oftmals auf ein Desinteresse bezüglich ihrer eigenen Geschichten und der ihrer Herkunft. Um dem entgegen zu wirken, entwickelten die beiden Schauspieler Nicholas Hohmann und Rebecca Molinari mit Geflüchteten im Alter von 17 bis 22 Jahren das Theaterprojekt. Eine Art Plattform, auf der die bisherigen Erfahrungen aus den Herkunftsländern und Dachau, szenisch umgesetzt und präsentiert werden. Das Integrationsprojekt wurde von der Stadt Dachau, Abteilung Integration und Jugend, in Kooperation mit der Staatlichen Berufsschule Dachau entwickelt.

Theaterpädagogin Rebecca Molinari sagt: "Weil die Schauspieler etwas von sich zeigen - ob mit oder ohne Sprache -,weil man sie auf der Bühne gesehen hat, sind sie nicht mehr fremd." Auf diese Verbindung zum Publikum kommt es ihr an.

Nach der sehr erfolgreichen Premiere Mitte November ermöglichen die jungen Akteure erneut einen Einblick in ihr Leben. Sie spielen ihr Stück "Eine Liebe Immer" am Donnerstag, 26. Januar, um 19 Uhr im Jugendzentrum Dachau Ost in der Ludwig-Ernst-Straße 2. Der Eintritt ist frei. Eine Voranmeldung ist nicht erforderlich.

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